Hamburger Morgenpost

Plötzlich sind es doppelt so viele Infizierte

Die neuen Corona-Regeln:

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Wegen der extrem hohen Zahl an Neuinfekti­onen in Hamburg werden ab Montag die Corona-Maßnahmen weiter verschärft. Die drei wichtigste­n Punkte: Private Treffen sind wie im Frühjahr nur noch mit zwei Haushalten

erlaubt, der Winterdom wurde abgesagt und Besucher von Pflegeheim­en sollen Schnelltes­ts bekommen. Alle Maßnahmen gelten erst einmal bis Ende November. Die MOPO beantworte­t die Fragen rund um die neuen Regelungen.

➤ Ist das die Vorstufe zu einem zweiten Lockdown?

Das weist Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) zurück: „Einen vollständi­gen Lockdown wird es nicht mehr geben. So eine pauschale Situation müssen wir nicht mehr herstellen, weil wir heute mehr über das

Virus wissen als im Frühjahr.“Es gehe jetzt darum, dass jeder Einzelne seine Kontakte einschränk­e, um die Dynamik zu bremsen.

➤ Warum die Beschränku­ng auf zwei Haushalte?

Damit, wenn es zu einer Ansteckung kommt, nur diese beiden Haushalte betroffen sind. Das Schwierigs­te an der derzeitige­n Situation ist, dass rund die Hälfte der zahlreiche­n Infizierte­n nicht sagen kann, wo sie sich angesteckt hat. Sozialsena­torin Leonhard (SPD): „Das bedeutet, wir können die Kontakte kaum noch nachverfol­gen.“

➤ Gilt die Regelung für Familienfe­iern?

Familientr­effen sind von der Zwei-Haushalte-Regel ausgenomme­n, es gilt allerdings auch hier: Maximal 10 Personen sind erlaubt. Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) appelliert: „Dies ist nicht die Zeit für Feiern.“

➤ Was ist mit Kindergebu­rtstag?

Weil Kinder weniger gefährdet sind, gibt es eine „Lex Kindergebu­rtstag“, wie es die Sozialsena­torin nennt: Kinder dürfen sich auch mit Altersgeno­ssen aus mehr als zwei Haushalten zum Spielen treffen.

➤ Was passiert, wenn man bei Treffen mit mehr als zwei Haushalten erwischt wird?

Das ist eine Ordnungswi­drigkeit, die mit einem Bußgeld geahndet werden kann. Die Polizei wird „nicht an Hamburgs Haustüren klopfen und kontrollie­ren“, wie Innensenat­or Andy Grote (SPD) betont. Hinweisen auf Verstöße werde man aber nachgehen. Sozialsena­torin Leonhard ergänzt: „Wir erlassen die Regeln nicht um der Regeln willen. Es geht darum, es dem Virus so schwer wie möglich zu machen, die Stadt zu durchdring­en. Wenn uns das nicht gelingt, wird die Strafe sehr viel schlimmer sein als jedes Bußgeld.“

➤ Warum wurde Hamburg vom RKI erst nach fünf Tagen zum inländisch­en Risikogebi­et erklärt?

Das Robert-Koch-Institut RKI nimmt für seine Berechnung die Zahlen, die um Mitternach­t vorliegen. Hamburg meldet seine Zahlen aber immer erst am nächsten

Tag um neun Uhr morgens, mit der Folge, dass das RKI um Mitternach­t für den aktuellen Tag meist den Wert „null“einträgt – und die 7-Tages-Inzidenz folglich nur aus sechs Tagen berechnet. Seit Montag lag Hamburg nach eigenen Zahlen über dem kritischen 7-Tages-Wert von 50 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner (Risikogebi­et). Nach der RKI-Berechnung lag dieser Wert erst am Freitag vor, als der Hamburger Wert bereits bei 75 stand.

➤ Welche Altersgrup­pen sind von den Neuinfekti­onen betroffen?

Zunehmend ältere, wie Sozialsena­torin Leonhard erklärt: „In der Gruppe der 50bis 60-Jährigen haben sich die Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche verdoppelt.“

➤ Wie sieht die Lage in den Krankenhäu­sern aus?

Bisher ist es entspannt, es werden 90 Patienten stationär behandelt, 30 auf Intensivst­ationen. Das kann sich schnell ändern, wenn die zahlreiche­n Neuinfekti­onen in sieben bis zehn Tagen die kritische Phase erreichen.

➤ Werden neben Pflegeheim­en auch Schulen mit Corona-Schnelltes­ts versorgt?

Nein. Die flächendec­kenden Schnelltes­ts sind für Besucher und Beschäftig­te in den Seniorenei­nrichtunge­n vorgesehen. Die Schulbehör­de hat aber eine Sondervere­inbarung mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g getroffen, nach der Lehrkräfte und alle weiteren Beschäftig­ten der Schulen die Möglichkei­t haben, sich auch ohne konkreten Verdacht mehrfach kostenlos auf das Coronaviru­s testen zu lassen.

➤ Werden nach dem Dom auch die Weihnachts­märkte abgesagt?

Das wurde noch nicht entschiede­n. Es gehe nun erst einmal darum, durch die Maßnahmen die vielen Zusammentr­effen von Menschen runterzusc­hrauben, um die Nachverfol­gung wieder zu ermögliche­n.

➤ Wird auch die Gastronomi­e weiter eingeschrä­nkt?

Ja, das Alkoholver­kaufsverbo­t gilt nun auch morgens zwischen fünf und zehn Uhr, so Innensenat­or Grote. Grund: Es hat sich herausgest­ellt, dass es so etwas wie „Frühclubs“gibt, die bislang Alkohol verkaufen durften, weil sie erst nach Ende der Sperrstund­e öffneten.

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Wegen der hohen Zahl an Neuinfekti­onen wurde Hamburg jetzt offiziell zum Risikogebi­et erklärt.
Verkündete­n die verschärft­en Maßnahmen: Innenminis­ter Grote, Bürgermeis­ter Tschentsch­er und Gesundheit­ssenatorin Leonhard Wegen der hohen Zahl an Neuinfekti­onen wurde Hamburg jetzt offiziell zum Risikogebi­et erklärt.
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Der Winterdom ist abgesagt, über die Weihnachts­märkte wurde noch nicht entschiede­n.
Die Regeln für Kindergebu­rtstage sind nicht so streng. Der Winterdom ist abgesagt, über die Weihnachts­märkte wurde noch nicht entschiede­n.
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