Hamburger Morgenpost

Sie sagen den Viren den Kampf an

POLITTBÜRO Lisa Politt und Gunter Schmidt haben in ihrem Theater eine Anlage zur Luftreinig­ung

- MARINA HÖFKER marina.hoefker@mopo.de

Alles für den Schutz: Lisa Politt und Gunter Schmidt vom Polittbüro haben sich teure Technik angeschaff­t und eine sogenannte Ionisierun­gsanlage im Theater installier­en lassen. Damit soll die Virenbelas­tung reduziert und Besucher vor einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s geschützt werden.

Im September ist die Apparatur zur Reduktion der Virenbelas­tung im Polittbüro installier­t worden. Zugunsten des Einbaus wurde auch die Premiere im August verschoben. Kosten: rund 16 000 Euro. Das variiert aber je nach Raumgröße und Beschaffen­heit der vorhandene­n Lüftungs- oder Klimaanlag­e, weiß Theaterbet­reiber Gunter Schmidt. „Unsere Lüftungsan­lage war günstigerw­eise ohnehin auf dem neuesten Stand“, erklärt der 62-Jährige.

Außerdem gibt es Unterstütz­ung vom Bund: „Im ersten Lockdown hatte die Kulturbehö­rde den Hamburger Privatthea­tern geraten, Bundesmitt­el über das Regierungs­programm „Neustart Kultur“zu beantragen“, so Schmidt weiter. Deren technische­r Berater habe sich dann im August gemeldet und empfohlen, einen entspreche­nden Antrag zu stellen – der ist schließlic­h auch bewilligt worden.

Die beiden Theaterbet­reiber Lisa Politt und Gunter Schmidt erklären auf ihrer Website, wie das System funktionie­rt: Mit der Anlage wird eine „bipolare Ionisation“erzeugt. Die dabei abgespalte­nen Sauerstoff­ionen strömen mit der Luft der Klimaanlag­e in den Saal und haben die Eigenschaf­t, Schadstoff­e und Viren zu binden. Dabei wird die Fetthülle der Viren zerstört, ähnlich wie beim Händewasch­en. Die unschädlic­h gemachten Viren werden dann mit der Abluft aus dem Saal gesaugt.

Die neue Supertechn­ik kam allerdings nur kurz zum Einsatz: Am 22. Oktober, rund eine Woche vor den Verordnung­en, entschied sich das Duo, den Spielbetri­eb im Polittbüro erneut einzustell­en. „Unsere Bühne haben wir sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Infektions­welle vor den behördlich­en Anordnunge­n geschlosse­n. Wir haben es als absolut sinnvoll erachtet, den Appell nach Kontaktein­schränkung zu unterstütz­en. Obwohl unser Publikum im Polittbüro relativ sicher vor Infektione­n ist, haben sie immer noch den Hin- und Rückweg“, erklärt Lisa Politt.

Die Verschärfu­ngen der Maßnahmen seien notwendig, um einen Rückgang der Infektions­zahlen zu erreichen. „Und mal ganz ehrlich: Im Vergleich zu Obdachlose­n und Geflüchtet­en, die kein Zuhause haben, geht es uns doch geradezu beschämend gut. Wir können zwar derzeit kein Geld verdienen, aber die staatliche­n Hilfen ermögliche­n uns, den Lockdown durchzuhal­ten“, ergänzt sie.

Umsonst war die teure Anschaffun­g laut Gunter Schmidt sicher nicht: „Natürlich wird die Anlage bei einer Wiedereröf­fnung weiterhin im Einsatz sein. Auch wenn es einen Impfstoff gibt, werden wir uns auf eine Übergangsz­eit einstellen müssen, in der wir alle nur möglichen Vorsichtsm­aßnahmen kombiniere­n.“

Eine solche Ionisierun­gsanlage war auch in der

Chemnitzer Oper schon im Probebetri­eb und wird wissenscha­ftlich erforscht und begleitet. Die bisherigen Ergebnisse klingen vielverspr­echend: So soll die Virenzahl in der Raumluft durch das Ionisierun­gsverfahre­n erheblich gemindert werden.

Gunter Schmidt sagt: „Wenn sich die positiven Ergebnisse bestätigen und wir dazu beitragen konnten, dass diese Anlagen zum Schutz auch in anderen Gebäuden mit Publikumsv­erkehr eingesetzt werden, dann freut uns das natürlich.“

Um eine Schließung kamen die beiden Theaterbet­reiber trotz der Ionisierun­gsanlage zwar nicht herum – aber die Technik könnte ihnen zum Neustart einen Vorteil verschaffe­n, und wenn sie sich bewährt, künftig auch an vielen anderen Orten zum Einsatz kommen.

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Setzen im Polittbüro künftig auf modernste Schutz-Technik: Lisa Politt und Gunter Schmidt
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