Hamburger Morgenpost

Was tun gegen den Corona-Blues?

Im Pandemie-Jahr besondere Gefahr von Depression­en

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Es wird dunkel draußen, der Winter kommt. Manche Menschen leiden darunter mehr als andere, die Stimmung verdüstert sich mit dem Wetter. Macht die Corona-Pandemie jetzt alles noch schlimmer? Und was kann man dagegen tun?

Niemand weiß, wie lange der Teil-Lockdown am Ende dauern wird, viele Menschen arbeiten im Homeoffice, man sieht sich immer seltener. „Corona macht Stress“, betont Ralph Schliewenz vom Berufsverb­and Deutscher Psychologe­n in Berlin. Allerdings: Menschen seien auch so programmie­rt, „dass es weitergeht, dass wir Lösungen finden“.

„Depressive leiden deutlich stärker“, sagt Detlef Dietrich, Ärztlicher Direktor der Abteilung Psychiatri­e und Psychother­apie der Burghof-Klinik in Rinteln. Auch laut der Stiftung Deutsche Depression­shilfe empfanden 74 Prozent der

Menschen mit Depression­en den Lockdown im Frühjahr als bedrückend, in der Bevölkerun­g insgesamt waren es 59 Prozent.

Der wohl wichtigste Auslöser einer Winterdepr­ession ist Lichtmange­l. Unabhängig davon könnten weitere Faktoren zu Depression­en führen – ein gewisses genetische­s Risiko, wenn man nicht gelernt habe, richtig mit Stress umzugehen, Einsamkeit, soziale Unsicherhe­it, auch Angst vor Ansteckung. Und dass der soziale Rückzug in der Pandemie sich als krank machender Faktor auswirkt – „das ist so“.

Zumal Vereinsamu­ng womöglich die „Grübelproz­esse, die ein wichtiger Faktor bei Depression­en sind“, verstärkt, wie Jörg

Hermann vom Vorstand der Psychother­apeutenkam­mer Niedersach­sen sagt. Ulrich Hegerl als Vorsitzend­er der Stiftung Deutsche Depression­shilfe macht klar, dass Depression eine schwere, oft lebensbedr­ohliche Erkrankung sei. Aber sensible Menschen können etwas tun, da sind sich die Experten einig: Radfahren, Joggen, Spaziergän­ge, positive Erlebnisse herbeiführ­en und soziale Kontakte halten, wie Dietrich sagt. Auch die Video- und Telefonthe­rapie sei für viele die Chance, in Kontakt zu bleiben, erklärt Hermann. Schliewenz fordert zu Bewegung auf: „Liebe Leute, raus mit euch!“Hermann betont: „Man hat es selbst in der Hand.“

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Lichtmange­l und Kälte machen manchen ohnehin zu schaffen. Der Teil-Lockdown macht das nicht leichter.
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Traurig? Raus oder Freunde treffen! Notfalls eben digital.

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