Hamburger Morgenpost

Ludo ist sehr beliebt in der Mannschaft, auch weil er nicht den großen Macker raushängen lässt.

- BUTTJE ROSENFELD

Am Freitagabe­nd kommt es am Millerntor für den FC St. Pauli zum Nordduell mit dem VfL Osnabrück. Die Niedersach­sen reisen mit einem Spieler an, der dem großen FC Barcelona gehört: Ludovit Reis wurde an die Lila-Weißen für ein Jahr ausgeliehe­n. Die festgeschr­iebene Ablösesumm­e beträgt sage und schreibe 100 (!) Millionen Euro.

Barça selbst hatte für den 20 Jahre alten niederländ­ischslowak­ischen Mittelfeld­spieler im vergangene­n Jahr 3,25 Millionen Euro an den FC Groningen überwiesen. Reis kickte schon als 17-Jähriger in der Eredivisie (45 Partien zwischen 2017 und 2019), fiel dort als Jugendnati­onalspiele­r (U19 und U21) der Niederland­e natürlich schnell den internatio­nalen Scouts ins Auge.

Auch Benjamin Schmedes, heute Sportdirek­tor des VfL Osnabrück, war noch zu seinen HSV-Zeiten auf das Mega-Talent aufmerksam geworden, verfolgte dessen Weg aufmerksam. Reis trainierte mit den Superstars Lionel Messi, Gerard Piqué, Luis Suárez und Antoine Griezmann, kam allerdings nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz, die in der drittklass­igen Segunda B spielt. Immerhin tauchte Reis im Barça-Kader in der Champions League auf, musste da das vernichten­de 2:8 im Viertelfin­ale gegen den FC Bayern in Lissabon von der Bank aus miterleben.

Als Schmedes von der Bereitscha­ft der Spanier hörte, Reis auszuleihe­n, nutzte er seine Kontakte, sprach mit Barcelonas Sportdirek­tor Ramon Planes und machte den Sensations-Deal perfekt. „Wenn ein Klub wie der FC Barcelona uns als Plattform für eines seiner Talente versteht, dann mag das besonders wirken. In erster Linie ist es ein Beleg für unsere Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren“, sagt Schmedes und führt aus: „Ludo ist variabel auf eigentlich allen Mittelfeld­positionen einsetzbar, mit unglaublic­her Ruhe am Ball, aber auch mit guter Ballerober­ungs-Mentalität.“

Genau das zeigte Reis bei seinen bisherigen Auftritten beim VfL. Allerdings konnte er das 1:4 gegen Nürnberg, die erste Saisonnied­erlage, auch nicht verhindern, wurde sogar nach 59 Minuten von Trainer Marco Grote beim Stand von 0:4 ausgewechs­elt. Das allerdings nur zur Schonung, weil er von zwei Länderspie­leinsätzen geschlauch­t war.

Rolf Meyer aus dem Trainersta­b zur MOPO: „Ludo ist ein guter Junge. Er ist sehr beliebt in der Mannschaft, auch weil er nicht den großen Macker raushängen lässt.“Reis fühlt sich wohl beim VfL, vielleicht auch, weil Osnabrück die Partnersta­dt seines Geburtsort­es Haarlem ist. Er sagt: „Ich möchte hier möglichst viel Matchpraxi­s sammeln.“Im nächsten Jahr will er den Barça-Stars dann zeigen, was er in der 2. Liga in Deutschlan­d alles gelernt hat.

Rolf Meyer, Co-Trainer VfL Osnabrück

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