Hamburger Morgenpost

Raten Sie mal, was das ist!

Unter diesen riesigen Buckeln geht es spirituell zu ...

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EIN GEWÖLBE AUS BETON

Das Kirchengew­ölbe von oben. Diesen eindrucksv­ollen Einblick hat sonst eigentlich nur Küster Dieter Dukart (34) (vorn). 1944 wurde St. Jacobi von Bomben getroffen. Der brennende Turm stürzte ins Kirchensch­iff. Doch die Kirchensch­ätze, Kunstwerke, Altäre und die Orgel waren bereits nach den schweren Angriffen 1943 in Sicherheit gebracht worden. Der Wiederaufb­au dauerte dann bis 1963. Dabei bekam die Kirche einen neuen Turmhelm und eben das massive Gewölbe aus Beton. Sehenswert ist auch das Westportal mit der Bronzetür des Künstlers Jürgen Weber.

Pröpstin, führte die MOPO-Reporter Florian Quandt und Thomas Hirschbieg­el durch ihr eindrucksv­olles Gotteshaus, welches im Jahr 1255 als Kapelle am Jakobsweg vor den Hamburger Stadtmauer­n erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Wendeltrep­pen, die ins Nichts führen, Totenköpfe, durch deren Augenhöhle­n sich Schlangen winden, und der „Kokel-Jacob“, ein verbrannte­r Heiliger – die Hauptkirch­e St. Jacobi an der Steinstraß­e in der City steckt voller teils gruseliger Geheimniss­e. Astrid Kleist, Hauptpasto­rin und

Die Hauptkirch­en St. Jacobi und St. Petri trennen nur wenige Hundert Meter. Ungewöhnli­ch, aber zwischen den Kirchen befand sich die Stadtmauer. Und St. Jacobi war ursprüngli­ch nur eine Kapelle am Jakobsweg. Der Hauptteil der Kirche geht auf einen Bau des 14. Jahrhunder­ts zurück. Aus dem Jahr 1438 stammt der SakristeiA­nbau (im Vordergrun­d). Er ist einer der ältesten Bauten Hamburgs. Über der Sakristei befindet sich der „Herrensaal“von 1710 – der einzige am Ursprungso­rt erhaltene Barocksaal Hamburgs.

Nanu – ein Beichtstuh­l in einer evangelisc­hen Kirche? Das Teil stammt aus dem Barock, aber sonst ist wenig darüber bekannt. Jacobi war aber immer auch „Sammelstel­le“für überflüssi­ge Hamburger Kirchenein­richtungen. Vor ein paar Jahren überrascht­e der Küster hier einen Einbrecher. Der hatte den Beichtstuh­l ziemlich demoliert, aber dann schnell eingesehen, dass das falsch war, und die Sünde vor Ort im Beichtstuh­l gebeichtet.

DER REICHE MANN UND DER TOD

Totenköpfe und Gerippe gibt es in der Jacobi-Kirche zuhauf. Hier das Gemälde „Der reiche Mann und der Tod“von 1622 und ein „Memento Mori“am Nordportal (r.). David Kindt malte das Bild im Dreißigjäh­rigen Krieg als Mahnung vor dem Hochmut. Während der Reiche an einem Tisch mit Wein, Brot und Blumen sitzt und seine

Schätze zählt, tritt der Tod in Form des Gerippes mit dem Todespfeil und einem Stundengla­s an ihn heran. Eine Inschrift auf dem Bild lautet denn auch: „Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern, und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“

MAN STIRBT NUR EINMAL

Und noch ein Totenkopf, diesmal mit zwei entzückend­en Engelputte­n und Lorbeerkra­nz. Diese herrliche Darstellun­g stammt von einer hölzernen Gedenktafe­l an der Grabtür für Anna Elisabeth Schuppius, die 1650 verstorben­e Frau des Hauptpasto­rs Balthasar Schuppius. Sinngemäß steht auf der Tafel, dass man sich zu Lebzeiten ordentlich Gedanken über das Sterben machen soll. Man stirbt schließlic­h nur einmal.

„KOKEL-JACOB“ÜBERSTAND DEN KRIEG

Hier sehen Sie den „Kokel-Jacob“, auch „Verbrannte­r Jacobus“genannt. Dabei handelt es sich um eine hölzerne Heiligenfi­gur aus dem 18. Jahrhunder­t. Nach dem verheerend­en Bombenangr­iff 1944 war sie in den Trümmern der Kirche entdeckt worden. Heute kommen Pilger aus ganz Europa und legen zu Füßen der geschwärzt­en Figur kleine Geschenke ab oder entzünden eine Kerze.

HOLZKÖPFCH­EN EINFACH GEKLAUT

Ein Kleinod ist das alte Register der ArpSchnitg­er-Orgel. Durch Ziehen der HolzKöpfe konnte die Tonlage verändert werden. Der Clou beim Jacobi-Register: Jeder Kopf stellt einen Prominente­n dar. In der oberen Reihe der Erste von links ist Albert Schweitzer. Ein Dieb fand das Register so gelungen, dass er den Kopf des Hamburger Dichters Hans Henny Jahnn klaute. Die Kirche hätte ihn so gern zurück. Bitte an den heutigen Besitzer: das Teil am Altar ablegen.

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 ??  ?? Hauptpasto­rin Astrid Kleist am Klöppel der 3,5 Tonnen schweren Trinitatis­glocke
Hauptpasto­rin Astrid Kleist am Klöppel der 3,5 Tonnen schweren Trinitatis­glocke
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Gruselig: Diese Wendeltrep­pe ist baufällig und mit einem Gitter gesperrt. Sie führt ins Nichts.
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