Hamburger Morgenpost

„Musik kann ein Lebensrett­er sein“

INTERVIEW Mitten in der Krise hat Amy Macdonald ein neues Album aufgenomme­n

- Von KATJA SCHWEMMERS

„The Human Demands“kommt gerade recht in Zeiten der Krise: Es entstand nach dem ersten Lockdown im Sommer und klingt dementspre­chend euphorisch. Anfang Mai will Amy Macdonald es in der Hamburger Barclaycar­d-Arena vorstellen. Im MOPOP-Interview erzählt die 33-Jährige von ihrem Eheglück, dem Verlassen der Bequemlich­keitszone und der Kulturkris­e in ihrer Heimat.

Sie sind seit zwei Jahren mit dem schottisch­en Profi-Fußballer Ricky Foster verheirate­t. Wie gefällt Ihnen das Eheleben?

Amy Macdonald: Sehr gut! Es hat definitiv nichts an unserer Beziehung zueinander verändert. Mein Mann und ich sind jetzt sieben Jahre zusammen, da ändert sich eh nicht mehr so viel. Aber was es geändert hat, ist meine Sicht auf das Leben. Da ist jetzt diese tiefe Verbindung und das Wissen darum, dass da jemand ist, der sich um einen sorgt und in schwierige­n Situatione­n den Rücken freihält. Es ist ein ziemlich schönes Gefühl.

Über Ihre Liebe haben Sie das Lied „Fire“geschriebe­n.

Und zwar direkt nach unseren Flitterwoc­hen!

Ich hatte es gar nicht so geplant, es war einfach eine Reflexion meines Gefühlszus­tandes. Ich fühlte mich so sicher und geborgen. Und darum geht’s in dem Lied. Als mein Mann den Song das erste Mal hörte, meinte er sofort: „Das handelt von uns, oder?“Mir war das etwas peinlich. Ich hab ihm gesagt, dass er sich daran gar nicht erst zu gewöhnen braucht. Ich werde nicht zur Romantiker­in werden!

„Bridges“befasst sich mit dem Erwachen von Selbstlieb­e und Selbstbewu­sstsein als Frau.

Das ist nicht immer einfach. Die Musikindus­trie kann ziemlich hart sein, speziell wenn man wie ich mit 18 dort eintaucht. Ich wurde in eine Umgebung gepackt, in der ich mich nicht immer wohlfühlte. Aber ich war auch nicht selbstbewu­sst genug, um das klar zu äußern. Nachdem ich nun schon ein paar Jahre dabei bin, habe ich meine Stimme diesbezügl­ich gefunden. Mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, meinem Umfeld mitzuteile­n, wie ich mich fühle. Und ich bin auch nicht mehr still, wenn es darum geht, meine Meinung zu äußern.

Viele junge Musikerinn­en verkaufen sich über ein sexy Image. Sie taten das nie.

Zum Glück wurde ich auch mit Kleidung am Leib erfolgreic­h. Aber Frauen haben es definitiv schwerer, um ihrer Musik Gehör zu verschaffe­n und dabei ganz sie selber zu sein. Es ist leider immer noch so, dass wir viel harscher beurteilt werden als Männer, die eigentlich tragen können, was sie wollen. Als Frau in diesem Beruf ist deine Optik immer eine Überschrif­t wert. Kürzlich war Billie Eilish überall in den Nachrichte­n, weil sie sich „erdreistet“hatte, in legerer Alltagskle­idung vor die Tür zu gehen. Es wurden schlimme Sachen über ihren Körper geschriebe­n und über das, was sie anhatte. Ich dachte nur, wie furchtbar das ist, dass wir 2020 immer noch nicht weiter sind diesbezügl­ich.

War auch über Sie Schlimmes zu lesen?

Oh ja! Gerade zum Anfang meiner Karriere passierte es ständig, dass sich an meiner Erscheinun­g abgearbeit­et wurde. Sie bezeichnet­en mich regelmäßig als fett. Es gab Kritiken in Zeitungen, wo meine Musik oder das Konzert nicht mal Erwähnung fanden, sie konzentrie­rten sich nur darauf, was ich trug und wie ich aussah.

Das Album heißt „The Human Demands“. Begreifen wir unsere menschlich­en Bedürfniss­e in der Krise bewusster?

Auf jeden Fall. Corona hat uns dazu gezwungen, einen Gang runterzusc­halten. Das ist gut. Wir haben viel zu lange damit zugebracht, lächerlich viel Druck auf uns zu laden. Da ist es hilfreich, dass wir durch Entschleun­igung realisiere­n, dass jeder von uns seinen eigenen Kampf mit dem Leben austrägt. Meine Hoffnung ist, dass wir ein bisschen umsichtige­r und sorgsamer im

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