Joachim Herz war auch ein Milliardär mit Herz
Der Stiftungsgründer dachte nie nur an den eigenen Profit. Und starb auf tragische Weise
Die Ottos und die Familie Herz – das sind die beiden reichsten Hamburger Familienclans. Vor Kurzem hat die „Welt“das Gesamtvermögen der Otto-Familie auf rund 20 und das der Herzens auf gut 15 Milliarden Euro geschätzt. Doch während sich die Ottos gerne in der Öffentlichkeit zeigen, herrscht bei der Familie Herz extreme Zurückhaltung. Und einer, der zu Lebzeiten so gut wie gar nicht öffentlich agierte, nicht mal Fotos gab es von ihm, war Joachim Herz (1941-2008). Der Mann, um dessen Langenhorner Stiftung sich jetzt alles dreht.
Ähnlich wie bei den Ottos hat die Familie Herz ihr Vermögen einer starken Unternehmerpersönlichkeit zu verdanken: Max Herz (1905-1965). Der Kaufmann gründete 1949 zusammen mit Carl Tchilling-Hiryan
einen Kaffeeversand. Aus den Anfangsbuchstaben des Namens des einen Gründers kam das Tchi und aus dem Wort (Kaffee-) Bohne das Bo – und daraus wurde das Kunstwort Tchibo gebildet. Doch Tchilling schied bald aus der Firma aus und Max Herz machte das Unternehmen zur Marke, die jeder Deutsche kannte und die ihm und seinen Nachkommen großen Reichtum bescherte.
Joachim Herz war der zweitälteste Sohn des früh verstorbenen Firmenpatriarchen. Doch sein Interesse am Unternehmen und den diversen Firmenbeteiligungen, die das Vermögen des Herz-Clans stetig mehrten, war begrenzt. Ein wenig stand er immer abseits in dem MilliardärsClan. Früher als seine vier Geschwister dachte er nicht nur an extreme Geldvermehrung und Profit,
sondern Joachim Herz wollte mit seinem Geld auch immer etwas Gutes tun.
Er verfügte die Gründung einer Stiftung, die die Unterstützung von Bildungsprojekten, von Wissenschaft und Forschung als Schwerpunkt hatte. Dem Tchibo-Erben war es eine echte Herzensangelegenheit, jungen Menschen Chancen zu bieten. Während beispielsweise sein Bruder Günter viele Millionen in seine Pferde-Leidenschaft
steckte, lebte Joachim nach dem Motto „Besitz verpflichtet“. So reifte bei ihm der Entschluss zur Gründung einer Stiftung mit einem Grundstock von 1,3 Milliarden Euro. Seine Frau Petra unterstützte ihn dabei, doch die formelle Stiftungsgründung erlebte Joachim Herz nicht mehr.
Er war auf tragische Weise wenige Wochen vorher in den USA gestorben. Joachim Herz hatte die USA immer als seine zweite Heimat angesehen. In Georgia besaß er die „Little Springs Farm“. Am 31. Mai 2008 schwamm der begeisterte Wassersportler im Stausee Lake Rabun in der Nähe von Atlanta/Georgia. Dort übersah ihn der 43-jährige Bootsführer eines WasserskiSportbootes. Joachim Herz erlag den schweren Verletzungen. So war sein Tod das erste und einzige Mal, dass der deutsche Milliardär in die Schlagzeilen geriet.