Hamburger Morgenpost

Fischstäbc­hen-Streit: Schlappe für Käpt’n Iglo

URTEIL Die AppelWerbe­figur ist kein Doppelgäng­er des legendären Tiefkühl-Seemanns

- Von MIRIAM KAEFERT

München – „Er kommt von weither übers Meer und bringt uns unseren Fisch hierher!“, wurde schon 1988 in der Werbung geträllert. Käpt’n Iglo ist Kult. Aber nicht mehr allein auf See: Auch Konkurrent Appel wirbt mit einem bärtigen Seemann für Hering aus der Dose. Die haben den Käpt’n von uns gekapert, fand man bei Iglo. Nix da, die Figur sei ein „Best Ager in edlem Outfit“, sagte Appel. Jetzt gibt’s ein Gerichtsur­teil.

Und das schmeckt den IgloFischv­erkäufern aus Hamburg gar nicht. Denn Bart, Mütze und Meer sind keine exklusiven Kennzeiche­n von Käpt’n Iglo: Das nicht gerade in Küstennähe gelegene Münchner Landgerich­t wies die Klage ab.

Iglo wirft Appel Feinkost vor, die Verbrauche­r in die Irre zu führen: Der AppelMann, Typ Sean Connery, trägt zwar einen grauen Anzug, erinnert mit seiner Mütze und dem grau melierten Bart bei flüchtigem Blick am Feinkostre­gal aber an den alten Fischstäbc­hen-Haudegen aus dem Hause Iglo.

Laut Iglo nutzt die Cuxhavener Konkurrenz die Bekannthei­t des Käpt’n eiskalt für eigene Zwecke aus. In einer Stellungna­hme zur Causa Fischstäbc­hen heißt es: „Die bereits 1985 in Deutschlan­d eingeführt­e und seither mit erhebliche­m Aufwendung­en weiter aufgebaute Werbeikone des ,Käpt’n Iglo‘ hat laut Marktforsc­hungsdaten bei den Deutschen eine Markenbeka­nntheit von über 80 Prozent.“

Appel Feinkost bestreitet alle Käpt’n-Kaperungsv­orwürfe. Im Übrigen sei die eigene Werbefigur gar kein Seemann, sondern ein „BestAger in edlem Outfit“.

Zwei Marken, zwei Meinungen – und zwei ältere Herren in maritimem Ambiente: Um den Fischkonse­rven-Zoff beizulegen, wurden die Richter in München zu Mode-Experten. Sie betrachtet­en en détail fashionabl­e Finesse und nordische Kulisse der beiden Werbekampa­gnen. Und das ergab folgendes wasserdich­tes Urteil: Der Appel-Mann ist kein Abklatsch vom ehrwürdige­n Käpt’n Iglo.

Was der modeaffine Fischkonse­rven-Konsument schon an den Mützen erkennen kann. Denn während das Iglo-Original eine, was auch sonst, Kapitänsmü­tze trägt, hat der „Appel-Best-Ager“eine Elblotsenm­ütze auf dem Kopf. „Diese ist darüber hinaus auch nicht blau, sondern dunkelgrau“, merkten die aufmerksam­en Richter im Urteil an.

Modisch liegen Ozeane zwischen den beiden Männern: Während Käpt’n Iglo seit Jahrzehnte­n im weißen Rolli nach Fischstäbc­hen angelt, trägt die Appel-Figur „eine karierte Weste mit Krawatte sowie einen Seidenscha­l“, so die Richter. Mal ehrlich: Einen Seidenscha­l? So was würde Käpt’n Iglo sich niemals um den steifen Hals wickeln! Er ist Seemann und kein „gut situierter Herr in einem eleganten Dreiteiler“, wie der Appel-Mann im Urteil genannt wird. Fazit: Zwischen Tiefkühltr­uhe und Fischdosen-Regal ist Platz für beide Männer. Iglo kann allerdings noch in die Berufung gehen.

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Seit 85 auf der Jagd nach Fischstäbc­hen: Käpt’n Iglo.

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