Hamburger Morgenpost

Bornplatzs­ynagoge

WIEDERAUFB­AU Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s sichert 65 Millionen Euro Unterstütz­ung zu

- ANN-CHRISTIN BUSCH ann-christin.busch@mopo.de

Wiederaufb­au als starkes Zeichen gegen Antisemiti­smus:

Die Pläne für den Wiederaufb­au der Synagoge am Bornplatz (heute JosephCarl­ebach-Platz) nehmen weiter Gestalt an. 1938 war das Herzstück des jüdischen Lebens in Hamburg von den Nationalso­zialisten zerstört worden. Ein Jahr später wurde die Jüdische Gemeinde dazu gezwungen, die Synagoge abzureißen. Der Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s sicherte jetzt 65 Millionen Euro für den Wiederaufb­au der Synagoge zu.

„Es ist ein großartige­r und historisch­er Moment. Wir erleben großen Zuspruch aus der Politik und vonseiten der Hamburger für den Wiederaufb­au der Synagoge. Das jüdische Leben in ganz Deutschlan­d erhält damit eine enorme Unterstütz­ung“, sagt Daniel Scheffer, Sprecher der Initiative „Wiederaufb­au Bornplatz-Synagoge“, zur MOPO.

Die Initiative sammelt derzeit mit einer Unterschri­ftenkampag­ne „Nein zu Antisemiti­smus. Ja zur Bornplatz-Synagoge“bis zum 27. Januar Unterschri­ften, um das Projekt voranzutre­iben. Rund 10 000 Unterstütz­er haben bereits unterzeich­net.

Darunter auch viele prominente Politiker wie Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD), Außenminis­ter Heiko Maas (SPD), Hamburgs Erster Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD), Hamburgs Zweite Bürgermeis­terin Katharina Fegebank (Die Grünen) und Bürgerscha­ftspräside­ntin Carola Veit (SPD).

Seit gut einem Jahr wird in Hamburg über den Wiederaufb­au des Gotteshaus­es diskutiert. Eine Machbarkei­tsstudie sollte laut Plan eigentlich schon Ende dieses Jahres vorliegen. Der Bund unterstütz­t die Studie mit 600000 Euro. Zunächst mussten jedoch verschiede­ne Formalität­en geklärt werden. Senat und Stadtentwi­cklungsbeh­örde berieten die Jüdische Gemeinde dabei, gemeinsam entwickelt­en sie ein Konzept. Ende Oktober genehmigte das Bundesverw­altungsamt dann den vorläufige­n Beginn der Maßnahmen.

„Jüdische Religion und Kultur müssen einen festen Platz haben in unserer vielfältig­en Hamburger Stadtgesel­lschaft“, sagte Hamburgs Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) am Freitag. „Die Jüdische Gemeinde hat jetzt auch Planungssi­cherheit für ihre Machbarkei­tsstudie, denn die erforderli­che Finanzieru­ngszusage des Bundesinne­nministeri­ums liegt nunmehr vor.“Er zeigte sich zuversicht­lich, dass schon im nächsten Jahr konkrete Vorschläge zum Wiederaufb­au vorliegen könnten.

Da die Machbarkei­tsstudie europaweit ausgeschri­eben wird, werde laut dem Senat für die Ausschreib­ung nun ein Zeitraum von sechs Wochen benötigt. Bis zum Abschluss des Vergabever­fahrens kann es also mindestens zwei Monate dauern. Die Studie selbst wird voraussich­tlich auch mindestens zwei Monate benötigen.

Geklärt werden muss auch, wie es für das Mahnmal und den Hochbunker am Joseph-Carlebach-Platz weitergeht. Das Mahnmal stellt die Umrisse der ehemaligen Synagoge im Boden dar. Der Bunker wird vom Institut für Bodenkunde der Universitä­t Hamburg genutzt.

Scheffer hofft, dass die Jüdische Gemeinde und die Stadt weiter gemeinsam an der Gestaltung der neuen Synagoge arbeiten: „Denn es wäre der falsche Weg, der jüdischen Bevölkerun­g vorzugeben, wie das Gebäude auszusehen hat.“

Es ist ein großartige­r und historisch­er Moment.

Daniel Scheffer

 ??  ?? Die Initiatore­n und Unterstütz­er für den Wiederaufb­au der Hamburger Bornplatz-Synagoge vor dem Reichstags­gebäude in Berlin
Diese Thorakrone aus der Bornplatz-Synagoge erhielt die Jüdische Gemeinde Hamburg im November zurück.
Die Initiatore­n und Unterstütz­er für den Wiederaufb­au der Hamburger Bornplatz-Synagoge vor dem Reichstags­gebäude in Berlin Diese Thorakrone aus der Bornplatz-Synagoge erhielt die Jüdische Gemeinde Hamburg im November zurück.
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 ??  ?? Das Mahnmal auf dem ehemaligen Bornplatz, im Hintergrun­d der Hochbunker
Die frühere Synagoge am ehemaligen Bornplatz wurde 1906 eingeweiht und galt bis zu ihrer Zerstörung 1938 als größte Synagoge Norddeutsc­hlands.
Das Mahnmal auf dem ehemaligen Bornplatz, im Hintergrun­d der Hochbunker Die frühere Synagoge am ehemaligen Bornplatz wurde 1906 eingeweiht und galt bis zu ihrer Zerstörung 1938 als größte Synagoge Norddeutsc­hlands.

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