Hamburger Podcaster lädt zum Promi-Talk ins Wohnmobil
HUMMELSBÜTTEL Andreas Loff baute einen Camper zum rollenden Tonstudio um – die Hörer lieben seine Sendung
Andere kaufen sich ein Wohnmobil, um damit einen Roadtrip zu machen. Andreas Loff nutzt seins, um darin seinen Podcast „Das Ziel ist im Weg“zu produzieren. Die MOPO hat ihn in seinem umgebauten „Tonmobil“besucht.
In einem Vorgarten in einer ruhigen, grünen Wohngegend im Stadtteil Hummelsbüttel steht es: das gewaltige Winnebago-Wohnmobil, bestens geeignet, um damit die Welt zu bereisen. Doch Podcast-Produzent Andreas Loff lädt sich lieber Gäste ein, um mit ihnen auf den cremefarbenen Ledersesseln in intimer Atmosphäre zu plaudern.
Auf den ersten Blick sieht alles ganz normal aus, es gibt eine Kochnische und Schlafplätze. Viel musste an dem Campingwagen auch gar nicht verändert werden, um ihn in ein Tonstudio zu verwandeln: „Ein Wohnmobil hat den Vorteil, dass es meistens schon sehr gut gedämmt ist“, erklärt Andreas Loff. Er hat sein Studio mit Dämm-Matten, Mikrofonen, Kopfhörern und weiterem Audio-Equipment ausgestattet; mehr brauchte es nicht für die optimale Akustik.
Doch wie kam es überhaupt dazu? Der ehemalige IT-Unternehmer und Musiker stand nach dem Verkauf seiner FirmavorderFrage,wiees weitergehen sollte. „Ein Freund schlug mir vor, ich solle doch mal diesen Podcast im Wohnmobil machen, über den wir schon mal gesprochen hatten“, erzählt der 47Jährige. Kurze Zeit später folgte die Gründung von „Ponywurst Productions“.
Für die erste Folge, die im November 2018 erschien, lud er sich Micky Beisenherz ein. Den bekannten Moderator begleitete Andreas Loff später auf dessen Tour und stand dabei gemeinsam mit ihm auf einer Bühne. Dass Micky Beisenherz, mit dem er auch privat befreundet ist, für die erste Folge zusagte, sei durchaus ein Sprungbrett für seinen Podcast gewesen – das gibt Andreas Loff offen zu. Inzwischen lauschen seiner rauen, tiefen Stimme rund 150000 Hörer. Neben „Das Ziel ist im Weg“ist der 47-Jährige auch an anderen Produktionen beteiligt, schon jetzt kann er von den Einnahmen leben.
Der Dialog-Podcast verspricht „interessante Menschen mit interessanten Lebenswegen“, wie der Hamburger erklärt. Auch Comedians wie Atze Schröder oder Michael Mittermeier saßen Andreas Loff schon in seinem Tonmobil gegenüber. Doch nicht nur Promis, die schon auf etlichen Bühnen gestanden haben, erzählen bei „Das Ziel ist im Weg“ihre Geschichten: In einer Folge sprach beispielsweise Fotograf und „National Geographic“-Autor York Hovest darüber, wie er den Dalai Lama traf und eine Woche später mit zwei Freunden über den Atlantik gerudert ist.
Vorbeikommen kann also im Prinzip jeder, der etwas Spannendes zu erzählen hat – aber eine Regel gibt es dann doch: „Ich lehne erst mal alle ab, die sich selbst als Gast vorschlagen. Das kommuniziere ich auch so in meinem Podcast“, so der Produzent. Und es kommt auch vor, dass die Gespräche nicht wie erhofft laufen. „Es gibt Folgen, die ich nicht veröffentlichen werde – beispielsweise, weil der Gast das Interview nicht ernst genommen hat.“
Nicht immer kommen seine Gesprächspartner nach Hamburg angereist: Der sperrige Campingwagen ist nämlich fahrtüchtig. „Ich fahre auch mal zu den Gästen hin, aber inzwischen hat es sich so ergeben, dass die meisten Leute zu mir kommen.“Das Wohnmobil, das er extra als Tonstudio angeschafft hat, sei durch seine Größe sehr schlecht zu manövrieren – deswegen sei ihm auch schon das ein oder andere Interview durch die Lappen gegangen. „Eventuell kaufe ich noch mal ein kleineres.“
Immerhin: Im Jahr 2011 hat Loff sein altes Wohnmobil tatsächlich für das genutzt, wofür es gebaut wurde, und ist fünf Monate durch Europa getourt. Auch Gäste hätten darin bereits übernachtet. Er selbst natürlich sowieso. Ob es damit auch abseits von Podcasts noch eine Tour geben wird? Momentan hat Andreas Loff dafür keine Zeit.
➤ Den wöchentlich erscheinenden Podcast „Das Ziel ist im Weg“gibt es auf Spotify, iTunes und auf mopo.de zu hören.