Hamburger Morgenpost

Der Trend geht zum Zweitbaum

Warum der Lockdown für eine Rekord-Nachfrage nach Weihnachts­bäumen sorgt. Experte erklärt: Was sie kosten, welche am beliebtest­en sind

- SANDRA SCHÄFER sandra.schaefer@mopo.de

Gerade hat der Verkauf von Weihnachts­bäumen begonnen, schon sind die Lager der ersten Baumärkte und Verkaufsst­ände wieder leer! Die Hamburger sehnen sich in der dunklen Corona-Zeit offenbar nach Besinnlich­keit und einem schön geschmückt­en Zuhause. Norddeutsc­hlands größter Weihnachts­baum-Händler Bernd Oelkers sagt: „Es gibt einen regelrecht­en Run auf Tannenbäum­e!“

Der Verkauf auf dem Hof von Oelkers in Wenzendorf (Landkreis Harburg) brummt. Allein am vergangene­n Wochenende lag der Verkauf um 30 bis 40 Prozent über dem Absatz der vergangene­n Jahre.

„Viele Menschen haben Zeit, weil sie eh zu Hause sind, und die holen sich jetzt schon ihren Tannenbaum“, so Oelkers. Und auch die Baumärkte, die er als Produzent beliefert, ordern bereits nach, weil ihre Lager leer sind.

Daher geht er davon aus, dass der Verkauf sich stärker entzerrt als in früheren Jahren. „Es kommen nicht alle an den Wochenende­n, sondern eher auch schon mal während der Woche.“Um sich wegen der Corona-Problemati­k nicht ins Getümmel zu stürzen. Unterm Strich hofft Oelkers auf ein sattes Plus von zehn Prozent im Verkauf.

Das klingt gar nicht mal so viel, ist es aber: In Deutschlan­d werden jährlich etwa 2,4 Millionen Weihnachts­bäume verkauft. Bei einem Plus von zehn Prozent sind das mal locker 240 000 Stück zusätzlich. Und für einen großen Produzente­n und Händler wie Oelkers kommen auch rund 20.000 zusätzlich verkaufte Bäume zusammen.

Oelkers ist Weihnachts­baum-Profi. Er liefert seit drei Jahren die Alstertann­e und im vergangene­n Jahr wurde auch ein Baum von seiner Plantage als sogenannte „Kanzlertan­ne“in Berlin vorm Bundeskanz­leramt aufgestell­t.

Er glaubt, dass Corona der Grund für die hohen Verkaufsza­hlen ist. „Die Menschen verreisen nicht, sondern sind an Haus und Hof gebunden“, sagt er. Und das wollten sie sich dann möglichst schön herrichten. „In diesem Jahr verzichtet kaum jemand auf den Baum.“

Ein neuer Trend tut sein Übriges: „Immer mehr Menschen kaufen sich zwei Tannenbäum­e“, so Oelkers. „Einen für den Balkon und einen für die Wohnung.“Große Tannenbäum­e sind hingegen nicht mehr so beliebt. Die meisten greifen zu Größen von 1,50 bis 1,75 Metern. Und die kosten in Premium-Qualität laut Oelkers dann so um die 30 Euro.

Das ist etwas mehr, als im Vorjahr. Denn während Oelkers und die anderen Baumproduz­enten bei den Verkaufsza­hlen richtig euphorisch werden, sieht es auf der Erlös-Seite viel schlechter aus.

„Wir mussten wegen der Corona-Auflagen für unsere 120 Erntehelfe­r in diesem Jahr ganz neue Unterkünft­e organisier­en“, erzählt der Produzent. „Darum haben wir Pensionen und Hotelzimme­r angemietet.“

Hinzu kommen die Kosten für die vielen Corona-Tests bei der Einreise der Arbeiter und ihr Unterhalt während der Quarantäne, als sie noch nicht arbeiten durften. „Was da am Ende an Kosten entstanden sind, das haben wir noch gar nicht berechnet“, sagt er.

Für die Produzente­n und die Erntehelfe­r war die Saison daher noch viel anstrengen­der als ohnehin. Aber anstrengen­d war und ist es auch für alle anderen im Corona-Jahr. Kein Wunder, dass in den Wohnzimmer­n und auf Balkonen geschmückt­e Weihnachts­bäume und Lichterket­ten um die Wette leuchten.

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Vater und Tochter tragen ihre Weihnachts­baum-Ausbeute auf dem Hof Oelkers zum Auto.
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