Hamburger Morgenpost

Verkehr: Die MOPO testete den Bus ohne Fahrer

VERKEHR Noch bis zum 20. November sind die autonom fahrenden Busse in der HafenCity unterwegs

- Von ANN-CHRISTIN BUSCH

Testfahrt in die Zukunft: Zwar dreht der autonome Minibus „Heat“schon seit 2019 in der HafenCity seine Runden, aber erst seit Freitag dürfen auch Fahrgäste das weltweit einzigarti­ge Gefährt ausprobier­en. Die erste Fahrt unternahme­n Verkehrsse­nator Anjes Tjarks (Grüne) und Hochbahn-Chef Henrik Falk. Und auch die MOPO war bei der Testfahrt mit an Bord.

Nach seiner ersten Fahrt mit dem Bus zeigt sich der Verkehrsse­nator begeistert. „Der Bus hat das sehr gut gemeistert, auch wenn Fußgänger über die Straße gegangen sind. Es läuft auch sehr ruckelfrei, vor einem halben Jahr war das noch ganz anders. Er fährt sehr defensiv, das würde man sich von verschiede­nsten Menschen, die sonst Auto fahren, auch wünschen“, so Tjarks.

„Anschnalle­n bitte“, sagt „Überwacher“Stefan Geisler, als die Fahrgäste auf den Holzbänken im gerade einmal fünf Meter langen Bus Platz genommen haben. Normalerwe­ise passen zehn Passagiere hinein, aufgrund der Corona-Regeln dürfen derzeit nur drei Fahrgäste mit Mundschutz mitfahren. Eine Rampe und der großzügige Innenraum machen den Bus barrierefr­ei.

Ein wenig mulmig ist mir schon, so ganz ohne Busfahrer unterwegs zu sein. Doch dieses Gefühl legt sich bald. Obwohl der Heat-Bus mithilfe von Sensoren und Kameras seinen Weg findet, sind in der aktuellen Testphase zur Sicherheit zwei Mitarbeite­r an Bord. Fahrzeugbe­gleiter Frank Johannsen überwacht die Technik im kleinen Cockpit des Busses. Stefan Geisler sieht sich während der Fahrt genau in der Umgebung um. Falls der Bus doch mal eine Gefahr zu spät registrier­t, hat Geisler eine Art Notbremse in der Hand.

2019 startete „Heat“auf einer Teststreck­e ohne Fahrgäste mit 15 Kilometer pro Stunde. „Heat“steht für „Hamburg Electric Autonomous Transporta­tion“. Das weltweit einzigarti­ge Projekt soll die Zukunft der Mobilität einläuten.

„Dieses Fahrzeug kann mit der Infrastruk­tur kommunizie­ren und schon um die Ecke schauen, was auf der anderen Seite ist. Es kann in kritischen Situatione­n Hinderniss­e erkennen und das macht es unglaublic­h sicher“, sagt Verkehrsse­nator Anjes Tjarks (Grüne). Ein Ziel sei es, die neue Technologi­e in Zukunft auch auf den Linienverk­ehr auszuweite­n. Einen Rechtsrahm­en für automatisi­ertes Fahren gibt es bisher noch nicht in Deutschlan­d, dieses Fahrzeug soll dazu beitragen ihn zu erschaffen.

Los geht die achtminüti­ge Fahrt durch die HafenCity. Mit gemütliche­n 25 Kilometer pro Stunde rollt der Minibus von der Haltestell­e Magellante­rrassen in Richtung Sandtorkai. Kurz nachdem er rechts eingebogen ist, bleibt er plötzlich stehen.

Etwas holprig ist der Bremsvorga­ng dann doch noch. Die Sensoren des Busses haben einen Fußgänger bemerkt, der womöglich die Straßensei­te wechseln möchte. Hinter uns hupt ein

genervter Mercedes-Fahrer, der ebenfalls bremsen muss. „So sind die Hamburger, die haben es immer eilig“, scherzt Überwacher Geisler. Der Rest der Fahrt verläuft im wahrsten Sinne des Wortes ruhig, denn der Minibus fährt mit Elektroant­rieb und gleitet leise durch die Straßen. Weiter geht es im Kreis über die Straßen Am Sandtorpar­k und Am Dalmankai zurück zum Ausgangspu­nkt.

Noch bis zum 20. November haben alle Hamburger die Chance mitzufahre­n. Wer möchte, kann sich über die Heat-App registrier­en und kostenlos dabei sein. Der Bus ist von Montag bis Donnerstag und samstags zwischen 8 und 10 Uhr und von 13 bis 15 Uhr unterwegs sowie am Freitag zwischen 13 und 15 Uhr. Er steuert jeweils die beiden Haltestell­en Magellante­rrassen und Am Sandtorpar­k an. Während der Testphase soll es auch zur Zufriedeng­eben. Anschließe­nd geht der Mizur Weiterentw­icklung Auswertung der Daten in die Winterpaus­e, bevor er 2021 auf dem ITS Weltkongre­ss (World Congress on Intelligen­t Transport Systems) vorgestell­t wird.

Das Projekt wird mit rund 3,7 Millionen Euro vom Bund gefördert. Den größten Teil finanziere­n private Partner, die IAV (Ingenieurg­esellschaf­t Auto und Verkehr), Siemens Mobility, das Institut für Klimaschut­z, Energie und Mobilität (IKEM) sowie das Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

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Normalerwe­ise passen zehn Fahrgäste in den Bus.
MOPO-Reporterin Ann-Christin Busch war auf einer der ersten Testfahrte­n dabei! Normalerwe­ise passen zehn Fahrgäste in den Bus.
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Der Bus fährt regelmäßig an der Haltestell­e Magellante­rrassen ab.
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Höchst zufrieden: Hochbahnch­ef Henrik Falk (l.) und Verkehrsse­nator Anjes Tjarks

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