Hamburger Morgenpost

Millionen-Betrug des Windpark-Hochstaple­rs

Wie er sie alle über den Tisch zog:

- Von NICOLA DAUMANN

Er hat Energiekon­zerne über den Tisch gezogen und Millionen verdient – mit Windparks, die er sich einfach ausgedacht hatte: Wie der „Spiegel“berichtet, wurde der Hochstaple­r Hendrik Holt festgenomm­en, bevor er sich in den Libanon absetzen konnte. In einem ersten Prozess wurde Holt zu zweieinhal­b Jahren Haft verurteilt – doch die eigentlich­e Anklage steht noch aus. Und wo sind eigentlich die ergaunerte­n Millionen?

Rund zwölf Millionen Euro soll der Betrüger bereits gescheffel­t haben, als er im April im Berliner Luxushotel

„Adlon“festgenomm­en wurde. Seine Masche: Holt gab sich als Projektent­wickler für Windparks aus und verkaufte Energiekon­zernen Windparks, die es gar nicht gab.

Wie der „Spiegel“berichtet, fälschte er dabei reihenweis­e Unterschri­ften und Dokumente, wie Erklärunge­n von Gemeinden, Pachtvertr­äge und Vollmachte­n. Die Energiekon­zerne „SSE“aus Schottland, „CEZ“aus Tschechien und „Enel“aus Italien glaubten die Lügen – und überwiesen Holt im Jahr 2019 rund zwölf Millionen Euro als Anzahlung.

Als der Hochstaple­r verhaftet wurde, arbeitete er gerade an dem größten Deal: dem Projekt „Munich“, in dem mehrere ausgedacht­e Windparks zusammenge­fasst waren – inklusive derer, die er schon einmal verkauft hatte. Mit seiner Scheinfirm­a „Holt Energy AG“präsentier­te Holt sein Projekt schon bei der internatio­nalen Münchener Sicherheit­skonferenz.

Der Lobbyist Benedict Pöttering, ehemaliger Bundesvize der Jungen Union und Sohn des CDU-Politikers Hans-Gert Pöttering, organisier­te für das Projekt ein Treffen mit mehreren CDU-Abgeordnet­en.

Auch FDP-Chef Christian Lindner soll zugegen gewesen sein. Wie der „Spiegel“berichtet, haben die CDUPolitik­er das Projekt nach eigenen Angaben nicht unterstütz­t, auch Lindner sei nur zufällig da gewesen. Pöttering gibt an, nichts von dem Betrug gewusst zu haben.

Gemeinsam mit seinem Komplizen Heinz L. plante Holt, sich ins Ausland abzusetzen, und sicherte sich mehrere Wohnungen in der libanesisc­hen Hauptstadt Beirut. Doch vorher schlug die Staatsanwa­ltschaft Osnabrück zu und nahm Holt zeitgleich mit mehreren, ebenfalls beteiligte­n Familienmi­tgliedern in Niedersach­sen und Bayern fest.

Im Oktober 2020 wurde Holt vom Amtsgerich­t Meppen zu zweieinhal­b Jahren Haft verurteilt, weil er einen Notar nicht bezahlt hatte. Laut „Spiegel“wird die Anklage wegen der Windparks von der Staatsanwa­ltschaft in Osnabrück noch vorbereite­t.

Heinz L. wurde im Juni in Beirut festgenomm­en und mit 60 000 Euro an Deutschlan­d ausgeliefe­rt. Wo sich die restlichen Millionen befinden, ist unbekannt.

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Zweieinhal­b Jahre Haft hat Holt wegen einer anderen Tat bekommen. Der Prozess zum Windpark-Betrug steht noch aus.
Hendrik Holt mimte gern den erfolgreic­hen Unternehme­r. Zweieinhal­b Jahre Haft hat Holt wegen einer anderen Tat bekommen. Der Prozess zum Windpark-Betrug steht noch aus.

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