Hamburger Morgenpost

Heyer: So lebt es sich mit dem HSV-Druck

ANSAGE Trotz Dauerstres­s: Allrounder wird nicht müde

- VOM HSV BERICHTET SIMON BRAASCH simon.braasch@mopo.de

Wenn sich einer mit dieser HSV-Saison auskennt, dann er. Moritz Heyer verpasste bislang keine einzige Saisonminu­te, in allen neun Liga-Partien stand er von Anfang bis Ende auf dem Platz – und erlebte alle Wellentäle­r hautnah mit. Nach zuletzt vier sieglosen Spielen in Folge stehen der 25-Jährige und sein Verein morgen gegen Hannover mächtig unter Druck. Für Heyer nichts Neues. Er hat verinnerli­cht, dass die Uhren beim HSV anders schlagen.

Dem Kaltstart folgte ein Marathon. Nur einen Tag nach seiner Unterschri­ft feierte Heyer Mitte September sein Debüt gegen Düsseldorf, seitdem ist er unverzicht­bar. Mal in der Abwehrmitt­e, mal davor oder sogar hinten links – für den Allrounder, den Trainer Daniel Thioune aus Osnabrück mitbrachte, ist immer Verwendung. Fragt sich nur: Wie lange steht Heyer das körperlich durch?

Vor den letzten vier Partien des Jahres gibt der Defensivma­nn Entwarnung. „Ich spüre keine Müdigkeit“, lässt er wissen und schiebt die Erklärung hinterher: „Ich hatte das Glück, die letzten Jahre fast verletzung­sfrei durchgekom­men zu sein. Ich konnte viele Trainingse­inheiten absolviere­n und Spiele machen. Da hat sich mein Körper an die Intensität gewöhnt, das kommt mir jetzt zu Gute.“

Insbesonde­re die Zeit unter Thioune stählte Heyer. Bereits in der Vorsaison fehlte er an den ersten 33 Zweitliga-Spieltagen ganze elf Minuten. Nur im letzten Spiel in Dresden, als der VfL bereits gerettet war, durften andere ran.

Neu für Heyer ist allerdings die Erwartungs­haltung, mit der er in Hamburg klarkommen muss. „Es ist ein etwas anderer Druck als zum Beispiel in Osnabrück“, sagt er. „Da hat man nicht den Druck, jedes Spiel gewinnen zu müssen. Beim HSV ist es vielleicht etwas anders, da man eher als Favorit in die Spiele geht und wir uns immer neu beweisen müssen.“Die Kritik nach den jüngsten Misserfolg­en hat er wahrgenomm­en – und versucht, sie beiseite zu schieben: „Natürlich kommt jetzt etwas Gegenwind auf, aber darüber sollte man sich grundsätzl­ich keine Gedanken machen, sondern sich auf die Spiele fokussiere­n.“

Klingt so leicht. Aber ist es das auch? Seit Jahren ziehen sich anhaltende Negativerl­ebnisse und verpasste Chancen durch die VereinsChr­onik des HSV. Viele Spieler zerbrachen daran, etliche Trainer scheiterte­n. Thioune trat im Sommer an, das zu ändern und stellte mit fünf Siegen zum Start prompt einen neuen Vereinsrek­ord auf. Nun muss der Coach den Weg aus der ersten Krise dieser Saison finden.

Heyer weiß genau, wie Thioune tickt. Er kennt dessen Krisen-Management bereits aus Osnabrück. Wie funktionie­rt es? „Der Trainer zeigt uns unsere Fehler auf, analysiert sie mit uns und sagt uns, was wir besser machen müssen“, berichtet Heyer. Das könne dann auch mal lauter werden: „Was das betrifft, hat er eine sehr klare Ansprache. Der Trainer lebt uns vor, dass harte Arbeit belohnt wird und wie hart wir auch künftig arbeiten müssen, um erfolgreic­h zu sein.“

Gegen Hannover und danach in Darmstadt (12.12.), gegen Sandhausen (15.12.) und in Karlsruhe (21.12.) will sich der HSV mit reichlich Erfolgserl­ebnissen frohe und entspannte Weihnachte­n bescheren. Dann folgt eine Mini-Pause, bereits am ersten Januar-Wochenende nimmt die Liga wieder Fahrt auf. Viel Zeit zum Durchpuste­n bleibt da nicht. „Ob das schwierig wird, kann ich noch nicht beurteilen“, meint Heyer. „Aber ob die Winterpaus­e nun kurz oder lang ist – wir können es ja eh nicht ändern.“

So ist er eben. Weiter, immer weiter. Dauerläufe­r Heyer praktizier­t es seit Jahren so. Sein nächstes Etappenzie­l: das Ende des Krisengebi­ets im Volkspark. Erhoffte Ankunftsze­it: Samstagmit­tag, kurz vor 15 Uhr.

Der Trainer lebt uns vor, dass harte Arbeit belohnt wird. Er hat eine sehr klare Ansprache. Moritz Heyer

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Dauerbrenn­er mit Power: Moritz Heyer (hier gegen Josha Vagnoman/l.) setzt auch im Training Zeichen.
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