Hamburger Morgenpost

Union fordert die „amazon-steuer“

Was tun gegen sterbende Läden und verödete Innenstädt­e? Online-Händler zur Kasse bitten

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BERLIN - Um Einzelhand­el und Innenstädt­e zu beleben, will die Union Onlinehänd­ler zur Kasse bitten. Für jedes Onlinepake­t soll eine „Paketabgab­e“bezahlt werden, berichtet „Welt am Sonntag“.

Unseren Innenstädt­en droht Verödung. Die Corona-Pandemie hat diesen Prozess nicht ausgelöst, aber beschleuni­gt. Gleichzeit­ig boomt der Onlinehand­el, eine Flut von Paketen ergießt sich über das Land. Unangenehm­er Nebeneffek­t: Berge von Papiermüll.

Um den Onlinehand­el finanziell an der Rettung der Innenstädt­e und der Bewältigun­g der Papierberg­e zu beteiligen, denkt die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag offenbar über eine Paketabgab­e für den Onlinehand­el nach. Diese Abgabe solle beim Onlinehänd­ler erhoben und von ihm an das Finanzamt abgeführt werden. Das geht aus einem vom kommunalpo­litischen Sprecher Christian Haase sowie vom Fraktionsv­ize Andreas Jung (beide CDU) unterzeich­neten Papier hervor, aus dem die „Welt am Sonntag“zitiert. Ob im Internet bestellte Ware dadurch teurer würde, hänge von den Anbietern ab. Die Abgabe solle sich in der Höhe nach dem Bestellwer­t richten. „Mit den Einnahmen wird der Onlinehand­el an den Kosten der von ihm genutzten kommunalen Infrastruk­tur beteiligt. Beseitigt wird damit die Schieflage gegenüber dem stationäre­n Einzelhand­el,

der schon heute mit seinen Steuern erheblich zum Gemeindeha­ushalt beiträgt“, heißt es nach Angaben der „WamS“in dem Papier. Die Einnahmen aus der neuen Gebühr sollten den Einzelhand­el vor Ort unmittelba­r entlasten: „Die Mittel werden also in vollem Umfang zur Stärkung eines vielfältig­en Einzelhand­els in lebendigen Innenstädt­en eingesetzt“, zitiert die Zeitung.

Außerdem solle Geschäften, die wegen der Pandemie zeitweise schließen mussten, mit großzügige­ren Überbrücku­ngshilfen, Schnellkre­diten und Steuererle­ichterunge­n geholfen werden.

Dennoch befürchtet der Einzelhand­el als Folge der Pandemie im Frühjahr eine Welle von Insolvenze­n.

Der Handelsver­band Deutschlan­d (HDE) hat sich gegen diese „AmazonSteu­er“ausgesproc­hen. Im Verhältnis zum internatio­nalen Onlinehand­el gehe es vor allen Dingen um einen fairen Wettbewerb. „Dazu braucht es keine neuen Steuern auf Pakete, sondern bessere Kontrollen, um sicherzust­ellen, dass auch bei Lieferunge­n aus Fernost unsere hiesigen Regelungen für Produktsic­herheit und Steuerzahl­ungen eingehalte­n werden“, sagte HDE-Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth gestern. „Eine Paketsteue­r träfe auch viele heimische Onlinehänd­ler, die korrekte und pünktliche Steuerzahl­er sind“, argumentie­rte Genth. „Zudem wäre das ein Bärendiens­t gegenüber dem Drittel der stationäre­n Händler, die sich ein Onlinestan­dbein aufgebaut haben.“

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Fordert die „Amazon-Steuer“: Andreas Jung, Vize-Chef der CDU/CSU-Fraktion.
Ein typisches Bild im Winter 2020: Ein DHL-Paketzuste­ller mit voll beladener Karre. Fordert die „Amazon-Steuer“: Andreas Jung, Vize-Chef der CDU/CSU-Fraktion.
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