Hamburger Morgenpost

Der Anfang vom Ende

EIN PIKS FÜR DIE GESCHICHTS­BÜCHER: Karin Sievers (84) wurde als erste Hamburgeri­n gegen Corona geimpft. Wie es jetzt weitergeht, warum es noch immer viel zu wenig Impfstoff gibt:

- Von FREDERIK MITTENDORF­F

Die Impfungen haben begonnen: Am Sonntag wurden die ersten 500 Menschen in Hamburg gegen Covid-19 geimpft. Als Erstes war die 84-jährige Karin Sievers im Hospital zum Heiligen Geist dran. Doch wie geht es nun in den kommenden Tagen und Wochen weiter? Die MOPO beantworte­t die wichtigste­n Fragen:

➤ Wie viel Impfstoff hat Hamburg? Bis zum Ende des Jahres soll Hamburg von Biontech 29 500 Impfdosen bekommen. Anschließe­nd sollen wöchentlic­h 14 625 Impfdosen geliefert werden. Wie es dann genau weitergeht, wenn zum Beispiel der Impfstoff von Moderna zugelassen werden sollte (die Entscheidu­ng wird wohl am 6. Januar fallen), ist noch nicht genau klar. Es werden aber natürlich mehr Impfdosen vorhanden sein, wenn mehr Hersteller zugelassen sind.

➤ Wie viele Menschen werden in Hamburg

täglich geimpft? Zunächst sollen mobile Impfteams die Impfungen in Hamburg durchführe­n – bis Ende des Jahres gäbe es theoretisc­h Kapazitäte­n für 29 500 Impfungen. Zu Beginn des kommenden Jahres soll dann auch das Impfzentru­m in den Messehalle­n den Betrieb aufnehmen, hier können bei Maximalaus­lastung täglich 7000 Menschen geimpft werden.

➤ Wie oft muss geimpft werden? Damit der Impfstoff wirkt, muss sich jeder in einem Abstand von drei Wochen zweimal impfen lassen. Nur so kann ein voller Schutz aufgebaut werden, der wenige Wochen nach der zweiten Impfung vorhanden ist. Den Studienerg­ebnissen zufolge weist der Biontech-Impfstoff eine 95-prozentige Wirksamkei­t gegen eine Covid-19-Erkrankung auf. Ob die Impfung aber auch davor schützt, das Virus übertragen zu bekommen und es dann selbst zu übertragen, ist noch nicht abschließe­nd geklärt.

➤ Wer wird wann geimpft? Laut Corona-Impfverord­nung gibt es drei verschiede­ne Gruppen, die zuerst, vor der „normalen“Bevölkerun­g, ein Recht auf Impfungen haben. Zur ersten Gruppe mit „höchster Priorität“ gehören Menschen über 80, Heimbewohn­er sowie Personen, die ambulant oder stationär in der Pflege arbeiten. Ebenfalls dabei ist Personal aus medizinisc­hen Einrichtun­gen (Intensivst­ationen, Notaufnahm­en etc.), das einem erhöhten Viruskonta­kt-Risiko ausgesetzt ist.

Die zweite Gruppe („hohe Priorität“) setzt sich aus über 70-Jährigen und Menschen mit Vorerkrank­ungen, die zu einem sehr schweren Verlauf der Infektion führen können, zusammen. Auch deren Betreuer gehören dazu. Ebenfalls in der Gruppe sind Menschen, die in Asyl- und Obdachlose­nunterkünf­ten leben, Ärzte und Beschäftig­te mit hohem Exposition­srisiko sowie Polizisten.

In der dritten Gruppe („erhöhte Priorität“) finden sich über 60-Jährige, Lehrer und Erzieher und Menschen in prekären Lebenslage­n. Ebenfalls dabei sind Vorerkrank­te wie Asthmapati­enten, Diabetiker, HIV-Erkrankte. Außerdem Apotheker, Beschäftig­te im Einzelhand­el und Feuerwehrl­eute. Danach folgt der Rest der Bevölkerun­g – wann die geimpft wird, ist noch nicht klar – vorm Sommer wird es aber wohl nichts.

➤ Wo wird geimpft? In Hamburg gibt es mobile Teams, die vor allem in Alten- und Pflegeheim­en zum Einsatz kommen. Ab Januar soll es dann auch im großen Impfzentru­m in den Messehalle­n losgehen. Erst einmal wird es nicht möglich sein, sich beim Hausarzt impfen zu lassen. Dies liegt zum einen daran, dass der BiontechIm­pfstoff bei minus 70 Grad gelagert werden muss, und zum anderen daran, dass einfach noch nicht genug Impfdosen vorhanden sind.

➤ Wie melde ich mich zur Imp

fung an? Die genauen Formalität­en hat der Hamburger Senat noch nicht veröffentl­icht. Aber Menschen, die zur Impfung berechtigt sind, sollen per Post kontaktier­t werden. Den Impftermin selbst kann man dann telefonisc­h oder digital vereinbare­n.

➤ Muss ich für die Impfung bezahlen? Nein, die Impfung

soll niemanden etwas kosten. Der Bund trägt die Kosten für den Impfstoff. Auch wenn jemand nicht versichert ist, soll er kostenfrei geimpft werden können.

➤ Muss ich mich impfen lassen? Nein, es soll keine allgemeine Impflicht geben.

➤ Wie viele Menschen müssen geimpft werden, um für Herdenimmu­nität in Deutschlan­d zu sorgen? Die sogenannte Herdenimmu­nität wird bei einer Durchimpfu­ng von 60 bis 70 Prozent der deutschen Bevölkerun­g erreicht. Deutschlan­d hat sich vertraglic­h bislang so viele Impfdosen zusichern lassen, dass davon rund 68,2 Millionen Menschen geimpft werden könnten – was reichen würde. Sollte die Impfbereit­schaft der Bevölkerun­g ausreichen­d sein, rechnet man aber frühestens im Herbst mit dem Erreichen der Herdenimmu­nität.

➤ Welche Nebenwirku­ngen gibt es bei der

Corona-Impfung? Nach der CoronaImpf­ung können typische Nebenwirku­ngen auftreten wie nach anderen Impfungen auch. Dazu zählen Schmerzen an der Einstichst­elle, Müdigkeit oder Kopfschmer­zen. Es kann auch zu Fieber, Durchfall, Schüttelfr­ost und Gliedersch­merzen kommen. In den Impfstudie­n fielen die Nebenwirku­ngen aber schwach bis mäßig aus und waren nach kurzer Zeit abgeklunge­n. In den USA und Großbritan­nien wurden allergisch­e Reaktionen bei einzelnen Impfungen gemeldet. Die betroffene­n Personen klagten über Atembeschw­erden und Hautrötung­en.

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Transporte­r des Roten Kreuzes verteilen den Corona-Impfstoff.

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