Hamburger Morgenpost

CDU-Mannschaft zerfleisch­t sich

Regierungs­chef von Sachsen-Anhalt schmeißt Innenminis­ter raus

-

MAGDEBURG - Der Streit um die Erhöhung der Rundfunkge­bühren wächst sich zur Krise der regierende­n CDU in Sachsen-Anhalt aus: Ministerpr­äsident Reiner Haseloff hat am Freitag überrasche­nd Innenminis­ter Holger Stahlknech­t (beide CDU) entlassen. Er zog damit am Freitag die Konsequenz aus einem nicht abgesproch­enen Interview Stahlknech­ts zum Koalitions­streit um den Rundfunkbe­itrag, wie die Staatskanz­lei mitteilte. In dem Interview hatte der Innenminis­ter eine CDU-Minderheit­sregierung für den Fall angekündig­t, dass die Koalition mit SPD und Grünen im Streit über die Erhöhung des Rundfunkbe­itrags platzen sollte.

Der 56 Jahre alte Stahlknech­t hatte im Gespräch mit der „Magdeburge­r Volksstimm­e“nicht nur ausgeschlo­ssen, dass seine Partei

von ihrem Nein zu einem Beitragspl­us abrückt, sondern die Kritik unter anderem auch mit dem Bild Ostdeutsch­lands in den öffentlich-rechtliche­n Sendern und einer Berichters­tattung mit dem „erhobenen Zeigefinge­r der Moralisier­ung“gerechtfer­tigt.

Stahlknech­t war schon oft angeeckt. Unlängst hatte ihm der Präsident des Zentralrat­s der Juden, Armin Schuster, den Rücktritt nahegelegt, weil er mit Aussagen zum Polizeisch­utz für jüdische Einrichtun­gen dem Antisemiti­smus

Vorschub leiste. Ein CDU-Kreisvorst­andsmitgli­ed in AnhaltBitt­erfeld, das ein beliebtes Neonazi-Motiv auf den Arm tätowiert hatte, zwang Stahlknech­t erst nach großem Druck zum Rücktritt.

Stahlknech­t war seit 2011 Innenminis­ter, ist seit 2018 CDU-Landeschef und galt jahrelang als gesetzt für die Nachfolge von Ministerpr­äsident Haseloff (CDU). Der Amtsinhabe­r kündigte aber vor wenigen Wochen an, für eine dritte Amtszeit als Spitzenkan­didat anzutreten.

 ??  ?? Machtkampf: Reiner Haseloff (l.) und Holger Stahlknech­t.
Machtkampf: Reiner Haseloff (l.) und Holger Stahlknech­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany