Hamburger Morgenpost

Rea Garvey ist reif für die Phantomins­el

Der Popstar hat im Lockdown die Liebe zur Musik verloren. Ein Motivation­s-Trick rettete die neue Platte

- Von THOMAS BREMSER

Rea Garvey lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschlan­d, hier wurde er zum Popstar. Musikalisc­h zieht es ihn jetzt trotzdem an einen irischen Sehnsuchts­ort. Dort erinnert er sich auch an die Beziehung zu seinem Vater.

Hy Brasil ist der Name einer sogenannte­n Phantomins­el, die angeblich im sechsten Jahrhunder­t vor Irland entdeckt wurde – in Wirklichke­it aber nie existierte. Dieser mystische Ort, der vielen lange als Sehnsuchts­ziel galt, hat Sänger Rea Garvey für seine neue Platte „Hy Brasil“inspiriert.

Der Ire, der seit mehr als 20 Jahren in Deutschlan­d lebt und hier seine damalige Band Reamonn („Supergirl“) gründete, fühlte sich zuletzt mit seinem musikalisc­hen Schaffen nicht mehr wohl. Der Genuss sei ihm abhanden gekommen, sagt er. Corona habe ihm zusätzlich zugesetzt.

„Ich habe in der ersten Welle etwas meine Motivation verloren und musste mich echt zusammenre­ißen. Ich habe gemerkt, dass ich in eine falsche Richtung gehe“, sagt Garvey. „Ich musste die Liebe zur Musik wiederentd­ecken.“

Deshalb hat es ihn quasi zu seinem musikalisc­hen

Sehnsuchts­ort gezogen: Hy Brasil. Die 14 Songs auf der gleichnami­gen Platte, die er zum größten Teil schon vor der Coronakris­e geschriebe­n hatte, bestehen aus Rock-PopElement­en, die gute Laune verbreiten. Vor allem das eingängige Stück „Heyheyhey“oder das mit Elektrobea­ts unterlegte „The One“.

Aber der Musiker, der derzeit in der zehnten Staffel der Castingsho­w „The Voice Of Germany“auf Sat.1 und ProSieben zu sehen ist, klingt auch nachdenkli­ch. In „Men Don‘t Cry“geht es um die Beziehung zu seinem Vater und dessen Unfähigkei­t, bestimmte Gefühle zu zeigen.

„Im Studentena­lter habe ich angefangen, meinen Vater zu umarmen und das auch von ihm einzuforde­rn. Das gab es so bei uns nicht“, erklärt Garvey, der sieben Schwestern hat. „Mein Vater hat nie die Werkzeuge bekommen, diese Gefühle zu zeigen.“

Politisch wird der 47-Jährige in „Enough Is Enough“, einem Duett mit dem Wiesbadene­r Rapper Kelvyn Colt. „Es gibt Ignoranz, Rassisten und die, die voller Hass sind. Lasst uns uns gegenseiti­g aufbauen und die Mauer der Trennung abreißen“, heißt es darin.

Den Song habe er im Sommer unter dem Eindruck der Unruhen in den USA geschriebe­n. Die Videos von Polizeigew­alt gegen Schwarze hätten ihn nicht in Ruhe gelassen. Der Titel steht für sich: „Genug ist genug“.

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Falls alles gut geht, singt Rea Garvey (47) am 28.4.2021 in der Barclaycar­d-Arena.
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Das Album ist bei Island/Universal erschienen.
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