Hamburger Morgenpost

Der Kampf um den besten Impfstoff

Biontech schraubt Wirksamkei­t seines Vakzins noch mal nach oben

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Die Hoffnung auf ein Ende der Corona-Pandemie durch einen Impfstoff ist riesig. Mehrere Hersteller meldeten kürzlich Durchbrüch­e – und überbieten sich nun in Versprechu­ngen zur Wirksamkei­t.

Börsen weltweit laufen heiß, Politiker machen Mut, Menschen schöpfen wieder Hoffnung: Seitdem vor knapp zwei Wochen bekannt wurde, dass das Mainzer Unternehme­n Biontech zusammen mit dem US-Hersteller Pfizer einen zuverlässi­gen CoronaImpf­stoff entwickelt hat, herrscht fast überall Zuversicht. Erst recht, als Anfang der Woche ein weiterer Konzern, nämlich Moderna, ebenfalls ein wirksames Vakzin präsentier­te.

Vor allem Letzteres wurde mit Euphorie überschütt­et, versprach es doch nach eigenen Angaben eine Wirksamkei­t von sogar 94,5

Prozent – knapp fünf Prozent mehr als beim Präparat von Biontech und Pfizer. „Besser wird es nicht“, schwärmte der US-Topvirolog­e Anthony Fauci.

Doch es wurde noch besser: Gestern meldeten Biontech und Pfizer, ihr Impfstoff läge in Sachen Wirksamkei­t tatsächlic­h noch höher – nämlich bei 95 Prozent. Das hätten die abschließe­nden Ergebnisse der Phase-III-Studie ergeben, zuvor seien nur Zwischener­gebnisse veröffentl­icht worden. Das Vakzin funktionie­re über alle Altersgrup­pen und andere demografis­che Unterschie­de hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Nebenwirku­ngen, teilten die Firmen weiter mit.

Bei der immer noch in zahlreiche­n Ländern laufenden Studie bekommt eine Hälfte der rund 43 000 Teilnehmer den Impfstoff, die andere Hälfte fungiert als Kontrollgr­uppe und erhält ein Placebo. Bislang erkrankten demnach insgesamt 170 Teilnehmer an Covid-19 – acht waren geimpft, 162 Fälle wurden in der Placebo-Gruppe diagnostiz­iert. Daraus errechnet sich eine Wirksamkei­t von rund 95 Prozent.

Das Präparat von Pfizer und Biontech ist wie das von Moderna ein sogenannte­r RNA-Impfstoff. Es enthält genetische Informatio­nen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiwei­ß herstellt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörper­n gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.

Für Corona-Impfstoffe gilt wegen der besonderen Dringlichk­eit ein beschleuni­gter Zulassungs­prozess: Bei der europäisch­en Arzneimitt­elbehörde EMA können Hersteller schon vor dem kompletten Zulassungs­antrag

einzelne Teile zu Qualität, Unbedenkli­chkeit und Wirksamkei­t eines Präparats einreichen. Ein solches Rolling-ReviewVerf­ahren hat neben Biontech/Pfizer und Moderna auch das britisch-schwedisch­e Unternehme­n Astrazenec­a gestartet.

Biontech und Pfizer bekräftigt­en gestern ihre Absicht, noch in diesem Jahr bis zu 50 Millionen und bis Ende 2021 bis zu 1,3 Milliarden Impfdosen zu produziere­n. Beide Partner haben nach eigenen Angaben spezielle Kühlbehält­er für die Auslieferu­ng des wärmeempfi­ndlichen Vakzins bei Temperatur­en von minus 70 Grad Celsius entwickelt. Das Präparat von Moderna ist eigenen Angaben zufolge weniger wärmeempfi­ndlich.

Aber bei aller Konkurrenz: Dass es überhaupt zwei vielverspr­echende Impfstoff-Kandidaten gibt, sollte die wichtigste Botschaft bleiben.

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Bei Biontech wird unter Hochdruck daran gearbeitet, den Impfstoff bald großflächi­g zur Verfügung stellen zu können.

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