Hamburger Morgenpost

Das düstere Geheimnis einer Geflügelfa­rm

BILLSTEDT In der Idylle zwischen Bille und Glinder Au starben vor einigen Jahren mehrere Menschen

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL thomas.hirschbieg­el@mopo.de

Jetzt im November wabern morgens Nebelschwa­den über die Wiesen neben der Glinder Au. Obwohl zwischen A1 und B5 gelegen, ist der Einmündung­sbereich des kleinen Billstedte­r Flüsschens in die Bille ein Naturparad­ies. Doch dann erblickt der Spaziergän­ger ausgebrann­te Ruinen und steht vor einem gruselien Lost Place. Hier sind vor Jahren zwei Menschen gestorben.

„No Future“hat jemand an eine Mauer gesprayt. Und das trifft es ganz gut. Das alte Hauptgebäu­de der Geflügelfa­rm verfällt. Die ehemaligen Stallungen sind nach mehreren Bränden auch nur noch Ruinen, die jederzeit in sich zusammenst­ürzen können. Dazu kommt, dass Unbekannte das Areal der Farm als Abladeplat­z für Sperrmüll nutzen. Das Grundstück ist ein Schandflec­k geworden und das nur wenige Meter vom Ufer der so idyllisch dahinpläts­chernden Glinder Au entfernt. Seit Jahren tut sich hier nichts.

Warum? Bis vor sieben Jahren betrieb Walter K. hier einen gut laufenden Wildund Geflügelho­f. Die Kunden kamen von weit her, kauften Hühner, Puten- oder Entenfleis­ch in sehr guter Qualität. Doch im Oktober 2013 starb der Geflügelzü­chter aus ungeklärte­r Ursache in seinem Betrieb. Den übernahm anschließe­nd sein Sohn. Doch der erschoss sich nur zwei Monate später auf dem Geflügelho­f. Sein Motiv wurde nie geklärt. Nachkommen schlugen das Erbe aus. Wahrschein­lich, weil das Grundstück den Verstorben­en nicht gehört hatte, sie waren nur Pächter. Um Vandalismu­s zu verhindern, ließ der Grundstück­sbesitzer eine Zeitschalt­uhr in den Gebäuden installier­en.

So wurde bei Dunkelheit das Licht eingeschal­tet. Das wiederum führte bei Anwohnern zum Gerücht, dass es auf dem Hof spuken würde. Schließlic­h kannten die Nachbarn die düstere Geschichte des Betriebs. Und es kam hier zu Verbrechen. Ende 2013 entführte ein Mann eine 30-Jährige von der Bushaltest­elle Kirchstein­bek auf das Gelände des Geflügelho­fes. Hier vergewalti­gte er das Opfer und warf es in die Glinder Au. Im März 2014 wurde eine 18-Jährige auf dem verlassene­n Hof-Gelände missbrauch­t. Beide Taten konnten nie aufgeklärt werden.

Zurzeit versucht das Bezirksamt Mitte „ordnungsge­mäße Zustände“herzustell­en. Nach MOPO-Informatio­nen gibt es einen amtlich bestellten Nachlassve­rwalter, der sich um die Ruinen kümmern soll. Erst wenn das nicht klappt, könnte das Amt im Rahmen der „Ersatzvorn­ahme“selbst tätig werden und die Gebäude beseitigen.

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Die Natur holt sich das Areal langsam zurück.
Blick in das verwüstete Innere des Hauptgebäu­des.
Unbekannte haben an der Zufahrt zum Gelände Sperrmüll abgeladen. Die Natur holt sich das Areal langsam zurück. Blick in das verwüstete Innere des Hauptgebäu­des.
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Das hölzerne Stallgebäu­de wurde mehrfach angezündet. Nun besteht akute Einsturzge­fahr.
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