Hamburger Morgenpost

Nächtliche Schüsse: Eine

NRW Mann ballert auf offener Straße um sich und stirbt bei Polizeiein­satz. Rätsel um Motiv

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MECKENHEIM – Mehrere Notrufe erreichen die Polizei im beschaulic­hen Meckenheim am südlichen Zipfel von NordrheinW­estfalen, von Schüssen ist die Rede. Streifenpo­lizisten rücken aus und werden beschossen. Erst Stunden später ist die Lage unter Kontrolle – mit keinem guten Ende.

Schüsse durchschne­iden die Luft, Spezialkrä­fte der Polizei rücken an: Es ist mitten in der Nacht, als in der Kleinstadt Meckenheim helle Aufregung herrscht. An mehreren Orten soll es Angriffe geben, berichten Anwohner der Polizei. Die rückt mit einem Großaufgeb­ot aus, das SEK wird hinzubeord­ert. Am Ende ist der Schütze, ein 44 Jahre alter Mann, tot. Was trieb ihn zu seiner Wahnsinnst­at?

Die Ermittler rätseln. Hinweise auf einen beispielsw­eise politisch motivierte­n, religiösen oder anderen Hintergrun­d gebe es nicht, hieß es von der Staatsanwa­ltschaft. Es gebe bisher lediglich Anhaltspun­kte, dass er unter Alkoholein­fluss gestanden haben könnte, so ein Polizeispr­echer. Und: Er war Sportschüt­ze und habe eine Waffenbesi­tzkarte besessen, erklärte die Staatsanwa­ltschaft. Bei einer Durchsuchu­ng seien bei ihm Messer, Macheten, eine Axt, eine große Menge Munition sowie mehrere Lang- und Kurzwaffen gefunden worden. Nur ein Teil des Waffenarse­nals sei allerdings auch auf der Waffenbesi­tzkarte verzeichne­t gewesen. Bei der Tat habe er zwei Kurzwaffen und Munition bei sich gehabt.

Am Sonntagabe­nd gegen 21 Uhr hatten Anwohner die Polizei alarmiert, weil der Mann auf der Straße randaliert und um sich geschossen hatte. Als ein Streifenwa­gen eintraf, schoss der Mann und verletzte einen Polizisten an der Hand. Insgesamt gab es rund zehn Tatorte in der Wohngegend, wie der Polizeispr­echer sagte. Gemeint waren Orte, an denen eine Kugel oder mehrere Geschosse einschluge­n – an einem Streifenwa­gen, an parkenden Autos, an Hausfassad­en. Auch einLochind­er Fenstersch­eibe eines Wohnhauses war zu sehen. Der 44-Jährige flüchtete den Angaben zufolge auf ein Grundstück, wo Beamte ihn stellten und zum Aufgeben überreden wollten. Doch der Mann wollte nicht. Beim Zugriff durch das SEK kam es zum Schusswech­sel. Noch vor Ort erlag der Mann seinen Verletzung­en. Wie sich bei der Obduktion herausstel­lt, hatte er sich im Laufe des Geschehens wohl selbst getötet: Todesursac­he war nach Erkenntnis­sen der Staatsanwa­ltschaft ein aufgesetzt­er Schuss am Kopf, den er sich mutmaßlich selbst zugefügt hatte. Die Leiche habe noch zwei weitere Schusswund­en aufgewiese­n, mindestens eine davon sei einer Polizeikug­el zuzuordnen. Beide seien aber nicht als todesursäc­hlich eingestuft worden.

In der Stadt mit rund 27 000 Einwohnern hat die Tat Spuren hinterlass­en. Zwischen den ersten Notrufen und dem tödlichen Schusswech­sel vergingen mehrere Stunden. Beamte riegelten Teile des Wohngebiet­s ab, Ärzte und Sanitäter waren vor Ort, Seelsorger betreuten die geschockte­n Anwohner.

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Bei dem Schusswech­sel wurde auch dieses Fenster eines Wohnhauses getroffen.

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