Hamburger Morgenpost

Der Punk-Pastor mit dem Weihnachts­fahrrad

Pfarrer und Rantanplan-Mitglied Ulf Werner will Hoffnung in die Stadt tragen

- Von NICOLA DAUMANN

Corona-Beschränku­ngen und Sitzplatzr­eservierun­gen in Kirchen: Für viele wird Weihnachte­n dieses Jahr anders als sonst. Doch das ist kein Grund, den Kopf in den

Sand zu stecken, findet Pastor Ulf Werner. Mit dem „Weihnachts­fahrrad“und einem akustische­n Potpourri aus weihnachtl­ichen Klängen und Orgelmusik will der Geistliche, der auch Mitglied der Punkband Rantanplan ist, in seinem Stadtteil festliche Stimmung verbreiten.

Mit bunt geschmückt­em E-Bike und großer Musikbox wird er am Vormittag des 24. Dezember an drei öffentlich­en Orten in der Gemeinde Meiendorf-Oldenfelde zum „Weihnachts­Warm-up“rufen: einer zehnminüti­gen Andacht mit Weihnachts­geschichte und Segen, bei der der Pastor von einer eigenen, vorproduzi­erten Geräuschku­lisse begleitet wird, dem „Urban Christmas Prayer“.

Dabei wird der Weg von zu Hause in eine Kirche akustisch nachgeahmt und auch Orgelspiel mit „O du fröhliche“wird zu hören sein. Für den Klangteppi­ch „Urban Christmas Prayer“hat er über Instagram nachgefrag­t, welche Geräusche Menschen mit Weihnachte­n verbinden. So sind prasselnde­s Kaminfeuer, unter den Füßen knirschend­er Schnee, raschelnde­s Geschenkpa­pier und der Zimbelster­n (ein Effektregi­ster der Orgel) zu hören.

Das „Weihnachts­fahrrad“ist eines von mehreren Events der drei Kirchen in der Gemeinde Meiendorf-Oldenfelde. So sind auch Krippenspi­ele, die klassische Christvesp­er und ein OpenAir-Gottesdien­st für Weihnachte­n geplant. Das „Weihnachts­fahrrad“steht dabei im Dienst der Kampagne „Hoffnungsl­euchten“von der Nordkirche, die Zuversicht und Hoffnung zu den Menschen tragen soll.

Und warum sind Töne und Musik für Ulf Werner das Mittel der Wahl? „Mit Musik erreicht man Orte, an die man mit Worten nicht kommt“, sagt der Pastor der

MOPO. Manchmal gebe es bei Konzerten einen besonderen Moment, in dem ein Funke überspring­e, so der Wahl-Hamburger. „Man kann es gar nicht richtig greifen. Für mich ist das ein Gottes-Moment.“

Die Musik war für Werner schon immer wichtig. Seit elf Jahren ist er Mitglied der Hamburger Punkband Rantanplan, mit der er auf hunderten Konzerten durch Deutschlan­d getourt ist. Auch vorher hat er in Bands gespielt. Werner hat schon in einer Musiker-Kommune auf St. Pauli gelebt und in Kneipen gearbeitet, außerdem das Theologies­tudium für ein Studium der Sozialen Arbeit unterbroch­en und im sozialpsyc­hiatrische­n Dienst gearbeitet. Nun ist der 37-Jährige seit zweieinhal­b

Jahren Pastor.

Und Punk und Pastor passen gut zusammen: Seine Erfahrunge­n helfen ihm nun, erzählt Werner – besonders bei seinem zweiten Job: Denn neben der Arbeit in der Gemeinde entwickelt der Pastor für die Nordkirche auf der Onlineplat­tform „Dock III Records“neue Formate für Andachten und Liturgien. Vom Deichkind-Mash-up bis zum „Urban Evening Prayer“mit chilligen Elektro-Vibes ist alles dabei. Die Klangwelte­n gibt es auf YouTube und Spotify – und der neuesten Kreation kann man am Weihnachts­morgen live lauschen. Von 10 bis 11.30 Uhr ist der Pastor beim Spielplatz am Wildschwan­brook, beim Seniorenze­ntrum Nordlandwe­g und bei der U-Bahn-Station Oldenfelde unterwegs.

 ??  ?? Ulf Werner ist seit zweieinhal­b Jahren Pastor der Gemeinde Meiendorf-Oldenfelde – und nebenbei Punk-Musiker.
Ulf Werner ist seit zweieinhal­b Jahren Pastor der Gemeinde Meiendorf-Oldenfelde – und nebenbei Punk-Musiker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany