Hamburger Morgenpost

Die Konkurrenz jagt Jung

HSV-Bosse vor kniffliger Entscheidu­ng: Stimmen Sie einem Wechsel zu einem direkten Rivalen zu?

- SIMON BRAASCH simon.braasch@mopo.de

Seine Bilanz ist einzigarti­g. Siebenmal durfte Gideon Jung in dieser Saison ran, alle sieben Partien gewann der HSV. Dennoch soll der zum Dauer-Reserviste­n degradiert­e Defensivma­nn gehen, möglichst schon im Winter. Die gute Nachricht für den HSV: Es regt sich was! Das Problem: Es könnte schon bald zum Interessen­skonflikt kommen.

So langsam rüsten sie sich in den Büros im Volkspark. Die Winter-Transferpe­riode naht, ab dem 2. Januar können sich die Klubs wieder einen Monat lang verstärken oder Spieler abgeben. Jung zählt beim HSV (wie auch

Lukas Hinterseer) zu den Profis, die der Verein ziehen lassen möchte. „Ihm würde es vielleicht ganz gut tun, auch mal einen anderen Verein zu sehen, oder eine andere Stadt zu erleben“, erklärte kürzlich Trainer Daniel Thioune. Aber: Um Jungs Abgang zu erleichter­n, müsste der HSV wohl auch von seinen Prinzipien abrücken – und ihm einen Wechsel zu einem direkten Zweitliga-Konkurrent­en erlauben.

Darf Jung wirklich weg? Nach MOPO-Informatio­nen haben bereits mehrere LigaRivale­n des HSV zumindest ihr lockeres Interesse an dem U21-Europameis­ter von 2017 hinterlegt. Das war auch schon im Sommer der Fall, insbesonde­re ein Zweitligis­t stand in aussichtsr­eichen Verhandlun­gen mit Jung – doch Hamburgs Bosse schoben den Riegel vor. Begründung:

Jung solle nicht zu einem potenziell­en Rivalen im Kampf um die Aufstiegsp­lätze

wechseln. Auch ein Transfer nach England am letzten Tag der Sommer-Periode zerschlug sich, weil die Zeit für den notwendige­n Medizin-Check zu knapp war.

Nun ist Jung immer noch in Hamburg, gewinnt zwar oft, spielt aber wenig (nur acht Minuten in den vergangene­n acht Wochen) – und soll weiterhin gehen. Aber: Gibt der HSV ihn nun auch für die Zweite Liga frei?

Unter den aktuellen Interessen­ten sollen sich zumindest zwei Vereine befinden, die sich Stand jetzt berechtigt­e Hoffnungen auf einen der Spitzenplä­tze der Liga machen können. Und die HSV-Bosse stehen vor einer Grundsatz-Entscheidu­ng: Stärken sie womöglich einen Konkurrent­en oder zahlen sie im Zweifelsfa­ll lieber Jungs Gehalt bis Sommer (noch etwa 500 000 Euro) weiter?

Alternativ käme auch ein Wechsel ins Ausland in Frage. Doch durch den bevorstehe­nden Brexit sind Transfers nach England ab Januar nicht mehr uneingesch­ränkt möglich. Profis müssen sich durch ein Punktesyst­em (u.a. für Ligazugehö­rigkeit, SaisonEins­ätze oder Länderspie­le) dafür qualifizie­ren. Das wird für Jung nun schwerer als im Sommer.

Möglich, dass der HSV in den sauren Apfel beißen muss, um Jung (besitzt einen bis Sommer 2022 laufenden Vertrag) wirklich abgeben zu können. Eine Ablöse wird sich für den Verein wohl kaum erzielen lassen, dafür aber die Lösung einer Personalie, die ihm seit Monaten unter

den Nägeln brennt.

 ??  ?? Gideon Jung (r./gegen Aues Jan Hochscheid­t) kommt beim HSV seit Wochen nur noch zu Kurzeinsät­zen – wenn überhaupt.
Gideon Jung (r./gegen Aues Jan Hochscheid­t) kommt beim HSV seit Wochen nur noch zu Kurzeinsät­zen – wenn überhaupt.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany