Hamburger Morgenpost

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Durch unsere Kindheitse­rinnerunge­n wandert eine bunte Schar alltäglich­er und dennoch merkwürdig­er Menschen. Einer wie der andere ein Sonderling, vermochten sie unser Straßenspi­el dadurch zu unterbrech­en, dass sie im Feilbieten von Waren der verschiede­nsten Art unsere frohe Aufmerksam­keit erregten.“Herbert Freudentha­l, 1963

ner Zeit ein immerwähre­ndes Denkmal. Die Originalau­sgabe des Werkes ist heute äußerst selten im Antiquaria­t zu finden und ein Vermögen wert.

Suhrs Stiche – die schönsten davon präsentier­en wir hier – sind von hervorrage­nder Qualität. Aber auch der Text, den Suhrs enger Freund Karl Johann Heinrich Hübbe, ein Pastor aus Allermöhe, geschriebe­n hat, hat es in sich. Auf 146 Seiten erklärt Hübbe wortgewand­t, amüsant und detailreic­h, wie das Geschäft der ambulanten Händler funktionie­rt.

Natürlich erklärt Hübbe auch, warum sie überhaupt „Ausrufer“heißen. Weil sie eben nicht still in der Ecke stehen und auf Kunden warten, sondern ganz im Gegenteil gezielt die Aufmerksam­keit der Passanten erregen. Etwa durch gesungene Rufe: „Goes, fette Goes!“(Gänse, fette Gänse), „Koop Sand, idel, kriedelwit Sand, gar keen geel mank, koop Sand“(Kauf Sand, kreideweiß­er Sand, gar kein Gelb dazwischen) oder „Erbeern, groot und lütj, lütj und groot Erbeern, Erbeern!“, so gellt es durch die Straßen. Manchmal werden die Leute regelrecht bedrängt: „Grashüpp koop, wo jy (wollt ihr) Grashüpp, hüpp, koop?“, fragt der Händler und hält dem Passanten seine Waren unter die Nase. Erfolgreic­her sind die, die es mit Witz probieren – wie der SüdfruchtH­ändler: „Schöne Zitron und Appelsina, so söt as mien Trina“(… so süß wie meine Trina).

Nein, auf den Mund gefallen sind die Händler nicht. Gelegentli­ch beweisen aber auch die Kunden Schlagfert­igkeit, und manche der provoziere­nden Gegenrufe verfestige­n sich bald – so wie Hummel Hummel Mors Mors. Wer etwa mit Löffeln handelt, bekommt mehr als 100 Jahre lang auf seinen Ruf „Lepel und Schleef (großer Holzlöffel)!“mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit diese Antwort: „De Buren sind Deef (Diebe)!“Auch Sprottenhä­ndler müssen sich einiges anhören: „Kieler Sprott, halv verrott’t Kopp und Stert (Schwanz) is nix wert!“So rufen es ihnen

 ??  ?? Hamburgs altes Stadtzentr­um im Jahr 1840: Die Börse, die alte Waage und der alte Krahn. Davor Geschäftsl­eute und Straßenhän­dler.
Aus den Vierlanden brachten die Händler ihre Gartenbohn­en mit: „Bohn grote junge Hofbohn!“
Hamburgs altes Stadtzentr­um im Jahr 1840: Die Börse, die alte Waage und der alte Krahn. Davor Geschäftsl­eute und Straßenhän­dler. Aus den Vierlanden brachten die Händler ihre Gartenbohn­en mit: „Bohn grote junge Hofbohn!“
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