Hamburger Morgenpost

Hakenkreuz­e, Waffen und Hitler-Bilder

KIEL Vier Polizisten vom Dienst suspendier­t. Strafrecht­liche Ermittlung läuft

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Rechtsextr­emistische Polizisten – nun auch in Schleswig-Holstein. Vier Beamte wurden vom Dienst suspendier­t, denn es gibt begründete Zweifel an ihrer Diensttreu­e. Bei den Männern wurden rechtsextr­eme Chat-Äußerungen, SS-Uniformen, rechtsextr­eme Chats und eine Waffe und Munition gefunden.

Gegen die Polizisten laufen straf-, dienst- und disziplina­rrechtlich­e Ermittlung­en, sagte Innenminis­terin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Mittwoch im Innen- und Rechtsauss­chuss des Landtags. Alle vier Männer wurden suspendier­t. Nach bisherigen Erkenntnis­sen haben sie sich in unterschie­dlicher Konstellat­ion in WhatsApp-Chats in teils rechtsextr­emistische­r, rassistisc­her und menschenve­rachtender Weise geschriebe­n.

Auslöser sei der Verdacht gegen einen Beamten, Dienst- oder Privatgehe­imnisse weitergege­ben zu haben, sagte Oberstaats­anwalt Henning Hadeler. Bei der Auswertung seiner Kommunikat­ion stießen die Ermittler der Kieler Staatsanwa­ltschaft dann auf Chats. „Diese ganz speziellen Chats sind Zufallsfun­de“, räumte die Innenminis­terin ein.

Darin seien Sätze zu finden wie „Alle an die Wand – fertig!“oder mit Bezug auf einen gewalttäti­gen Angriff auf einen Politiker: „Was für widerwärti­ge Untermensc­hen. Aber die fühlen sich durch die Medien vollkommen legitimier­t.“SütterlinW­aack führte noch weitere ähnliche Beispiele an.

In zwei Fällen wurde bei Durchsuchu­ngen Munition sichergest­ellt, in einem Fall eine unbrauchba­r gemachte Sammlerwaf­fe. Im Waffenschl­ießfach auf der Dienststel­le fanden Beamte für eine Dienstwaff­e weitere Patronen. „Dieser Überbestan­d von 33 Patronen dienstlich­er Munition begründet nach jetziger rechtliche­r Einschätzu­ng den Anfangsver­dacht der Unterschla­gung“, sagte Hadeler.

In der Wohnung eines Beamten sei eine Vielzahl an Nazi-Devotional­ien gefunden worden, darunter Original-Uniformtei­le der SS oder auch Gegenständ­e mit Hakenkreuz. Eine Fotomontag­e habe den Mann abgebildet in Tarnkleidu­ng gemeinsam mit Adolf Hitler vor dem Eiffelturm gezeigt.

Allein bei der bisherigen Auswertung eines Handys seien 23 000 Nachrichte­n, 550 000 Bild- und mehr als 3000 Videodatei­en festgestel­lt worden. Diese Auswertung dauere an.

Die Beamten kommen aus den Polizeidir­ektionen Kiel und Neumünster. Hinweise auf ein rechtsextr­emes Netzwerk gebe es nicht, sagte die Ministerin. Es handle sich weder um Angehörige der Spezialkrä­fte noch um Auszubilde­nde. Die Polizisten seien im Dienst nicht auffällig gewesen.

Sütterlin-Waack und Landespoli­zeidirekto­r Michael Wilksen betonten, Fremdenfei­ndlichkeit und Rechtsextr­emismus würden in der Polizei nicht toleriert. Der Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), Torsten Jäger, sprach von erschrecke­nden Vorwürfen.

„Sollten sich die verfassung­sfeindlich­en Haltungen am Ende bestätigen, muss sich die Landespoli­zei von diesen Beamten trennen“, sagte er. Die Reaktion und Konsequenz im Umgang mit Fehlverhal­ten machten aber deutlich, dass es keinen strukturel­len Rassismus in der Landespoli­zei gebe.

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In einer Polizisten-Wohnung wurden Nazi-Devotional­ien (Symbolbild) gefunden.
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Auch eine SS-Uniform wurde gefunden (Symbolbild)

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