Mutter kämpft um Reha für ihren schwerkranken Sohn
WANDSBEK Amt bewilligt Therapie nicht – Christina C. legt Widerspruch ein, doch die Zeit drängt
Anton C. (Name geändert) und seine Mutter Christina haben eine seltene lebensbedrohliche Erbkrankheit, bei der die Steuerfunktion des Körpers nicht richtig funktioniert. Die Folge sind schmerzhafte lang anhaltende Muskelkrämpfe und Muskelschwäche. Bisher hat dem 22-jährigen Anton C. ein Epilepsie-Medikament geholfen, doch das wurde vom Markt genommen. Nun könnte ihm eine individuelle Reha auf den Kanaren helfen – aber das Amt braucht lange, um über die finanziellen Mittel zu entscheiden. Christina C. ist verzweifelt.
Noch hat Christina C. etwas von dem speziellen Medikament übrig, das ihr Sohn braucht. Aber sie muss es reduzieren. „Meinem Sohn geht es immer schlechter“, sagt sie der MOPO. Die Diagnose des behandelnden Neurologen: Anton C. ist in Deutschland kaum noch überlebensfähig.
Als einzige Option bliebe ein Klimawechsel, schreibt der Neurologe im Attest, das der MOPO vorliegt. Die Kanarischen
Inseln seien hierfür optimal. Auch für Parkinson-Patienten sind positive Effekte des Insel-Klimas bekannt. Christina C. träumt davon, dass ihr Sohn so sogar sein Abitur nachholen kann.
Doch Unterkunft und Hilfeleistungen sind teuer. Christina C. kann wegen einer eigenen Erkrankung nicht arbeiten, alle Rücklagen sind aufgebraucht. Die Krankenkasse deckt Leistungen dieser Art nicht ab, ein Spendenaufruf brachte nicht genügend Geld zusammen. Christina C. beantragte für sich und ihren Sohn eine individuelle Reha-Maßnahme beim Fachamt für Eingliederungshilfe des Bezirksamtes Wandsbek.
Doch das Verfahren zieht sich: Schon im Januar habe die 54-Jährige die Antragsformulare beantragt, aber erst im März Antwort erhalten, erzählt die Mutter. Nach mehrmaligem Austausch mit der Behörde reichte sie den Antrag im September ein – und bekam Ende Oktober einen Ablehnungsbescheid. Es handele sich nicht um eine Reha-Maßnahme, sondern eine Verlegung des Lebensmittelpunkts, heißt es in dem Schreiben. Außerdem
sei der Pflegegrad nicht gravierend genug.
Christina C. legt Widerspruch ein. Noch gibt es keine Entscheidung. „Uns läuft die Zeit davon“, sagt sie.
„Das Verfahren ist von Beginn an prioritär behandelt worden“, heißt es hingegen seitens des Amtes. Grundsätzlich sei bei steuerfinanzierten Leistungen eine gründliche Prüfung des Sachverhaltes Pflicht, auch verschiedene Fachexpertisen müssen eingeholt werden.
„Dem Bezirksamt steht medizinische Expertise zur Seite, um jederzeit eine valide Einschätzung von gesundheitlichen Risiken zu erhalten“, so das Statement der Amtes.
„Ich habe das Gefühl, uns nimmt niemand ernst“, sagt Christina C., denn seltene Erbkrankheiten seien viel zu schlecht erforscht. Jetzt will sie sich das Geld für den Flug von Freunden leihen und noch in den nächsten Tagen auf die Kanaren fliegen. Doch vor Ort wisse sie dann nicht weiter. „Ohne die finanzielle Hilfe von der Behörde verlieren wir alles. Auch unser Zuhause hier.“