Hamburger Morgenpost

Hamburgs neuer Club-Palast

Die spektakulä­ren Pläne:

- ANN-CHRISTIN BUSCH ann-christin.busch@mopo.de

Der geplante Abriss und Neubau der Sternbrück­e sorgt seit Monaten für Ärger. Die alte Stahlkonst­ruktion soll einer 21 Meter hohen Stabbogenb­rücke weichen. Gegen die Mega-Brücke formierte sich Protest von Anwohnern und Initiative­n. Für die Clubs unter der Brücke wie das „Waagenbau“bedeuten die Baupläne das Aus an ihrem aktuellen Standort. Jetzt konnten sich Stadt und Clubbetrei­ber auf eine Lösung einigen.

Direkt neben der Brücke an der Kreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemann­straße soll auf städtische­m Baugrund ein Kulturhaus entstehen. Es könnte damit die zukünftige Heimat für „Waagenbau“, „Astra Stube“und „Fundbureau“werden, die bisher alle unter der alten Brücke ihren Platz haben.

Im Kulturhaus könnten auf insgesamt drei Etagen neben den Clubs auch eine Kita, Proberäume und Apartments für Musiker sowie eine Tiefgarage Platz finden. Beim Bau werden vor allem umweltvert­rägliche, recycelbar­e Baustoffe zum Einsatz kommen. Ziegelstei­ne aus den bestehende­n Bauwerken und Stahlträge­r der alten Brücke finden eine Wiederverw­ertung. „Durch die gewählten Materialwe­lten soll dem rauen, ehrlichen, diversen Charme der Schanze Rechnung getragen werden“, erklärt Axel Farnschläd­er, Inhaber von TF Architekte­n, das Konzept. 15 Millionen Euro soll das neue Haus kosten.

Zusätzlich ist die Gestaltung weiterer Flächen um die neue Brücke in Planung. Ein „Haus der Mobilität“mit Fahrradlad­en und Fahrradgar­age und Räume für Ausstellun­gsflächen

sind in der Skizze zu sehen. An der Wohlers Allee könnten eine Grünfläche und Anwohnerpa­rkplätze entstehen.

Senat und Deutsche Bahn haben bereits vor Monaten beschlosse­n, dass die alte Brücke im Jahr 2023 abgerissen und durch eine neue ersetzt wird. Innerhalb von vier Jahren soll an derselben Stelle eine deutlich größere Stabbogenb­rücke entstehen. Die Mega-Dimensione­n der neuen Brücke, 21 Meter hoch und 100 Meter breit, sorgten bei Anwohnern für Entsetzen. Unter der Brücke bietet sich allerdings auch mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger. Eine Sanierung der alten Brücke war laut Verkehrsbe­hörde keine Option.

Nach einer monatelang­en Debatte und wiederholt­en Protestmär­schen

gegen die neue Brücke scheint es nun immerhin für die Clubs eine Lösung zu geben, mit der alle zufrieden sind. Die Clubszene und Architekte­n aus dem Viertel haben gemeinsam einen Vorschlag für den Neubau entwickelt. Auch die Verkehrsbe­hörde und die Deutsche Bahn sind mit im Boot.

„Es gibt kein Szenario, in dem die Clubs unter der Brücke erhalten worden wären, weil selbst bei einer Sanierung die entspreche­nden Räume hätten verfüllt werden müssen“, sagte Verkehrsse­nator Anjes Tjarks (Grüne). „Die Sternbrück­enclubs machen aber einen Großteil der mit dem Ort verbundene­n Emotionen aus. Deswegen ist es sehr wichtig, eine echte Perspektiv­e für die Sternbrück­enclubs aufzuzeige­n – und zwar an der Sternbrück­e selbst.“

„Wir haben die Lösung selber mit erarbeitet, insofern glauben wir sehr daran“, sagt Waagenbau-Chef John Schierhorn. „Was wir nicht toll fanden, waren die bisherigen Entwürfe und es gibt auf dem Weg natürlich noch viele Fragen. Wir haben auch keine Lust auf eine Monsterbrü­cke und eine vierspurig­e Straße. Aber wenn man die Brücke so gestaltet, wie wir das gemacht haben, kann man damit leben. Einige Teile der Planungen sollen auch noch mithilfe einer Bürgerbete­iligung entstehen.“

Schierhorn ist davon überzeugt, „bei einer Sanierung wären wir genauso weg gewesen wie bei einem Neubau“. Die Clubbetrei­ber hätten ihrerseits auch mit vielen Ingenieure­n gesprochen, die sich alle einig gewesen seien, dass die Brücke erneuert werden muss. „Wenn man sie gut in den städtebaul­ichen Kontext setzt, ist es keine Monsterbrü­cke mehr. Dann kann es ein Wahrzeiche­n werden, das sich gut gestalten lässt“, so Schierhorn. Früher war er selbst Mitbegründ­er und Teil der „Initiative Sternbrück­e“, die gegen die Brücke kämpft. „Wir wollen diesen Kulturstan­dort sichern“, sagt Schierhorn. „Wir waren mal in der Initiative Sternbrück­e, weil wir eine gemeinsame Lösung für den Stadtteil finden wollen. Wir waren aber nie grundsätzl­ich für oder gegen die Brücke.“Die Clubs hätten die Stadt ins Boot geholt, „wir wollten, dass das Kulturhaus entkommerz­ialisiert wird und an eine gemeinnütz­ige Stiftung geht. Das sind alles unsere Ideen, schließlic­h hat keiner eine emotional höhere Bindung zu dieser Brücke als wir Clubs.“

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