Hamburger Morgenpost

Daniel Günther: Der Corona-Rebell

MASSNAHMEN Der Sonderweg im Norden Hamburgs

- Von FLORIAN BOLDT

Als einziges Bundesland will Schleswig-Holstein keine strengeren Kontaktbes­chränkunge­n ab Dezember. Von zusätzlich­en Lockerunge­n über Weihnachte­n und Silvester hält Landesvate­r Daniel Günther (CDU) dagegen wenig und weicht von den Vereinbaru­ngen des Corona-Gipfels am Mittwoch in einigen Punkten deutlich ab – etwa bei Zoos, Massagestu­dios und im Einzelhand­el.

Schleswig-Holstein habe bereits ein „sehr strenges Regelwerk“, betonte Ministerpr­äsident Daniel Günther bereits am Dienstag in Kiel. Es habe sich bewährt und werde von den Menschen im Norden angenommen. Den „besonderen schleswig-holsteinis­chen Weg“nannte Günther seinen abweichend­en Kurs dann im Anschluss an die mehr als siebenstün­digen Verhandlun­gen der Länderchef­s mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch.

Zwar sei es gelungen, „ein gemeinsame­s Ergebnis zu erzielen“, so Günther. In einigen Bereichen wolle die Regierung des nördlichst­en Bundesland­es aber andere Maßnahmen ergreifen als verabredet.

In Schleswig-Holstein dürften sich privat weiterhin zehn Personen treffen, egal aus wie vielen Hausstände­n – eine lockerere Regelung als in den übrigen Ländern. Aber: „Was gewohnte Praxis ist, wird auch über die Feiertage in Schleswig-Holstein eingehalte­n“, sagte Günther.

Die Ausnahmere­gel für die Feiertage in den anderen 15 Bundesländ­ern sehe er generell kritisch. „Gerade über Weihnachte­n, gerade bei Silvester wäre es im Sinne aller, wenn alle sich auch dort zurückhalt­en“, sagte Günther.

Die Lockerunge­n über Weihnachte­n bis Neujahr seien „das falsche Signal, weil sie das Gefühl aussenden, über Weihnachte­n kann man sich deutlich mehr erlauben“, sagte Günther. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass Corona weniger ansteckend über Weihnachte­n sei.

Auch im Einzelhand­el schert der Norden aus: Es bleibt es in Schleswig-Holstein bei der Vorgabe von zehn Quadratmet­ern Ladenfläch­e pro Kunde, unabhängig von der Größe des Geschäfts. Unter der Bedingung, dass Hygienekon­zepte vorliegen, dürften die körpernahe­n Dienstleis­ter und die Zoos am Montag wieder öffnen.

Dass es nun eine generelle Einigung zu Kontaktbes­chränkunge­n auf Bundeseben­e gebe, hatte Günther bereits zuvor wohlwollen­d zur Kenntnis genommen – und übte dennoch leise Kritik am Kurs einiger seiner Kolleginne­n und Kollegen. Er sei froh, „dass auch die Länder sich einschränk­en müssen, die dort bisher überhaupt gar keine Regeln gehabt haben – das waren im Übrigen viele Länder, die sehr hohe Inzidenzwe­rte haben.“

Der Entwurf der Länder sieht vor, dass die Bundesländ­er bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von „deutlich“unter 50 mehr Spielraum für Lockerunge­n bekommen könnten. In der Theorie dürfe man sich vom 23. Dezember bis Neujahr mit zehn Personen aus zehn Hausstände­n plus Kinder bis 14 Jahre treffen, sodass es bis 20 Personen sein könnten. „Ich halte die Zahl für deutlich zu hoch“, sagte der CDU-Politiker.

Die Fallzahlen geben Daniel Günther mit seinem Corona-Kurs durchaus recht. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) wies SchleswigH­olstein am Mittwoch bei der Sieben-Tage-Inzidenz von Neuinfekti­onen auf 100 000 Einwohner mit 47 den zweitniedr­igsten Wert aller Bundesländ­er auf. Niedriger lag nur Mecklenbur­g-Vorpommern (46,9). Im seit 2017 von CDU, FDP und Grünen geführten Schleswig-Holstein lag am Mittwoch auch der Kreis mit den bundesweit geringsten Fallzahlen. Schleswig-Flensburg kam auf sieben Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen.

Insgesamt bezeichnet­e Günther den Beschluss-Entwurf der Länder als „richtig und gut“. Es habe Einigkeit in der Einschätzu­ng gegeben, dass der exponentie­lle Anstieg zwar gebrochen sei, die Corona-Zahlen aber weiter auf zu hohem Niveau seien und man mit den bisherigen Maßnahmen noch nicht am Ziel sei. Es sei daher wichtig, den Teil-Lockdown bis zum 20. Dezember fortzusetz­en.

Wir gehen jetzt den besonderen schleswig-holsteinis­chen Weg weiter.

Daniel Günther

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Daniel Günther (CDU) geht Beschränku­ngen im Einzelhand­el nicht mit.

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