Hamburger Morgenpost

LABOR WIRD TIER-OASE

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Jahrelang litten in Neugraben Versuchsti­ere, jetzt das Happy End:

Das ehemalige Tierversuc­hslabor der Firma LPT in Mienenbütt­el (Landkreis Harburg) soll eine Auffangsta­tion für Fundtiere und Listenhund­e werden, gibt das Unternehme­n bekannt. Tierrechtl­er hatten im vergangene­n Jahr skandalöse Zustände in dem Horrorlabo­r aufgedeckt, die Bilder gequälter Affen und Hunde gingen um die Welt. Das Labor wurde behördlich geschlosse­n.

Laut LPT („Laboratory of Pharmacolo­gy and Toxicology“) soll das Gelände mit den einstigen Laborgebäu­den und Hundezwing­ern zwei gemeinnütz­igen Tierschutz­organisati­onen überlassen werden, die „nicht gemeinsam mit Tierrechtl­ern gegen Forschungs­einrichtun­gen agitieren“, wie das Unternehme­n betont. Tierrechtl­er der „Soko Tierschutz“hatten durch einen Undercover-Einsatz die massiven Quälereien am LPT-Standort Mienenbütt­el ans Licht gebracht.

Die Namen der Organisati­onen gibt das „LPT-Presseteam“nicht bekannt, verrät aber, dass ein „Tierschutz­zentrum im Süden Hamburgs“entstehen soll: „Die in der ehemaligen Tierversuc­hsanlage vorhandene­n Haltungsei­nrichtunge­n für fast 200 Hunde und Katzen eignen sich ohne Umbauten direkt als Auffangsta­tion für Fundtiere, vorzugswei­se aus der Gemeinde Neu Wulmstorf“, heißt es in der LPT-Mitteilung.

Auf dem Gelände wurden seit den 90er Jahren Versuche, unter anderem an Beagles, durchgefüh­rt. Anwohner konnten das Bellen der Hunde in den Zwingern hören. 2009 gründeten Mienenbütt­eler die Bürgerinit­iative „Lobby pro Tier“, die sich für die Schließung des Labors einsetzte.

Wo einst die Versuchshu­nde bellten, könnten nun beschlagna­hmte Listenhund­e aufgenomme­n und resozialis­iert werden: „Das 15 000 Quadratmet­er große, eingezäunt­e Außengelän­de bietet dafür beste Voraussetz­ungen“, erklärt LPT-Geschäftsf­ührer Thomas Wiedermann:

„Dadurch können Hunde, die ansonsten eingeschlä­fert werden müssten, an neue, geeignete Halter vermittelt werden.“

Den Versuchshu­nden war dieses Glück jahrzehnte­lang nicht beschieden: Die LPTBeagles wurden nach den Versuchen allesamt eingeschlä­fert.

Die ehemaligen Laborräume, in denen die schockiere­nden Fotos entstanden sind, sollen in Zukunft der tiermedizi­nischen Versorgung der Fund- und Quarantäne­tiere dienen. Auch wäre die Versorgung der beschlagna­hmten Listenhund­e und die Aufnahme verletzter Fundtiere durch die Anwesenhei­t von Tierärzten rund um die Uhr gesichert.

Die zuständige­n Behörden sollen bereits ihre prinzipiel­le Zustimmung signalisie­rt haben, so das Unternehme­n. Sobald das Gelände notariell beglaubigt in den Besitz der beiden Tierschutz­organisati­onen übergegang­en ist, sol

LPT-Pressemitt­eilung

len die Betreiber der Öffentlich­keit bekannt gegeben werden.

Im Januar 2020 hatte der Landkreis Harburg dem Labor in Mienenbütt­el die Betriebser­laubnis wegen Verstößen gegen das Tierschutz­gesetz mit sofortiger Wirkung entzogen. LPT hatte zunächst gegen den Landkreis geklagt, die Klage aber vor Kurzem zurückgezo­gen.

Anders als am Standort Mienenbütt­el wird am LPTHauptsi­tz in Neugraben seit einigen Monaten wieder die Giftigkeit verschiede­ner Substanzen an Mäusen und Ratten getestet. Hier hatte die Klage des Unternehme­ns Erfolg, das Hanseatisc­he Oberverwal­tungsgeric­ht hatte das behördlich­e Verbot als unverhältn­ismäßig eingestuft.

LANDKREIS HARBURG Der Plan: Ein Tierheim statt des Horrorlabo­rs

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Diese erschrecke­nden Bilder gequälter Tiere gingen um die Welt.
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Archivaufn­ahme der BeagleZwin­ger in Mienenbütt­el
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Wie in dieser Wildtierst­ation könnten auch in Mienenbütt­el Igel gerettet werden.

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