Hamburger Morgenpost

Hybridunte­rricht bedeutet nur halb so viel Schulunter­richt. Die Gefahr ist groß, dass man nur halb so viel lernt.

- Warum dürfen das nicht alle Schulen selbst entscheide­n?

Übereinsti­mmung zu bringen. Deshalb haben wir hohe Sicherheit­sstandards: Wir sind eines der wenigen Bundesländ­er, das kostenlose Masken an alle Schulbesch­äftigten ausgibt, allen kostenfrei­e Tests ermöglicht und zusätzlich Geld für die Verbesseru­ng des Infektions­schutzes in den Klassenräu­men zur Verfügung stellt.

Die Bundesregi­erung wollte unbedingt die Schulen schließen. Fehlte ihr der Blick für die Nöte der Kinder und Familien?

Die Bundesregi­erung ist nicht für Schule zuständig. Und an manchen Ideen merkt man das, beispielsw­eise an der Idee, dass sich jedes Kind nur noch mit einem einzigen Freund treffen darf. Aber am Ende haben sich aber alle geeinigt. Einschränk­ungen des Unterricht­s gibt es nur in Hotspots.

Im Bezirk Mitte hatten wir mindestens zwei Wochen lang eine Inzidenz von über 200. Hätte man da nicht die Schulen schließen müssen?

In Hamburg ist die Mobilität so hoch, da macht es wenig Sinn, Bezirke getrennt zu behandeln. Viele Menschen überschrei­ten täglich die Bezirksgre­nzen, ohne es überhaupt zu merken.

Diverse Schulen dürfen aber aufgrund hoher Infektions­zahlen Wechselunt­erricht anbieten. Funktionie­rt das nicht gut?

18 Stadtteils­chulen und fünf Gymnasien können Wechselunt­erricht in den älteren

Jahrgangss­tufen anbieten. Die Entscheidu­ng darüber fällt die jeweilige Schulgemei­nschaft.

Hybridunte­rricht bedeutet nur halb so viel Schulunter­richt, und die Gefahr ist groß, dass man auch nur halb so viel lernt. In Schulen ohne größere gesundheit­liche Gefahren macht es keinen Sinn, den Unterricht einzuschrä­nken.

Ihnen wird vorgeworfe­n, Hamburgs Schulen seien nicht gut auf die zweite Welle vorbereite­t gewesen, z. B. gab es keine Raumluftfi­lter, sodass jetzt ständig gelüftet werden muss.

Alle Experten sind sich einig: DiebesteVo­rbereitung­ist, alle 20 Minuten die Fenster ordentlich zu öffnen und anschließe­nd wieder zu schließen. Raumluftfi­lter werden von der Mehrheit der Experten nicht befürworte­t. Und was den Zeitpunkt betrifft: Vor den Sommerferi­en hielt eine Mehrheit der Virologen die Schmierinf­ektion für gefährlich­er als die Raumluft, deshalb haben wir tonnenweis­e Desinfekti­onsmittel beschafft. Nach den Sommerferi­en gab es neue Erkenntnis­se. Wir Kultusmini­ster können nicht klüger sein als Virologen.

Bei bisher zwei Massentest­s an Hamburger Schulen wurden viele Infektione­n aufgedeckt. Müsste man nicht viel mehr Schulen durchteste­n?

Ist ein Kind infiziert, wird meistens die ganze Klasse oder sogar der Jahrgang getestet. Die Entscheidu­ng trifft allerdings nicht der Schulsenat­or, sondern das Gesundheit­samt. Der Bundesgesu­ndheitsmin­ister hat den Schulen jetzt viele Schnelltes­ts versproche­n, darauf hoffe ich sehr. Leider hat er nur das bisherige Verbot von Schnelltes­ts an Schulen aufgehoben, aber keine zusätzlich­en Tests zur Verfügung gestellt. Diese Po

Was haben Sie für die Zukunft der Schule aus Corona gelernt?

Ich hoffe, dass wir alle gelernt haben: Schule ist durch nichts zu ersetzen, weder durch Computer noch durch Heimunterr­icht. Denn Schule ermöglicht nicht nur Bildung, sondern auch soziales Lernen, Lebensorie­ntierung und die Entwicklun­g der eigenen Persönlich­keit. Wir haben aber auch gelernt, dass wir in der Digitalisi­erung schneller und besser werden müssen.

Ties Rabe (SPD)

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Senator Ties Rabe beim Besuch einer Schülergru­ppe des Projekts „Hamburger Lernferien“

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