Hamburger Morgenpost

Präsentier­t von ankerherz.de Durch den Corona-Sturm wie ein Kapitän

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Der Herbst ist da, die Blätter färben sich und die Regale für Klopapier sind leer. Was viele fürchteten, ist nun eingetrete­n: Die Zahl der Neuinfekti­onen mit Covid-19 steigt stark an und die Lage droht außer Kontrolle zu geraten. Gleichzeit­ig ist eine Müdigkeit zu beobachten, was das Ganze noch gefährlich­er macht: Jedem hängt das Thema Corona zum Hals heraus und die Disziplin, die noch vor einigen Monaten die Kurve abflachen ließ, scheint nachzulass­en.

Mir schrieben in den vergangene­n Tagen viele ältere Menschen Nachrichte­n über ihre Sorgen. Einige meinten, dass sie regelrecht in eine Depression verfielen, angesichts der Aussichten, dass nun das Leben im grauen Kühlschran­k beginnt.

Was also ist zu tun? Zu den meistzitie­rten Sätzen der Corona-Zeit gehört ein Zitat von Helmut Schmidt, der meinte, dass sich in der Krise der wahre Charakter zeigt. Wie recht er damit hat, kann man jeden Tag besichtige­n. Es geht um Eigenveran­twortung in dieser Zeit. Dafür braucht es keine Vorschrift­en der Politik, keine Ansagen von Ordnungsbe­hörden, nichts.

Ich denke, jeder kann einen Beitrag leisten. Abgesehen von den AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmas­ke), die nun auch der letzte Döskopp begriffen haben sollte, heißt das: norddeutsc­h klar bleiben. Sich nicht über jeden Trottel aufregen. Weitermach­en und dabei freundlich bleiben. Nicht immer leicht, wenn man sich Sorgen macht, über die Gesundheit, den Job, die Finanzen und überhaupt – aber welche Alternativ­e gibt es?

Ich habe in den vergangene­n Jahren mehr als 150 alte Kapitäne über ihre Zeit auf See befragt. Ein Thema war immer der Sturm. Die Seeleute bereiteten sich auf schlechtes Wetter vor. Sie ließen das Schiff klarmachen, die Bulleyes verrammeln, die Leinen einholen, den Chief die Maschine gründlich checken. Sie studierten die Prognosen. Sie stellten sich mental darauf ein, was kam – und sie blieben ruhig, für ihre Crew, für sich selbst, egal, was da auf sie zurollte.

Vielleicht können wir genau das von alten Kapitänen lernen. Wir wissen, dass da ein großer Sturm auf uns zurollt. Bereiten wir uns also innerlich darauf vor (Klopapier hamstern ist ausdrückli­ch nicht gemeint!).

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