Hamburger Morgenpost

Der HSV grüßt von der Spitze

AUSWÄRTSSI­EG Wintzheime­r, Terodde und Hunt sorgen für die Tabellenfü­hrung

- SIMON BRAASCH simon.braasch@mopo.de

Was für ein Abend, was für ein Wechselbad der Gefühle – und am Ende ein jubelnder HSV, der von der Tabellensp­itze grüßt. Durch das dramatisch­e 4:3 (2:3) beim SC Paderborn bleibt die HSVWeste dieser Saison weiß. Nach Düsseldorf besiegten die Hamburger zum Saisonstar­t auch den zweiten Bundesliga-Absteiger.

Sie waren fix und fertig nach diesem Abend, denn er hatte ihnen alles abverlangt. Erst himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt, schließlic­h doch wieder emotional im Fußball-Himmel. Der HSV durchlebte in diesen 90 Minuten so ziemlich alles, was ein Fußballspi­el bereithalt­en kann. So ist er, dieser Verein. Spätestens jetzt weiß das auch Trainer Daniel Thioune.

Ein Auf und Ab an der Pader, das weit mehr Fans verdient gehabt hätte. Handverles­ene

300 von ihnen durften auf der Tribüne Platz nehmen, mehr waren zu später Stunde aus Lärmschutz­gründen nicht erlaubt.

Sie sahen zunächst einen HSV, der auch ohne Sonny Kittel mächtig aufdrehte. Der Offensivma­nn hatte am Morgen über Unwohlsein geklagt und wurde zurück nach Hamburg gefahren. Dort wird er heute vorsichtsh­alber einen gesonderte­n Corona-Test absolviere­n.

Seine Kollegen zeigten den Hausherren früh, wo der

Hammer hing. 14 Minuten waren absolviert, als Dudziak Wintzheime­r bediente, der mit links aus knapp 20 Metern abzog – die Führung für den HSV.

Damit nicht genug: Zehn Minuten später nutzte Terodde einen Fehler der Paderborne­r im Stile eines Top-Torjägers aus, traf nach Schonlaus Querschläg­er gegen Okoroji eiskalt zum 2:0 (24.). Es lief wie geschmiert.

Was dann aber zwischen der 34. und 38. Minute passierte, konnte auch im Nach

hinein kaum jemand erklären. Weil es schlichtwe­g nicht zu fassen war.

Riesig hatte sich Klaus Gjasula auf seine Rückkehr zu seinem Ex-Verein gefreut, dann erlaubte er sich binnen vier Minuten drei schwere Fehler – prompt stand es 2:3. Unbegreifl­ich.

Zunächst hatte Leibold im Strafraum noch retten wollen, traf aber Führich – Srbeny verwandelt­e den Strafstoß zum Anschluss (34.). Zwei weitere Gjasula-Patzer nutzte Führich dann gnadenlos aus, traf erst zum Ausgleich (36.), dann sogar zur SCPFührung (38.).

Vieles sprach dafür, dass diese vier Minuten – nicht mehr als eine Zigaretten­pause also – als erster rabenschwa­rzer Fleck in die Geschichte dieser noch jungen HSV-Saison eingehen sollten. Taten sie aber nicht. Denn der HSV offenbarte mächtige Nehmerqual­itäten und schlug zurück.

Wieder waren es Wintzheime­r und Terodde, die die Fans daheim vor den Fernsehern, Laptops oder Handys jubeln ließen. Youngster Wintzheime­r bereitete vor, Oldie Terodde hielt die Hacke rein – der Ausgleich (57.).

Aber sie wollten ja an die Spitze, auch wenn es ihrem Trainer schnuppe war, wie er vorher noch wissen ließ. „Esistmireg­al,obwirnach diesem Spiel Erster, Zweiter oder Fünfter sind“, hatte Thioune gesagt. Aber dann doch lieber Erster, oder? Joker Hunt tat ihm den Gefallen, verwandelt­e den an Wintzheime­r verursacht­en Strafstoß (83.) – der Sieg, der den HSV zum Tabellenfü­hrer machte!

Da konnte dann auch Gjasula wieder lachen. „Dafür sind wir ein Team“, sagte er, bevor es zum Feiern in die Kabine ging.

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 ??  ?? Drei Torschütze­n unter sich: Aaron Hunt, Simon Terodde und Manuel Wintzheime­r (v.l.)
Drei Torschütze­n unter sich: Aaron Hunt, Simon Terodde und Manuel Wintzheime­r (v.l.)

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