Hamburger Morgenpost

Ex-AfD-Mann liebäugelt jetzt mit den Christdemo­kraten. Doch die geben ihm in Hamburg postwenden­d einen Korb

PARTEIEN

- Von FREDERIK MITTENDORF­F

Das sind ja ganz neue Töne: Jörn Kruse, ehemaliger Hamburger AfD-Chef, kann sich vorstellen, der CDU beizutrete­n – eine Bedingung stellt er aber.

„Friedrich Merz sollte Kanzlerkan­didat werden“, so der 72-Jährige zur MOPO. Dann könne er sich vorstellen, Mitglied bei den Christdemo­kraten zu werden. Die Ankündigun­g hatte er zuerst bei „Bild“gemacht.

Der Wirtschaft­swissensch­aftler war 2013 im Gründungsj­ahr der AfD in die Partei eingetrete­n und hatte sie in Hamburg bis 2015 geführt. Bis 2018 war er zudem Fraktionsv­orsitzende­r der Rechtspopu­listen in der Bürgerscha­ft. Vor knapp zwei Jahren kehrte er dann der AfD den Rücken, weil ihm die Partei zu rechts geworden war. „Die zunehmende Zusammenar­beit von Teilen der AfD mit Rechten und Rechtsradi­kalen ist für mich vollständi­g untolerier­bar.“

Eine späte Einsicht, denn spätestens nach dem Parteitag in Essen 2015 und der Lucke-Abwahl war klar, in welche Richtung die AfD sich bewegen würde. Ex-AfDler Marcus Pretzell frohlockte damals: „Wir sind eine Pegida-Partei.“

„Ich würde meinen Beitrag inhaltlich leisten wollen. Ich hätte keine Ambitionen auf Positionen innerhalb der CDU“, so Kruse zu seiner Rolle im Falle seines Eintritts. Sollte Friedrich Merz Kanzlerkan­didat werden, verspricht er sich in der Wirtschaft­spolitik „endlich die richtige Richtung“bei den Christdemo­kraten und eine Abkehr von der Ära Merkel.

Seine Ex-Kollegen von der Hamburger AfD schließen einen solchen Wechsel für sich aus, da würde auch ein Friedrich Merz nichts ändern, so Landeschef Dirk

Nockemann zur MOPO. Ob man dem alten Parteifreu­nd hinterhert­rauere? „Die CDU musste Herrn Kruse ja bereits in der Bürgerscha­ft erleben. Wenn sie ihn haben wollen, sollen sie ihn nehmen. Ich kann mir das aber nicht vorstellen.“

Damit liegt er richtig. CDU-Fraktionsc­hef Dennis Thering zur MOPO: „Wir haben als CDU keinerlei Schnittmen­ge mit der ExPartei von Herrn Kruse. Er hat sich mit der AfD während der fortschrei­tenden Radikalisi­erung gemeingema­cht, sie an führender Stelle in Hamburg repräsenti­ert und die immer wieder rassistisc­hen, antisemiti­schen und antidemokr­atischen Äußerungen zumindest hingenomme­n.“

Kruse dürfte das aber nicht aus der Bahn werfen. „Ich werde auch keinen Strick nehmen, wenn das nicht klappt.“

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CDU-Fraktionsc­hef Dennis Thering ist nicht angetan.
Kruse schwärmt für Merz. Ist das ein Kompliment? CDU-Fraktionsc­hef Dennis Thering ist nicht angetan.
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Will Jörn Kruse zurück auf die politische Bühne?
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