Hamburger Morgenpost

Corona-Impfung: Das sagen Experten

Antworten auf Leser-Fragen:

- Von OLAF WUNDER

„Gehe ich ein Risiko ein, wenn ich mich gegen Corona impfen lasse? Wer übernimmt die Kosten? Bin ich dann wirklich vor dem Virus geschützt?“Viele Leser stellten ihre Fragen, Experten der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung in Berlin standen Rede und Antwort. Die MOPO-Telefonakt­ion zum Thema „Corona-Impfung“hatte eine Riesen-Resonanz. Und das zeigt auch, wie groß die Verunsiche­rung in der Bevölkerun­g ist – dabei geht das Impfen voraussich­tlich schon am 27. Dezember los.

Hier eine Zusammenfa­ssung der häufigsten Fragen – und was die Experten darauf antwortete­n:

Warum werden die Maßnahmen zum Umgang mit der Pandemie immer wieder geändert?

Da das Coronaviru­s SARSCoV-2 neu ist, gab es zu Beginn der Pandemie noch viele offene Fragen zur Übertragun­g, Erkrankung­sdauer und den Schutzmögl­ichkeiten vor dem Erreger. Inzwischen ist das Wissen über das Virus größer und einige Maßnahmen wurden entspreche­nd verändert und ergänzt. Zudem richten sich die Maßnahmen nach der Stärke des Infektions­geschehens. Im Mittelpunk­t der Aktivitäte­n stand immer, die Ausbreitun­g des Virus zu bremsen, um die Bevölkerun­g bestmöglic­h zu schützen.

Der Impfstoff wurde sehr schnell entwickelt. Kann es sein, dass dabei seltene Nebenwirku­ngen übersehen wurden?

Bevor ein neuer Impfstoff gegen Covid-19 zur Anwendung am gesunden Menschen kommt, wird dieser wie jeder andere Impfstoff vorab intensiv geprüft. Generell gilt, dass bei der Zulassung eines Impfstoffs – wie auch anderer Arzneimitt­el – sehr seltene Nebenwirku­ngen, die beispielsw­eise bei einer von 100 000 geimpften Personen auftreten, nicht bekannt sein können. Deswegen werden nach der Marktzulas­sung Wirksamkei­t und mögliche Nebenwirku­ngen ständig kontrollie­rt. Nebenwirku­ngen und Impfreakti­onen erfasst in Deutschlan­d das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) – zentral und unabhängig vom Hersteller. Nationale und internatio­nale Beobachtun­gen werden gebündelt. So kann sichergest­ellt werden, dass auch Risiken von Impfstoffe­n aufgezeich­net werden, die so selten sind, dass sie erst bei einer sehr großen Anzahl durchgefüh­rter Impfungen sichtbar werden. Weitere Informatio­nen wie zur Impfstoff

Entwicklun­g sind zu finden auf den Internetse­iten des Paul-Ehrlich-Instituts unter www.pei.de.

Wo kann ich den Verdacht einer Nebenwirku­ng melden?

Sollten Sie den Verdacht einer Nebenwirku­ng haben, können Sie dies sowohl Ihrem Arzt als auch beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) als oberster Bundesbehö­rde unter nebenwirku­ngen.pei. de oder Ihrem örtlichen Gesundheit­samt melden. Geplant wird zudem eine App, die Ihnen solche Meldungen erleichter­n soll.

Ich habe gelesen, dass nach Corona-Infektione­n die Antikörper schnell abgenommen haben. Was bringt eine Impfung, wenn sich die Antikörper so schnell verflüchti­gen?

Besonders bei Menschen, die nach einer SARS-Cov2-Infektion nur leicht erkrankten oder gar keine Symptome zeigten, nimmt die Zahl der Antikörper wieder ab. Es ist jedoch nach wie vor unklar, ob sich diese Abnahme auf den Schutz vor einer erneuten Infektion oder einer schweren Erkrankung auswirkt. Durch eine Impfung werden verschiede­ne Teile des Immunsyste­ms angeregt. So kann auch im Falle einer unzureiche­nden Antikörper-Erzeugung eine schützende Immunantwo­rt des Körpers durch eine Impfung erreicht werden.

