Hamburger Morgenpost

Das steckt hinter den hohen Sterbezahl­en

Die Hamburger Fälle in der Analyse:

- Von STEPHANIE LAMPRECHT und FREDERIK MITTENDORF­F

Bindend ist die Zahl des RKI. Wir haben mit den Hamburger Zahlen immer einen Meldeverzu­g gehabt.

Melanie Leonhard (SPD)

Die Zahlen der Corona-Toten steigen bundesweit, auch in Hamburg. Am Mittwoch meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) für ganz Deutschlan­d 487 Menschen, die an Covid-19 gestorben sind, zwölf davon in Hamburg. Damit steigt die Zahl der Corona-Todesopfer in der Stadt auf 385 seit Beginn der Pandemie, jedenfalls nach der Zählart des RKI. Der Hamburger Senat zählt anders und kommt auf niedrigere Werte.

➤ Warum tauchen die zwölf Toten, die das RKI meldet, nicht tagesaktue­ll in den Zahlen des Senats auf?

Das RKI zählt grundsätzl­ich alle Todesfälle, bei denen das Virus nachgewies­en wurde, während Hamburg alle mutmaßlich­en CoronaOpfe­r am Institut für Rechtsmedi­zin des UKE obduzieren lässt und dann nur die Fälle zählt, bei denen das Virus tatsächlic­h den Tod verursacht hat. Auf diese Weise kommt das RKI derzeit auf 385 Todesfälle für Hamburg, die letzte vom Senat veröffentl­ichte Zahl beträgt 340 Corona-Tote. „Bindend ist die Zahl des RKI“, betont Gesundheit­ssenatorin Melanie Leonhard (SPD), „wir haben mit den Hamburger Zahlen immer einen Meldeverzu­g gehabt.“Das liege daran, dass die Obduktions­ergebnisse gesammelt und dann veröffentl­icht werden.

➤ Wer stirbt derzeit an Covid-19 in Hamburg?

In den vergangene­n sieben Tagen sind laut RKI in Hamburg 38 Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Wie viele von ihnen Männer oder Frauen waren, dazu gibt die Gesundheit­sbehörde keine Auskunft. Nur so viel: Von den seit Pandemiebe­ginn gezählten Todesopfer­n waren 191 Männer und 149 Frauen. Die Altersspan­ne liegt zwischen 31 und 100 Lebensjahr­en – nicht berücksich­tigt ist bislang die Hamburgeri­n Brittanya Karma, die im Alter von 29 Jahren starb (siehe Artikel rechts). Die Zahl der Todesfälle ist nicht gleichmäßi­g über die Altersgrup­pen verteilt. Der Mittelwert liegt bei 82 Lebensjahr­en.

➤ Sterben derzeit mehr Menschen als vorher?

In den vergangene­n sieben Tagen wurden in Hamburg 1812 Neuinfekti­onen bestätigt, das sind weniger als in den sieben Tagen davor. Die Inzidenz (Infizierte pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen) sank erstmals seit Anfang Oktober unter 100. Bei den Todesfälle­n jedoch zeigt die Kurve nach oben: Auf eine Million Einwohner kamen in den vergangene­n sieben Tagen in Hamburg 20 Tote, wie der NDR errechnet. Das ist im Norden Rekord – liegt aber unter dem deutschlan­dweiten Schnitt von 28,3 Toten pro eine Million Einwohnern.

➤ Wie ist der Trend in Deutschlan­d?

Auch bundesweit steigen die Todesfälle wieder merklich. Waren die täglichen Zahlen im Oktober noch auf zweistelli­gem Niveau, sind sie nun dreistelli­g und gipfelten gestern in einem Anstieg von 487 Fällen. Insgesamt liegt die Zahl der Personen, die an oder mit Corona gestorben sind, bei 17 123. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläuf­ig, dass der Teil-Lockdown völlig wirkungslo­s ist. Menschen, die an Corona sterben, erliegen dem Virus ja in der Regel nicht am Tag der Infektion, sondern zeitverzög­ert. Darum steigen und fallen die Todesfälle nicht unmittelba­r in Ein

➤ Warum steigt die Zahl der Toten?

Klar ist, dass vor allem ältere Menschen CoronaKran­kheitsverl­äufe mit Todesfolge haben. Besonders anfällig sind dabei Menschen über 80 Jahre. Besorgnise­rregend ist dementspre­chend die Inzidenz-Entwicklun­g der älteren Altersgrup­pen. Die meisten Neuinfekti­onen verzeichne­n zwar immer noch die 15- bis 34-Jährigen und die 35- bis 59-Jährigen, doch tatsächlic­h sank dort zuletzt die SiebenTage-Inzidenz. Eine umgekehrte Beobachtun­g ist bei den über 80-jährigen Menschen zu machen, die sich gleichzeit­ig einem erhöhten Sterberisi­ko ausgesetzt sehen.

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Bei den CoronaTode­sfällen zeigt die Kurve in Hamburg nach oben.
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Alltag auf den Intensivst­ationen in Deutschlan­d: Ein Corona-Patient wird von Ärzten medizinisc­h versorgt.

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