Wie sicher ist is erai es s im M Moia, Herr May?
Der Geschäftsführer des Ridesharing-Anbieters über Kurzarbeit, Hygiene-Regeln für Gäste und Fahrer und das Wiederhochfahren des Betriebs
Durch die Coronakrise hat sich der Alltag verändert – das macht sich auch im Verkehr bemerkbar. Über die Auswirkungen hat die MOPO mit Geschäftsführern ausgewählter Unternehmen aus der Mobilitäts-Branche gesprochen – über aktuelle Probleme, neue Maßnahmen und Strategien für die Zukunft. Im zweiten Teil spricht Jens-Michael May, CEO der Moia Operations, darüber, wie der E-Fahrdienst mit der Corona-Situation umgeht.
MOPO: Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf die Fahrgastzahlen bei Moia? Jens-Michael May:
Im CoronaFrühjahr ist nahezu das gesamte gesellschaftliche Leben auf ein Minimum zurückgegangen. Natürlich hatte das auch Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Menschen. Das haben wir durch eine stark sinkende Nachfrage zu spüren bekommen. In den ersten fünf Wochen seit Wiederaufnahme des Betriebes am 25. Mai haben wir rund 115000 Passagiere befördert und passen die Flotte seitdem an die tatsächliche Nachfrage an.
Wie hat sich die Krise auf die Mitarbeiter ausgewirkt?
Wir haben ab April unseren regulären Betrieb in Hamburg und Hannover vorübergehend eingestellt und Kurzarbeit für rund 800 Mitarbeiter angemeldet, um das Unternehmen und die Belegschaft vor den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu schützen. Ende Mai haben wir dann damit begonnen, den Betrieb in Hamburg schrittweise wieder hochzufahren, sind aber vom Vorkrisenniveau noch deutlich entfernt. Oberstes Ziel ist für uns in der aktuellen Situation, im Regelbetrieb zu fahren und die Kurzarbeit für unsere Fahrer zu beenden. Zu vermehrten Kündigungen ist es nicht gekommen.
Welche Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen?
Wir haben im März schnell auf die Situation reagiert und umfassende Maßnahmen zum Infektionsschutz unserer Mitarbeiter ergriffen. So wurden unsere Betriebshöfe organisatorisch getrennt und die Betriebsabläufe angepasst. Alle Fahrer wurden festen Gruppen und damit
Schichten zugeordnet. Wie in unseren Fahrzeugen gilt auch auf den Betriebshöfen eine Maskenpflicht. Zusätzlich wurden die Mitarbeiter im Vorfeld des regulären Betriebs in Online-Trainings umfassend bezüglich der besonderen Corona-Regeln geschult. Natürlich sind unsere Mitarbeiter – wie in jedem anderen Unternehmen auch – dazu angehalten, bei Corona-ähnlichen Symptomen zu Hause zu bleiben und einen Arzt zu konsultieren.
Welche Maßnahmen haben Sie beim Fahrbetrieb getroffen?
Zum Schutz von Mitarbeiter und Kunden haben wir auch dort umfassende Maßnahmen zum Infektionsschutz ergriffen. Seit Anfang Mai gilt bei der Mitfahrt in unseren Fahrzeugen wie im ÖPNV eine Maskenpflicht. Die Pooling-Funktion wurde auf fünf Personen begrenzt und der Fahrerbereich ist durch eine Schutzfolie vom Fahrgastraum abgetrennt. Diese Maßnahmen werden durch ohnehin kurze Reinigungsintervalle ergänzt.
Glauben Sie, Moia ist in Corona-Zeiten ein sicheres Verkehrsmittel?
Ja, denn unsere Fahrzeuge verfügen grundsätzlich über ein großzügiges Raumkonzept, das den Fahrgastraum vom Fahrer trennt und über alleinstehende Einzelsitze und ausreichend Abstand zwischen den einzelnen Sitzen verfügt. Zusätzlich befördern wir maximal fünf Personen gleichzeitig. Vorher waren es sechs.
Was sagen Sie zu der vermehrten Angst in der Gesellschaft, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Corona zu infizieren?
Generell birgt der öffentliche Raum größeres Potenzial für Ansteckungen. Das gilt in Supermärkten, Sporthallen, beim Arzt oder beim Friseur genauso wie in Verkehrsmitteln. Wir bei Moia, die Nahverkehrsunternehmen und andere Mobilitätsdienste haben auf die Situation reagiert und Sicherheitskonzepte für den Betrieb entwickelt, um die Gefahr vor Ansteckungen möglichst zu minimieren.
