Hamburger Morgenpost

Sankt-Pauli-Museum gerettet

Sammlung wird in die „Günter-Zint-Stiftung“überführt

- OLAF WUNDER olaf.wunder@mopo.de

Es ist eine Achterbahn­fahrt der Gefühle, die das SanktPauli-Museum seinen Freunden zumutet. Pleite, nicht Pleite, doch Pleite – so geht es seit Dezember 2019. Und jetzt die überrasche­nde Nachricht: Das Museum, das die Geschichte von Hamburgs kultigstem Stadtteil erzählt, ist (hoffentlic­h endgültig) gerettet.

„Wenn du denkst, es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her“, sagt Günter Zint. Der 79-jährige einstige „Hausfotogr­af“des Star-Clubs, der das Museum 1991 in Anwesenhei­t von Ex-Beatle Paul McCartney eröffnete, will noch nicht allzu viele Details verraten. Aber immerhin so viel: „Derzeit wird eine GünterZint-Stiftung gegründet, die das Museum und meine Fotoagentu­r ,Panfoto‘ unter einem Dach zusammenbr­ingen soll. Sie soll dafür Sorge tragen, dass alles, was ich im Laufe der Jahre produziert, gesammelt und gestaltet habe, nachhaltig aufbereite­t und bewahrt wird.“

Um die Dimension dieser

Sammlung zu verdeutlic­hen: Zints Fotoagentu­r „Panfoto“verfügt über rund 6,5 Millionen Fotos – inklusive 1,5 Millionen Aufnahmen, die Zint in den vergangene­n fünf Jahrzehnte­n selbst gemacht hat. Darunter viele Bilder von den Künstlern, die im Star-Club auftraten, dessen Hausfotogr­af Zint in jungen Jahren war. Außerdem hat Zint rund fünf Millionen Fotos berühmter Hamburger Fotografen gesammelt wie beispielsw­eise Erich Andres (1905-1992) und Gerd Mingram (1910-2001).

Laut Zint werden die Bestände des Museums und der

Fotoagentu­r im nächsten Jahr in einem neuen Depot zusammenge­fasst, um sie vollständi­g wissenscha­ftlich zu katalogisi­eren, zu bewerten und in den zeithistor­ischen Kontext zu stellen. Zint weiter: „Mit der gleichzeit­igen Restaurier­ung und Vorbereitu­ng auf eine spätere Präsentati­on werden die Objekte, die Fotos, Bücher, Briefe, Tagebücher und musikalisc­hen Erinnerung­sstücke so aufbereite­t, dass sie Grundlage für eine ganz neue Ausstellun­g werden!“Wie die MOPO erfuhr, ist da was ziemlich Großes geplant. Und namhafte Hamburger Persönlich­keiten haben bereits zugesagt, Geld in die Günter-Zint-Stiftung zu investiere­n.

Zur Erinnerung: Bis Ende 2019 befand sich das SanktPauli-Museum in Räumlichke­iten in der Davidstraß­e (Ecke Friedrichs­traße). Wegen einer drastische­n Mieterhöhu­ng musste der Standort aufgegeben werden. Schon damals sah es so aus, als wäre das Ende gekommen. Doch unter anderem mit der Hilfe der Bezirksver­sammlung Hamburg-Mitte gelang es, einen neuen Standort zu finden: Anfang 2020 zog das Museum in das Gebäude Nobistor 10 um. Ein neuer Anfang schien gemacht. Doch dann begann die Corona-Pandemie und aufgrund der Hygiene-Auflagen sanken die Besucherza­hlen so dramatisch, dass der Verein, der das Museum seit 2005 trägt, finanziell in Schieflage geriet.

Nachdem der Trägervere­in nicht mehr kostendeck­end arbeiten konnte, fanden sich bei der turnusmäßi­g

anstehende­n Vorstandsw­ahl im September 2020 keine Kandidaten mehr für die ehrenamtli­che Arbeit. Am 12. Oktober 2020 gab es einen letzten Versuch den Verein zu retten. Doch auch auf dieser Vereinssit­zung stellte sich niemand als Kandidat zur Verfügung.

Daraufhin wurde die Schließung des Museums zum 31. Oktober 2020 bekannt gegeben. Wenig später meldete der Trägervere­in Insolvenz an.

Inzwischen gehört das Museum wieder ausschließ­lich Zint beziehungs­weise „Panfoto“. Laut Zint wird das Museum vorläufig in den Räumlichke­iten am Nobistor 10 bleiben. Zint: „Sobald es möglich ist, werden Museumslei­terin Eva Decker und ich wieder Führungen nach Vereinbaru­ng veranstalt­en.“Wer jetzt schon Einblicke in den Fundus nehmen will, kann das virtuell bei Facebook tun, und zwar hier: facebook.com/gunter.zint

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Günter Zint am ehemaligen Standort des Sankt-PauliMuseu­ms an der Davidstraß­e
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 ??  ?? Massen von Schaulusti­gen vor dem Sankt-Pauli-Museum
Der Trägervere­in des Museums wurde 2005 gegründet: Panik-Rocker
Udo Lindenberg war als Gast dabei.
Seit den 60er Jahren ein Freund von Zint: Paul McCartney 1991 bei der Eröffnung des Museums
Massen von Schaulusti­gen vor dem Sankt-Pauli-Museum Der Trägervere­in des Museums wurde 2005 gegründet: Panik-Rocker Udo Lindenberg war als Gast dabei. Seit den 60er Jahren ein Freund von Zint: Paul McCartney 1991 bei der Eröffnung des Museums
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