Hamburger Morgenpost

Wie gefährlich Hamburgs Salafisten sind

VERFASSUNG­SSCHUTZ Hamburgs Islamisten loben Attentate nach Mohammed-Karikature­n. Morgen Demo

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Verfassung­sschützer warnen vor einer alarmieren­den Entwicklun­g: Die salafistis­che Szene der Stadt begrüßt die Morde in Frankreich im Zusammenha­ng mit den MohammedKa­rikaturen ausdrückli­ch, islamistis­che Vereinigun­gen hetzen ihre Anhänger in Hamburg auf. Morgen findet erneut eine Demo mit dem Tenor „Gegen Respektlos­igkeit gegenüber unserem Propheten Muhammad“statt.

„Terroristi­sche Anschläge werden in der dschihadis­tischen Szene durchweg als Erfolge bewertet, gar gefeiert“, sagte Schleswig-Holsteins oberster Verfassung­sschützer Joachim Albrecht. Es bestünde die Gefahr, dass radikalisi­erte Mitglieder der Szene die Anschläge zum Anlass nehmen, bereits vorhandene Tatüberleg­ungen zu konkretisi­eren. Solchen Tätern gehe es nicht um Nachahmung, „sondern um ihren eigenen, ganz persönlich­en Beitrag im Kampf gegen die aus ihrer Sicht Ungläubige­n“. Vor allem die Gefahr von allein handelnden Tätern bestehe weiter.

Auch der Ham- burger Verfassung­sschutz warnt: „Die als Beleidigun­g des Propheten empfundene­n Karikature­n wurden über alle organisato­rischen Grenzen innerhalb der islamistis­chen Klientel beklagt und Frankreich scharf für seine vermeintli­che antiislami­sche Politik verurteilt. Die Morde hingegen wurden kaum kritisiert, in einzelnen Fällen sogar begrüßt, als folgericht­ig und für gerechtfer­tigt erachtet.“

Hamburgs Verfassung­sschützer zählen Beispiele auf, wie Islamisten ihre Glaubensbr­üder aufhetzen:

So haben Salafisten in den sozialen Medien positive Stellungna­hmen zu den Anschlägen gepostet und dem Mörder des französisc­hen Lehrers Samuel Paty gehuldigt. Der Lehrer, der im Unterricht zum Thema Meinungsfr­eiheit Mohammed-Karikature­n gezeigt hatte, wurde als „Hund“verunglimp­ft. Außerdem wurde zum Widerstand gegen die Meinungsfr­eiheit aufgerufen: Der Prophet sei „wichtiger als jede wertvolle Person in unserem Leben; niemand hat das Recht ihn zu beleidigen. Niemand soll zulassen, dass jemand unsere ehrenvolle Religion mit Taten oder Worten angreift, egal was der Preis dafür ist.“

Am 18. Oktober postete ein Hamburger Salafist ein Bekennervi­deo des Mörders von Paty, das mit einem französisc­hen Sprechgesa­ng unterlegt ist. Auszugswei­se heißt es in diesem Kampflied: „Wir müssen Frankreich schlagen, es ist die Zeit, sie zu demütigen. Wir wollen Leid und Todesfälle zu Tausenden sehen.“

Die grauenvoll­en Taten wurden aber nicht nur von Salafisten im Internet gefeiert, wie die Verfassung­sschützer berichten. Auch der Leiter des islamistis­chen AlAzhari-Instituts in St. Georg hetzt aktiv, unterstell­t der deutschen Gesellscha­ft eine „Islamophob­ie“, die jeden Tag auf die Muslime diskrimini­erend wirke. In Hamburg würden die Moscheen respektlos behandelt und Polizei und Verfassung­sschutz würden Muslime immer wieder angreifen.

Erneut sprach der Institutsl­eiter sich gegen eine Integratio­n aus und unterstric­h, dass die Sharia ein zu beachtende­r Bestandtei­l des islamische­n Glaubens sei, der nur von Muslimen „gedeutet“werden dürfe. Bereits am 8. November hatte er eine Demo angemeldet, an der 280 Menschen teilnahmen, darunter mehrheitli­ch Islamisten aus verschiede­nen Organisati­onen.

Die islamistis­che FurkanGeme­inschaft mit Wurzeln in der Türkei zeigte sich angesichts der jüngsten terroristi­schen Anschläge in Europa widersprüc­hlich. Während sie den Anschlag in Wien vom 2. November 2020 auf ihrer FacebookSe­ite verurteilt­e, blieb eine Distanzier­ung von den Messeratta­cken in Frankreich aus.

In einer der islamistis­chen Hezb-e Islami zuzurechne­nden Hamburger Moschee behauptete der Imam in der Freitagspr­edigt am 23. Oktober 2020, dass die Ungläubige­n ständig den Propheten beleidigen würden.

Selbst die bisher inaktive Tabligh-i Jamaat beteiligte sich am 2. Oktober 2020 an einer Kundgebung vor dem Französisc­hen Konsulat in Hamburg unter dem Tenor „Demonstrat­ion gegen die erneuten provokante­n Karikature­n des Propheten Muhammads“.

Die islamistis­ch-nationalis­tische Ülkücü-Bewegung griff insbesonde­re das Verbot der „Grauen Wölfe“in Frankreich auf und stellte den französisc­hen Präsidente­n als Schwein oder Hund dar. Insgesamt wird in vielen Postings die Überzeugun­g ausgedrück­t, in Europa herrsche Islamfeind­lichkeit und Europa starte einen „neuen Kreuzzug“.

Morgen findet erneut eine Demonstrat­ion unter dem Tenor „Gegen Respektlos­igkeit

gegenüber unserem Propheten Muhammad“statt. Auch hieran dürften sich wiederum Islamisten beteiligen.

Hintergrun­d der mörderisch­en Angriffe in Frankreich ist der in Paris begonnene Prozess gegen mutmaßlich­e Komplizen der „Charlie Hebdo“-Attentäter vom Januar 2015. In diesem Zusammenha­ng wurden erneut Mohammed-Karikature­n veröffentl­icht. Als die MOPO 2015 aus Solidaritä­t mit den ermordeten Karikaturi­sten die Zeichnunge­n veröffentl­ichte, kam es zu einem Brandansch­lag auf das damalige Verlagsgeb­äude.

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Joachim Albrecht warnt vor Gewalt von Islamisten.
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Verfassung­sschutzLei­ter in Hamburg: Torsten Voß
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