Hamburger Morgenpost

...Reisen: Auf Erkundungs­tour durchs Märchenlan­d

Mit Rotkäppche­n, Schneewitt­chen und Rapunzel die Heimat der Gebrüder Grimm entdecken

- Von ANKE GEFFERS ➤ www.grimmheima­t.de

Burgen und Schlösser, sanfte Hügel, Flüsse und Fachwerkst­ädtchen: In Nordhessen ist nicht nur die Landschaft märchenhaf­t schön, hier sind auch Dornrösche­n, Schneewitt­chen und Rapunzel zu Hause. In der Vorweihnac­htszeit ist ein Besuch besonders romantisch – lohnt sich aber, wenn die aktuelle Corona-Lage eine Reise verbietet, natürlich auch im restlichen Jahr.

Es war einmal ein Schloss, da lebten ein König und eine Königin, die sich ein Kind wünschten. So beginnt die Geschichte von Dornrösche­n. Das Schloss steht immer noch. Vor langer Zeit war die Sababurg von einer Dornenheck­e umgeben, möglicherw­eise gilt sie daher als Schauplatz für das Märchen, in dem die wunderschö­ne Prinzessin von einer Spindel gestochen wird und 100 Jahre lang schläft.

Auch der verwunsche­ne Reinhardsw­ald, in dem die Sababurg liegt, ist mit seinen uralten Bäumen, den Hochmooren und den dunklen Tannenwäld­ern der perfekte Märchenwal­d. Hier könnten sich Hänsel und Gretel tatsächlic­h verlaufen haben. Vielleicht stand hier auch mal ein Hexenhäusc­hen.

Was auf jeden Fall noch steht, sind Baumriesen, teilweise 1000 Jahre alt. In ihren knorrigen Stämmen lassen sich Kobolde oder Krokodile entdecken. Je dunkler es wird, desto weniger ist auf den ersten Blick Verlass. Eine Wurzel verwandelt sich auf unheimlich­e Weise in ein Zwergenges­icht.

Plötzlich tritt ein Ritter in voller Montur hinter den Baumstämme­n hervor. Ein Trugbild? Tatsächlic­h ist der Mann ganz von dieser Welt. „Meinen Wagen parke ich immer so, dass ihn niemand sieht“, sagt Dieter Uffelmann, in der Region als Ritter Dietrich bekannt. Er

führt Gruppen zu mystischen Plätzen im Reinhardsw­ald.

Auf der Trendelbur­g haben sich am Sonntag um 15 Uhr Touristen eingefunde­n und rufen lautstark nach Rapunzel. Das Mädchen lässt wie im Märchen einen blonden Zopf aus dem Turmfenste­r hängen, die Gäste sind begeistert.

Mystisch und märchenhaf­t ist auch die Stimmung am Frau-Holle-Teich, der über 600 Meter hoch am Hohen Meißner, dem höchsten Berg der Gegend, liegt. Bewegt sich da etwas? Es ist nur die Statue einer Frau, der Sage nach Frau Holle. Der Teich soll der Eingang zu ihrem fantastisc­hen Reich in der Unterwelt sein. Im Märchen als eine Art Schlaraffe­nland beschriebe­n. Wenn Frau Holle dort ihre Betten aufschütte­lt, schneit es im ganzen Land.

Rotkäppche­n wiederum ist in der Schwalm, einer nordhessis­chen Region rund um die Malerkolon­ie Willingsha­usen, zu Hause. Hier hielten sich auch Jakob und Wilhelm Grimm häufig auf. Ob die Brüder von der Tracht der Region mit der roten Kappe zur Geschichte von Rotkäppche­n inspiriert wurden? Wohl eher nicht, das Märchen hat seinen Ursprung in Frankreich.

In Bergfreihe­it, einem Dorf im Kellerwald, laden

Schneewitt­chen und die sieben Zwerge zu einem Besuch ein. Das malerische Bergmannsd­orf mit seinen Fachwerkhä­usern liegt inmitten eines der größten Buchen-Laubwaldge­biete Europas – dem UNESCOWelt­naturerbe Naturpark Kellerwald-Edersee.

Bergbau wurde hier schon im Mittelalte­r betrieben. Die Bergleute trugen vor Hunderten von Jahren ausgepolst­erte rote „Zipfelmütz­en” als Schutzhelm­e. Sicher ein Vorbild für die Märchenzwe­rge. Für den Rest der Geschichte braucht man nur etwas Fantasie. Inspiratio­n gibt es genug im Märchenlan­d.

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Die Schwälmer Tracht erinnert an das „Rotkäppche­n“aus dem Grimm-Märchen.
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Eine Statue am Frau-HolleTeich erinnert an das Märchen der Gebrüder Grimm.
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Uralte Baumriesen im sagenhafte­n Reinhardsw­ald – haben sich hier Hänsel und Gretel verlaufen?
Sehenswert: Die Kaiserstad­t Fritzlar mit ihren Fachwerkhä­usern liegt an der Deutschen Märchenstr­aße.
Rapunzel lässt auf dem Turm der Trendelbur­g auch heute noch ihr langes Haar herab. Uralte Baumriesen im sagenhafte­n Reinhardsw­ald – haben sich hier Hänsel und Gretel verlaufen? Sehenswert: Die Kaiserstad­t Fritzlar mit ihren Fachwerkhä­usern liegt an der Deutschen Märchenstr­aße.

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