Spektakuläre Fälle: Der FlopRaub von „Wempe“
Der Motor des alten Audi 80 heult auf, dann ein ohrenbetäubendes Krachen: Zwei Gangster rasen frühmorgens ins Schaufenster des Juweliers „Wempe“an der Mö. Obwohl Luxusuhren im Wert von mehr als 250000 Euro zum Greifen nah sind, flüchten die Einbrecher ohne Beute. Lesen Sie hier, was für die dreisten Täter am 19. Februar 2009 mitten in der Hamburger City so kolossal schiefgegangen ist.
Es war 5.32 Uhr, als der AudiFahrer zu dem rabiaten Bruch schräg gegenüber vom Mönckebergbrunnen ansetzt. Die stählernen Rollläden durchbricht er mit dem Auto ohne Probleme, rast dann in ein Schaufenster, in dem unter anderem Uhren der Marken Rolex, Oris und Breitling liegen. Doch dann greift das Alarmsystem des Nobel-Juweliers.
Und damit hatten die Einbrecher irgendwie nicht ge
Ein Polizist untersucht das Flucht-Motorrad der Täter. rechnet. Eine Nebelmaschine sorgt dafür, dass die Täter ihre Hand nicht mehr vor Augen sehen können. Gleichzeitig geht das beschädigte Rolltor hinter dem demolierten Audi ratternd nieder. Die Einbrecher geraten in Panik. Einer, der vorm Geschäft gewartet hatte, hilft seinem Kumpanen aus dem verbeulten Audi. Dann rennt das Duo, das schwarze Motorrad-Kleidung und Helme trägt, zu einem Suzuki-Motorrad und rast davon.
Die Polizei löst eine Großfahndung aus. Die Besatzungen von einem Dutzend Streifenwagen jagen die Gangster. Doch die können entkommen.
Später entdeckte ein Passant das Flucht-Motorrad etwa 500 Meter entfernt vom Tatort an der Rückseite der Innenbehörde an der Springeltwiete (Altstadt). Die Suzuki und auch der als Rammbock verwendete Audi waren im Raum Bremen als gestohlen gemeldet.
Die Kripo prüfte, ob dieselben Täter ab 2007 ähnliche Einbrüche begangen haben. So hatten Unbekannte kurz vor dem fehlgeschlagenen Coup in Hamburg in Bremen zugeschlagen. Dort rammten sie ebenfalls eine Wempe-Filiale mit einem BMW, scheiterten hier aber schon am Rolltor. Wie in Hamburg entkamen die Ganoven auf einem Suzuki-Motorrad. Im Januar 2008 wiederum montierten Einbrecher eine massive GerüstStange
an einen gestohlenen Audi 80 und rammten damit morgens um 5 Uhr beim dritten Versuch die Tür des Juweliers „Umland“in Stade auf. Die Diebe entkamen mit Uhren der Schweizer Marken Omega, Breitling und Rado im Wert von 100000 Euro.
Zu der Gerüststange hatten die Täter gegriffen, weil die Inhaber bereits vor Jahren einen massiven Betonpoller im Eingang versenkt hatten. Damals war versucht worden, die Eingangstür mit einem Auto aufzudrücken.
Das Bundeskriminalamt (BKA) geht davon aus, dass hier straff organisierte Banden aus Osteuropa am Werk waren. Im Gegensatz zu „Kollegen“, die während der Geschäftszeit mit Vorschlaghämmern und Schusswaffen Nobel-Juweliere stürmen, ist die Erfolgsquote der Rammbock-Täter aber eher dürftig. Die „Hammer-Täter“hatten auch in Hamburg seit der Jahrtausendwende mehrfach zugeschlagen und es dabei vor allem auf Rolex-Uh
Diese Luxus-Uhren ließen die nervös gewordenen Täter im zertrümmerten Schaufenster zurück.
ren abgesehen. Der Wert ihrer Beute betrug pro Coup teils mehr als eine Million Euro. Mehrfach entkamen die Räuber auf Motorrollern.
„Wempe“in Hamburg war aber bis zur Rammbock-Attacke 2009 im Gegensatz zu anderen Hamburger NobelJuwelieren bisher von ähnlichen Taten verschont geblieben. Doch 1978 war genau die 2009 betroffene Filiale schon einmal Schauplatz eines Mega-Coups. Damals hatte ein bewaffneter Räuber den Geschäftsführer nachts in seiner Wohnung am Mittelweg (Harvestehude) überfallen, mit Tabletten betäubt, gefesselt und ihm Tresor- und Ladenschlüssel abgenommen. Doch der nervöse Räuber, der einen Komplizen hatte, brach morgens im Laden den Gelenkschlüssel für den riesigen Tresor im Schloss ab. Den Tätern blieb nur noch, die Auslagen zu plündern – auch hier machten sie noch Beute in Millionenhöhe. Doch das, was ihnen da allein an goldenen Rolex im Safe entgangen war, hätte beim Hehler vermutlich ein Vielfaches davon erbracht ...