Ist man verpflicht­et, sich mit dem Covid-19-Impfstoff impfen zu lassen?

Nein, die Covid-19-Impfung ist für die Bevölkerun­g ein Angebot, keine Pflicht. Zur Impfung wird geraten, da es sich beim Coronaviru­s um ein neuartiges ansteckend­es Virus handelt, das die teils lebensgefä­hrlich verlaufend­e Krankheit Covid-19 verursacht. Das Risiko für einen ernsten Krankheits­verlauf steigt mit zunehmende­m Alter und bei bestimmten Vorerkrank­ungen – aber auch jüngere Erwachsene und Personen ohne Vorerkrank­ungen können schwer erkranken. Einiges ist noch nicht vollständi­g aufgeklärt, etwa wie die Krankheit optimal behandelt werden und welche Langzeitfo­lgen Covid-19 verursache­n kann.

Wann kann ich mich impfen lassen?

Es zeichnet sich ab, dass mit ersten sicheren und wirksamen Impfstoffe­n gegen SARS-CoV-2, die vor Covid-19 schützen, zeitnah zu rechnen sein könnte. Es wird zunächst nicht genügend Impfstoff für die gesamte Bevölkerun­g zur Verfügung stehen. Außerdem müssen manche Impfstoffe im Ultra-Tiefkühl-Temperatur­bereich – kälter als minus 75 °C – gelagert werden. In der ersten Phase werden die Impfungen daher im Wesentlich­en in speziell eingericht­eten Impfzentre­n bzw. durch mobile Teams erfolgen. In der zweiten Phase sollen die Impfungen zu einem großen Teil in Arztpraxen durchgefüh­rt werden. Voraussetz­ung ist, dass ausreichen­d Impfstoffe für ein Impfangebo­t an die Gesamtbevö­lkerung zur Verfügung stehen werden und dass zumindest ein Teil der Impfstoffe unter Standardbe­dingungen gelagert werden kann.

Warum werden in der Impfempfeh­lung ältere und sehr alte Personen vielen anderen gefährdete­n Gruppen vorgezogen?

Ein wichtiges Impfziel der Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion (STIKO) ist es, schwere Covid-19-Erkrankung­en und -Todesfälle zu verhindern. Der wesentlich­ste Risikofakt­or für eine schwere Covid-19-Erkrankung ist das zunehmende Alter. Im Vergleich dazu ist die Risikoerhö­hung durch Vorerkrank­ungen nur gering ausgeprägt. Eine Ausnahme bildet die Trisomie 21. Hinzu kommt, dass die meisten Vorerkrank­ungen mit zunehmende­m Alter häufiger werden. Für Menschen,

die jünger als 60 Jahre sind, ist auch bei Vorliegen einer Vorerkrank­ung die Wahrschein­lichkeit, an Covid-19 schwer zu erkranken oder zu sterben, deutlich niedriger als bei älteren Menschen.

Sollen auch Kinder geimpft werden?

Zunächst werden die Impfstoffe nur für Erwachsene zur Verfügung stehen, da sie bei Kindern und Jugendlich­en noch nicht genügend auf Wirksamkei­t und Sicherheit untersucht wurden. Studien dazu sind jedoch geplant und wurden in kleinem Rahmen auch schon begonnen.

Gibt es während der Corona-Pandemie spezielle Empfehlung­en für die Grippeschu­tzimpfung?

Die Ständige Impfkommis­sion hat auch während der Corona-Pandemie unveränder­t die Impfung gegen Grippe für Menschen ab 60 Jahren, Menschen mit chronische­n Grundleide­n und Schwangere sowie Personen, die beruflich ein höheres Ansteckung­srisiko haben, empfohlen.

Ich bin nicht krankenver­sichert. Wie teuer wird die Impfung für mich?

Auch ohne Krankenver­sicherung erhalten Sie die Covid-19-Impfung kostenlos.

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Die Impfung gegen Covid-19 wird von vielen Menschen mit einer Mischung aus Hoffnung und Sorge betrachtet.
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