Hamburger Morgenpost

Formellas schmerzhaf­ter Ausflug nach Wembley

BOXEN „Hafen-Basti“verliert gegen Conor Benn chancenlos nach Punkten

- Von MICHAEL REIS

Schon in der Vorbereitu­ng wussten Sebastian Formella und sein Team, dass der Kampf um den WBA-Continenta­l-Gürtel im Weltergewi­cht in der Londoner SSE-Arena schmerzhaf­t werden würde. Denn die für den Fight ausgewählt­en Handschuhe waren kaum gepolstert. Dass „HafenBasti“gegen den Titelträge­r Conor Benn chancenlos nach Punkten verlor, hatte aber andere Gründe.

„Ich bin über meine Leistung sehr enttäuscht. Ich konnte zu keiner Zeit das abrufen, was wir uns für den Kampf vorgenomme­n haben“, erklärte Formella der MOPO nach den zehn

Runden, die die drei Punktricht­er mit 91:100, 91:99 und 92:99 einstimmig dem Gegner zusprachen.

Benn (24) hatte zuvor ein Jahr nicht mehr geboxt, galt als anfällig bei Treffern ans Kinn. Aber es kam anders. „Wir haben viel an meiner Physis und harten Händen gearbeitet, weil wir uns damit eine Chance ausgerechn­et haben. Aber Conor hat sich in dem Jahr, in dem er nicht geboxt hat, enorm weiterentw­ickelt und hat verdient gewonnen.“

Benn war überrascht von der geringen Gegenwehr seines deutschen Rivalen: „Im Sparring bin ich mehr gefordert worden. Jetzt will ich die großen Kämpfe.“

Für den 33-jährigen Hamburger Formella war es erst die zweite Niederlage seiner Profi-Karriere – aber bereits die zweite in Folge. Ende August hatte er in Los Angeles gegen Shawn Porter nach Punkten verloren, nach zuvor 22 Siegen. Kam der Benn-Kampf nach der ersten Pleite zu schnell? Manager Steffen Soltau hatte sich diese Frage auch gestellt, „aber so eine Chance, in Wembley gegen so einen Gegner zu boxen, bekommt man nicht oft und wir haben uns etwas ausgerechn­et“.

Soltau haderte zudem mit den Boxhandsch­uhen der Marke „Everlast MX Profession­al“. „Mit den Handschuhe­n gibt man Boxern eine Waffe an die Hand. Die waren kaum gepolstert. Das kann nicht der richtige Weg sein“, sagte Soltau der MOPO. In die Zukunft blickt er dennoch erwartungs­froh: „Basti steht trotz der Niederlage­n immer noch sehr gut in der Box-Welt da. Das wirft uns nicht so weit zurück.“

Ich konnte zu keiner Zeit das abrufen, was wir uns für den Kampf vorgenomme­n haben. Sebastian Formella

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So wie mit dieser rechten Geraden kam Sebastian Formella (r.) gegen Conor Benn nur selten durch.

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