...Reisen: Auf Erkundungstour durchs Märchenland
Mit Rotkäppchen, Schneewittchen und Rapunzel die Heimat der Gebrüder Grimm entdecken
Burgen und Schlösser, sanfte Hügel, Flüsse und Fachwerkstädtchen: In Nordhessen ist nicht nur die Landschaft märchenhaft schön, hier sind auch Dornröschen, Schneewittchen und Rapunzel zu Hause. In der Vorweihnachtszeit ist ein Besuch besonders romantisch – lohnt sich aber, wenn die aktuelle Corona-Lage eine Reise verbietet, natürlich auch im restlichen Jahr.
Es war einmal ein Schloss, da lebten ein König und eine Königin, die sich ein Kind wünschten. So beginnt die Geschichte von Dornröschen. Das Schloss steht immer noch. Vor langer Zeit war die Sababurg von einer Dornenhecke umgeben, möglicherweise gilt sie daher als Schauplatz für das Märchen, in dem die wunderschöne Prinzessin von einer Spindel gestochen wird und 100 Jahre lang schläft.
Auch der verwunschene Reinhardswald, in dem die Sababurg liegt, ist mit seinen uralten Bäumen, den Hochmooren und den dunklen Tannenwäldern der perfekte Märchenwald. Hier könnten sich Hänsel und Gretel tatsächlich verlaufen haben. Vielleicht stand hier auch mal ein Hexenhäuschen.
Was auf jeden Fall noch steht, sind Baumriesen, teilweise 1000 Jahre alt. In ihren knorrigen Stämmen lassen sich Kobolde oder Krokodile entdecken. Je dunkler es wird, desto weniger ist auf den ersten Blick Verlass. Eine Wurzel verwandelt sich auf unheimliche Weise in ein Zwergengesicht.
Plötzlich tritt ein Ritter in voller Montur hinter den Baumstämmen hervor. Ein Trugbild? Tatsächlich ist der Mann ganz von dieser Welt. „Meinen Wagen parke ich immer so, dass ihn niemand sieht“, sagt Dieter Uffelmann, in der Region als Ritter Dietrich bekannt. Er
führt Gruppen zu mystischen Plätzen im Reinhardswald.
Auf der Trendelburg haben sich am Sonntag um 15 Uhr Touristen eingefunden und rufen lautstark nach Rapunzel. Das Mädchen lässt wie im Märchen einen blonden Zopf aus dem Turmfenster hängen, die Gäste sind begeistert.
Mystisch und märchenhaft ist auch die Stimmung am Frau-Holle-Teich, der über 600 Meter hoch am Hohen Meißner, dem höchsten Berg der Gegend, liegt. Bewegt sich da etwas? Es ist nur die Statue einer Frau, der Sage nach Frau Holle. Der Teich soll der Eingang zu ihrem fantastischen Reich in der Unterwelt sein. Im Märchen als eine Art Schlaraffenland beschrieben. Wenn Frau Holle dort ihre Betten aufschüttelt, schneit es im ganzen Land.
Rotkäppchen wiederum ist in der Schwalm, einer nordhessischen Region rund um die Malerkolonie Willingshausen, zu Hause. Hier hielten sich auch Jakob und Wilhelm Grimm häufig auf. Ob die Brüder von der Tracht der Region mit der roten Kappe zur Geschichte von Rotkäppchen inspiriert wurden? Wohl eher nicht, das Märchen hat seinen Ursprung in Frankreich.
In Bergfreiheit, einem Dorf im Kellerwald, laden
Schneewittchen und die sieben Zwerge zu einem Besuch ein. Das malerische Bergmannsdorf mit seinen Fachwerkhäusern liegt inmitten eines der größten Buchen-Laubwaldgebiete Europas – dem UNESCOWeltnaturerbe Naturpark Kellerwald-Edersee.
Bergbau wurde hier schon im Mittelalter betrieben. Die Bergleute trugen vor Hunderten von Jahren ausgepolsterte rote „Zipfelmützen” als Schutzhelme. Sicher ein Vorbild für die Märchenzwerge. Für den Rest der Geschichte braucht man nur etwas Fantasie. Inspiration gibt es genug im Märchenland.