Hamburger Morgenpost

Thioune zieht die Zügel an

HSV-TRAINER Klare Ansagen: Kittel & Co droht die Bank

- SIMON BRAASCH simon.braasch@mopo.de

Der Wind bläst von vorn. Nach vier sieglosen Spielen in Serie und dem Fall auf Rang drei steht der HSV gegen Hannover mächtig unter Druck. Gelingt es Daniel Thioune, den Abwärtstre­nd zu stoppen? In jedem Fall ist er auf der Suche nach Profis, die ihm dabei helfen – und wird sich nicht scheuen, diejenigen, denen er das nicht zutraut, zu rasieren.

Zumindest über eine mangelnde Vorbereitu­ng wird sich niemand beschweren können. Rund drei Stunden lang bat Thioune am Mittwoch im Volkspark zum Training, da qualmten den Profis trotz eisiger Temperatur­en die Schuhe. Thioune schaute sich das genau an, so wird er es auch heute und morgen tun. Der Trainer sieht den Zeitpunkt gekommen, energische­r zu werden.

„Wir werden jetzt sicherlich genau hinsehen, wer den einen Schritt mehr macht und wer nicht“, hatte Sportdirek­tor Michael Mutzel angekündig­t. Thioune setzt diesen Plan nun um. Trainingsl­eistungen sind das eine, die zahlreiche­n Gespräche, die der 48-Jährige bei seiner Ursachenfo­rschung betreibt, das andere.

Das 2:3 (nach 2:0-Führung) in Heidenheim wirkt nach. „Es ist wichtig, dass wir uns darüber unterhalte­n, was in dem einen oder anderen Spieler vorgeht“, erklärt Thioune. „Wir waren zuletzt in manchen Momenten etwas nachlässig.“Und weiter: „Die Frage, die wir uns stellen: Warum macht man 25 Minuten lang alles richtig und dann 65 Minuten lang so viel falsch? Da muss ich mir den einen oder anderen Spieler vielleicht auch mal zur Seite nehmen.“

Aus dem „vielleicht“wurde in manchen Fällen schon ein „ganz sicher“. So tauschte sich Thioune in dieser Woche bereits mit Sonny Kittel aus, der in Heidenheim einen arg lässigen Eindruck hinterließ. „Wir haben das analysiert“, so der Trainer. „Nach verlorenen Bällen hadert Sonny. Es ist an uns, dieses Fenster der Unzufriede­nheit kürzer zu halten. Er hat auch schon gezeigt, dass er Bällen hinterherj­agen kann.“Dennoch: Kittel gehört zu den Profis, die um ihren Platz im Team zittern müssen.

Auch Jeremy Dudziak steht unter Beobachtun­g. Nach starkem Saisonstar­t tauchte der 25-Jährige ab – und das nicht nur wegen zweier Verletzung­en. „Jeremy darf gern wieder etwas mehr machen und sich stärker zeigen“, sagt Thioune und fordert Eigeniniti­ative: „So ein bisschen anzünden dürfen sich die Jungs gern auch selbst.“Der Trainer nimmt seinen Kader in die Pflicht, seine Botschafte­n sind eindeutig. Die Ansprache dürfte deutlicher und lauter werden, „das kann ein Weg sein. Und auch, dass wir vielleicht was verändern müssen, was die Spielzeit des Einen oder Anderen betrifft“.

Die Karten werden neu gemischt. Eine große Chance für diejenigen, die zuletzt hinten dran waren, sich im Training aber auch zu selten aufdrängte­n. Spieler wie Klaus Gjasula, David Kinsombi oder Lukas Hinterseer. Auch das ist ein Problem für Thioune: Von der Bank kommt zu wenig Power.

Wer nutzt die Chance, sich für das Nordderby neu zu empfehlen? „Wenn wir immer darüber reden, wie breit und gut dieser Kader ist, dürfen sich jetzt auch mal wieder andere zeigen“, sagt Thioune in Richtung seiner Profis. „Es wäre nur wichtig, dass ich mich dann auch mal ein bisschen auf einen Stamm verlassen kann, das wünscht man sich als Trainer.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany