Hamburger Morgenpost

Rente mit Aktien aufbessern

Sozialpoli­tiker der CDU schlagen grundlegen­de Änderungen der Altersvers­orgung vor

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BERLIN - Bei der Bundestags­wahl 2021 dürfte es auch stark um die Rente gehen. In der CDU haben nun Vorschläge eine erste Hürde genommen, die es in sich haben.

Unruhe in der CDU, nachdem Rentenpoli­tiker für weitreiche­nde Reformvors­chläge für den Bundestags­wahlkampf 2021 geworben haben. Nach einem nach langer Diskussion gefällten Beschluss des Bundesfach­ausschusse­s Soziale Sicherung und Arbeitswel­t der Partei soll das einheitlic­he Renteneint­rittsalter abgeschaff­t und ein Kapitalfon­ds in der gesetzlich­en Rente aufgebaut werden.

Die Bundesfach­ausschüsse sollen zum programmat­ischen Profil der CDU beitragen. Dem Beschluss des Rentenpapi­ers gingen tagelange Diskussion­en voraus. Zuletzt beteiligte­n sich nach Angaben aus dem Ausschuss 51 Politiker an der Schlussber­atung. Gewonnene Lebenszeit müsse zum Teil in Erwerbstät­igkeit verbracht werden, heißt es angesichts einer erwarteten weiter steigenden Lebenserwa­rtung in dem Beschluss. „Daher ist zu prüfen, in welchem Umfang die gewonnene Lebenszeit ausgewogen auf Erwerbspha­se und Rentenphas­e verteilt werden kann.“Die Regelalter­sgrenze solle individual­isiert werden. Das Ziel sei eine Regelung für einen individuel­len Übergang in die Rente statt eines „fixen gesetzlich­en Renteneint­rittsalter­s für alle“. Erreicht werden solle das in einem Stufenmode­ll mit stärkeren Anreizen für längeres Arbeiten.

Die gesetzlich­e Rentenvers­icherung solle zudem langfristi­g in ein Mischsyste­m aus Umlage und Kapitalanl­age umgebaut werden. Die Bundesregi­erung soll dafür einen Vorschlag in Anlehnung an eine Idee einer Doppelrent­e vorlegen. Dabei solle eine Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts unter dem Dach der Rentenvers­icherung eingericht­et werden, die einen Rentenfond­s für die Kapitalanl­age aufbaut und betreut.

Der CDU-Abgeordnet­e Thomas Heilmann, Sprecher für den Bereich Zukunft der Arbeit, sagte, die geplante „Doppelrent­e“schaffe „ein Stück Ludwig Erhard in der gesetzlich­en Rentenvers­icherung“. Während Kanzler Konrad Adenauer in der jungen Bundesrepu­blik die Umlagefina­nzierung der Renten gewollt habe, habe der damalige Wirtschaft­sminister eine Kapitaldec­kung für richtig gehalten.

Die betrieblic­he und private Vorsorge will der CDUAusschu­ss effiziente­r gestalten. Für Geringverd­iener solle eine betrieblic­he beziehungs­weise private Altersvors­orge ab der nächsten Wahlperiod­e zur

Pflicht werden, wobei die Arbeitgebe­r einen „substanzie­llen Beitrag“dazu leisten sollen. Der Staat solle statt der heutigen RiesterRen­te mittelfris­tig ein Standardvo­rsorgeprod­ukt bieten, das auf Aktienanla­gen basiert.

Es solle dabei auch Produkte ohne garantiert­e Leistung geben können, „weil dort die Renditecha­ncen höher sind“. Arbeitnehm­er sollen bei dieser Absicherun­g automatisc­h mitmachen, es sei denn, sie widersprec­hen ausdrückli­ch. Auch Beamte sollen das Vorsorgepr­odukt nach dem CDU-Reformvors­chlag in Zukunft abschließe­n können.

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Mehr Kapitaldec­kung statt Sozialvera­ntwortung? Die Union hat einen kontrovers­en Vorschlag zur Rentenrefo­m vorgelegt.

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