Am Wochenende fahre ich gerne mit Moia zum Theater oder ins Kino. Jens-Michael May
Wann rechnen Sie wieder mit einem Normalbetrieb?
Es ist zu spüren, dass mit den Lockerungen im öffentlichen Leben wieder mehr Bewegung auf Hamburgs Straßen kommt. Wir beobachten einen kontinuierlichen Zuwachs bei den Fahrtanfragen. Wenn sich diese positive Entwicklung verstetigt und nichts Gravierendes dazwischenkommt, könnten wir zum Jahresende das Vorkrisenniveau erreichen. Dennoch fahren wir momentan noch auf Sicht und gehen Schritt für Schritt vor.
Wie stehen Sie zu der aktuellen Debatte über die Maskenpflicht? Finden Sie den Schutz notwendig?
Ja, denn es geht beim Tragen der Maske in erster Linie darum, andere zu schützen.
Welche Strategien haben sich durch die Pandemie in Ihrem Unternehmen geändert?
Wir fokussieren uns nach wie vor auf den Ausbau der bestehenden Standorte mit Hamburg als LeuchtturmProjekt.
Gibt es Veränderung bei der Ausrichtung Ihres Unternehmens?
Wir haben in weniger als einem Jahr „Ridepooling“als neue Mobilitätsform auf Hamburgs Straßen etabliert. Wir planen nach wie vor, unseren Service weiter zu optimieren. Wir möchten ein fester Bestandteil des Mobilitätsangebotes
sein und den Menschen damit einen weiteren Anreiz bieten, das eigene Auto öfter mal stehen zu lassen.
Hat die Krise auch positive Auswirkungen auf Ihr Unternehmen gehabt? Beispielsweise das Augenmerk auf sonst weniger beachtete Bereiche gelegt?
Mit der Corona-Pandemie sind wir alle mit einer noch nie da gewesenen Situation konfrontiert. Die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder schnell und maßgeblich geändert. Mich freut es, dass wir unseren Service immer wieder zügig und flexibel daraufhin angepasst haben. Wir haben dafür alle Hebel in Bewegung gesetzt. Unsere Kooperation im Rahmen der
Corona-Maßnahmen mit der Stadt Hamburg ist dafür ein schönes Beispiel. Zwischen dem 1. April und dem 24. Mai haben wir im Auftrag der
Stadt Nachtfahrten angeboten, um zur Grundversorgung mit Mobilität im gesamten Stadtgebiet beizutragen. Das Angebot richtete sich beispielsweise an all diejenigen, die aus beruflichen Gründen auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Sie konnten den Service im Rahmen des HVV-Tarifs täglich zwischen Mitternacht und 6 Uhr zu Sonderkonditionen nutzen.
Fahren Sie selber öfter mit Moia?
Ich selbst besitze kein Auto und nutze Moia regelmäßig, um unsere verschiedenen Betriebsstätten und Geschäftspartner zu erreichen.
Am Wochenende fahre ich beispielsweise gerne mit Moia zum Theater oder ins Kino. Darüber hinaus bin ich Proficardbesitzer im HVV und bin regelmäßig bei Bus, Bahn und Schiff an Bord. Bei gutem Wetter gefällt mir die Fahrt mit dem Stadtrad zur Arbeit.
Welche größeren Projekte sind in der nächsten Zeit geplant?
Wir treiben den Ausbau unserer Betriebshöfe und der dezentralen Infrastruktur laufend voran – trotz des schweren Corona-Rückschlags. Auf dem Betriebshof in Wandsbek werden derzeit die Ladesäulen für unsere Moia+6 installiert. Darüber hinaus sind wir mit verschiedenen Partnern im Gespräch, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Hamburg voranzutreiben. Zusätzlich konnten wir inzwischen unsere Stopps für die Fahrgäste und Pausenmöglichkeiten für unsere Fahrer mit externen Partnern ausbauen. In diesen Bereichen werden wir in naher Zukunft noch weitere wertvolle Verbesserungen erzielen. Dazu kommt die laufende Optimierung unserer App und des Algorithmus. Alle Maßnahmen helfen dabei, die Flotte im Netz besser zu verteilen, die Verfügbarkeit zu verbessern und Leerfahrten zu reduzieren.