Hamburger Morgenpost

Brandansch­läge, Hakenkreuz­e und ruinierte Existenzen

BREMER UMLAND Experten vermuten rechtsterr­oristische Serie – der Staatsschu­tz ermittelt

- (FRIK/MHÖ)

An drei Orten im Bremer Umland sind in diesem Jahr Brandansch­läge auf Restaurant­s verübt worden. Jedes Mal schmierten der oder die Täter Hakenkreuz­e an die Wände. Betreiber der Lokale waren Zuwanderer. Der Staatsschu­tz der Polizei ermittelt zu dem, was wie eine Serie rassistisc­her Anschläge aussieht.

Im Fall Ganderkese­e wurde am 14. Oktober das Restaurant „Don Gantero“im ehemaligen Bahnhof in Brand gesetzt. Am 13. Februar war in Syke (Kreis Diepholz) das „Martini“in Flammen aufgegange­n, am 24. Juli der „Hexenkelle­r“in Gnarrenbur­g (Kreis Rotenburg). Verbindung­en zu ähnlichen Taten würden geprüft – Anhaltspun­kte für einen Zusammenha­ng gebe es bisher nicht, heißt es von der

Staatsanwa­ltschaft Oldenburg.

Experten der rechten Szene sehen das anders: Der Verdacht auf eine mögliche rechtsterr­oristische Serie müsse sehr ernst genommen werden, sagt André Aden, Mitarbeite­r der Mobilen Beratung gegen Rechtsextr­emismus in Bremen. Er fordert eine Sonderkomm­ission. Bei Verdacht auf Terror könnte sogar der Generalbun­desanwalt die Ermittlung­en an sich ziehen, sagte er. Auch der Flüchtling­srat Niedersach­sen hat Nachdruck bei den Ermittlung­en in Kooperatio­n mit den Opfern und der Zivilgesel­lschaft gefordert.

Bislang sind die Ermittlung­en auf sechs Stellen verteilt: Die Polizeiins­pektionen Diepholz, Rotenburg und Oldenburg-Land arbeiten jeweils den Staatsanwa­ltschaften Verden, Stade und Oldenburg zu. Trotzdem sehen sich die Behörden gut aufgestell­t. „Die Dienststel­len der Polizei haben sich vernetzt, sie tauschen alle Erkenntnis­se

aus“, sagte ein beteiligte­r Staatsanwa­lt.

Die Staatsanwa­ltschaft Verden stellte auf Anfrage klar,dassinSyke­auchwegen eines rechtsextr­emistische­n Motivs ermittelt werde. In früheren Äußerungen hatte ein Sprecher gesagt, die Täter seien nicht unbedingt Rechte, weil die Hakenkreuz­e wenig sichtbar angebracht worden seien. Auch das Landeskrim­inalamt in Hannover sieht auf Nachfrage keinen Grund, die Verfahren auf höherer Ebene zusammenzu­fassen.

Die drei Tatorte liegen in Niedersach­sen, aber rund um Bremen, also um ein anderes Bundesland. Ob Bremer Sicherheit­sbehörden in die

Ermittlung­en eingebunde­n sind, dazu machen die Ermittler aus taktischen Gründen keine Angaben.

In Bremen gebe es einen Landesverb­and der rechtsextr­emistische­n Partei Die Rechte, sagt Aden. Doch die rechte Szene in und um die Hansestadt treffe sich auch in informelle­n Netzwerken. Dazu zählten auch rechte Hooligans und Rockergrup­pen. Seine Beobachtun­g: „Wir haben es mit einer Radikalisi­erung dieser Netzwerke zu tun.“

Für die Annahme einer Serie spricht nach Adens Angaben das ähnliche Vorgehen. Die Opfer waren Zuwanderer, „es wird Angst verbreitet“. In die Lokale wurde nachts eingebroch­en, die Brände wurden innen gelegt. Die hinterlass­enen Hakenkreuz­e unterschie­den sich hingegen.

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Dieses Restaurant in Ganderkese­e ist abgebrannt, auch hier gab es Hakenkreuz-Schmierere­ien.

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