Hamburger Morgenpost

„Boulahrouz und van der Vaart haben mich beschützt“

DAVID JAROLIM Der Tscheche über das dramatisch­e UI-Cup-Spiel in Valencia

- FLORIAN REBIEN florian.rebien@mopo.de

Es waren Szenen dabei, da hätte der eine oder andere Spieler die Rote Karte sehen müssen.

David Jarolim

Von 2003 bis 2012 stand David Jarolim für den HSV auf dem Platz. Insgesamt machte der Tscheche 344 Spiele für die Hamburger. Kein Profi ist in diesem Jahrtausen­d häufiger für den HSV aufgelaufe­n.

Jarolim war ein Vorzeigekä­mpfer der Hamburger. Er stand für Einsatz, Wille und Kampfgeist. Viele Highlights und auch einige bittere Niederlage­n hat er in Hamburg erlebt. In der MOPO-Serie „Das HSV-Spiel meines Lebens“erinnert sich der Mittelfeld­spieler an seine Zeit in Hamburg und an einen besonderen Titel, den es heute gar nicht mehr gibt.

Neun Jahre spielte Jarolim für den HSV, in sechs Spielzeite­n war der HSV in dieser Zeit auch auf europäisch­er Bühne vertreten. Viermal wurde der UEFA-Cup erreicht, einmal die Champions League und einmal die Europa League. Für den Einzug in den UEFA-Cup musste in zwei Spielzeite­n der Umweg über den UI-Cup genommen werden. Beide Male konnte der HSV den Wettbewerb, den es seit 2008 nicht mehr gibt, gewinnen. 2005 setzten sich die Hamburger im Finale gegen Valencia durch. Besonders das Rückspiel ist für Jarolim ein unvergessl­iches Erlebnis.

August 2005. Valencia hatte eine Mannschaft mit vielen namhaften Profis im Kader. Dazu gehörten unter anderem Spieler wie Patrick Kluivert, David Villa oder Pablo Aimar. „Die hatten eine Riesenqual­ität“, erinnert sich Jarolim, der damals allerdings auch von der eigenen Truppe total überzeugt war. „Wir waren sehr fit und sehr gut aufgestell­t. Jeder wusste, wo er zu spielen hat und was von ihm gefragt ist.“

Das Hinspiel gegen Valencia gewann der HSV im Volkspark durch ein Tor von Sergej Barbarez mit 1:0, im Rückspiel in Valencia reichte den Hamburgern ein 0:0, um in den UEFA-Cup einzuziehe­n. Es sollte ein echter Kraftakt unter extremen Bedingunge­n und mit vielen Emotionen werden. Jarolim: „Wir haben gewusst, dass es in Valencia ganz anders als im Hinspiel werden wird. Valencia war sehr stark zu Hause mit den eigenen Fans im Rücken. Das Publikum ist dort sehr heiß und wirklich der zwölfte Mann auf dem Platz. Es gab viele Provokatio­nen während des Spiels.“

Der Anpfiff in Valencia war erst um 22 Uhr. Trotzdem war es auf dem Platz noch sehr heiß. Valencia kam mit den Bedingunge­n besser klar und baute im Laufe des Spiels immer mehr Druck auf. Der HSV musste viel investiere­n, um dagegenzuh­alten. Etwa zehn Minuten vor Schluss ging bei Jarolim dann nichts mehr. „Es war sehr heiß und ich bin viel gelaufen. Dann habe ich plötzlich Krämpfe ohne Ende bekommen. Ich bin auf dem Platz liegengebl­ieben. Valencia wollte schnell weitermach­en, weil sie ein Tor schießen mussten. Sie haben gedacht, dass ich auf Zeit spielen will. Ich konnte aber einfach nicht mehr. Zwei Valencia-Spieler haben mich dann einfach genommen und hinter die Auslinie getragen. Es wurde sehr emotional.“

Es folgte eine heftige Rudelbildu­ng. Es wurde geschubst und gepöbelt. „Dabei haben wir gezeigt, wie eng wir als Mannschaft zusammen waren. Khalid Boulahrouz und Rafael van der Vaart waren sofort da und haben mich beschützt. Da war richtig Teamgeist auf dem Platz,

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 ??  ?? David Jarolim im Zweikampf mit Valencia-Legende Rubén Baraja
David Jarolim im Zweikampf mit Valencia-Legende Rubén Baraja
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Der HSV qualifizie­rte sich über den UI-Cup für den UEFA-Cup.
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