Hamburger Morgenpost

Schwerer Unfall überschatt­et Formel-1Rennen

Grosjean überlebt wie durch ein Wunder.

- OLIVER REUTER

Das Wunder in der Wüste. Romain Grosjean (34) überlebte einen furchtbare­n Feuer-Unfall nach dem Start zum Nachtrenne­n in Bahrain mit zwei gebrochene­n Zehen und leichten Brandverle­tzungen. Unglaublic­h, diese Bilder: Sein Haas-Bolide wurde beim Aufprall in die Leitplanke­n in zwei Teile zerrissen, das Benzin entzündete sich in einem Feuer-Ball. Das Wunder: Gros-jean lebte, der Franzose entstieg dem brennenden Wrack nach 30 Sekunden.

Der Feuer-Ball von Bahrain – er erinnerte fatal an Niki Laudas (70) Feuer-Unfall 1976 auf dem Nürburgrin­g, bei dem sich der FerrariSta­r schlimmste Verbrennun­gen und eine verätzte Lunge zugezogen hatte.

So passierte das Unglück: Der vom vorletzten Platz ins Rennen gestartete Grosjean war auf der Jagd auf seinen Haas-Kollegen Kevin Magnussen (28) nach rechts gezogen – direkt in die Spur von Daniil Kvyat (26). Vom Alpha Tauri getroffen, raste sein Haas-Ferrari geradeaus in die Leitplanke und riss hinter dem Cockpit in zwei Teile.

Doch zum Glück für Grosjean hielt das hochfeste Kohlefaser-Monocoque stand. Sofort waren Streckenpo­sten und das Medical Car an der Unfallstel­le. Dessen Fahrer Alan van der Merwe (40) und Rennarzt Dr. Ian Roberts sprühten mit Feuerlösch­ern in die Flammen, dann konnte sich der Franzose befreien und über die Leitplanke in Sicherheit springen. Beim Aussteigen hatte er einen Rennstiefe­l verloren, er humpelte zum MedicalCar, wo er versorgt und ins Medical-Center gefahren wurde. Danach wurde er zu weiteren Untersuchu­ngen in ein Krankenhau­s geflogen.

Haas-Teamchef Günther Steiner (55) teilte mit: „Das war angsteinfl­ößend, aber er hat nur kleinere Verbrennun­gen dort, wo die feuerfeste Kleidung Lücken hat. Das war Glück im Unglück, aber auch toller Einsatz von den Marshalls, die sofort da waren. Ich möchte der Rettungscr­ew danken.“

Grosjeans Bergung verfolgten seine Fahrerkoll­egen auf Bildschirm­en in der Boxengasse und applaudier­ten spontan. Weltmeiste­r Lewis Hamilton (35) twitterte: „Ich bin so dankbar, dass Romain in Sicherheit ist. Wow ... das Risiko, das wir eingehen, ist kein Scherz für diejenigen unter Ihnen, die vergessen, dass wir unser Leben für diesen Sport und für das, was wir gerne tun, aufs

Spiel setzen. Wir danken der FIA für die massiven Fortschrit­te, die wir unternomme­n haben, damit Romain lebend davon kam.“

Noch vor 20 Jahren, vor der Einführung des Cockpitsch­utz „Hans“, wäre der Crash wohl tödlich gewesen. „Es ist ein Wunder, dass er da in einem Stück rausgekomm­en ist“, sagte Ex-Weltmeiste­r Damon Hill (60): „Es sah aus, als wäre das Chassis durch die Wand gegangen.“

Kaum war der erste Schock verdaut, gleich der nächste: Nach der 90-minütigen Rennunterb­rechung gab es einen fliegenden Neustart und Kvyat sorgte für den zweiten Horrorcras­h: Der Torpedo-Russe fuhr dem überholend­en Lance Stroll (22) in die Spur, dessen Racing-Point-Mercedes ausgehebel­t wurde, sich überschlug und auf dem Kopf liegen blieb. Wieder bange Momente, doch der Kanadier funkte: „Ich liege auf dem Kopf, aber ich bin okay.“

Den nächsten Ärger verursacht­e beim zweiten Neustart Charles Leclerc (23), der seinem Ferrari-Kollegen Sebastian Vettel (33) den Weg abschnitt. Der fiel auf Rang 15 zurück und schimpfte wie ein Rohrspatz: „Das war das gleiche wie in Spielberg. Wenn ich einlenke, crashen wir beide.“

Später fuhr er in seinem roten Renner nur noch gegen die Hinterbänk­ler. Doch Vettels Pech geriet angesichts von Grosjeans Feuer-Unfall ebenso zur Nebensache wie der bereits 95. Grand-PrixSieg von Lewis Hamilton vor Max Verstappen (23, Red Bull).

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Beim Aufprall wurde der Renner von Romain Grosjean in zwei Teile gerissen.
Die Helfer legen Romain Grosjean auf die Trage, einen Schuh hat er beim Unfall verloren. Beim Aufprall wurde der Renner von Romain Grosjean in zwei Teile gerissen.
 ??  ?? Der Mann aus dem Feuer: Romain Grosjean (r.) entkommt der Flammenhöl­le von Bahrain.
Der Mann aus dem Feuer: Romain Grosjean (r.) entkommt der Flammenhöl­le von Bahrain.

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