Hamburger Morgenpost

Seehofers Härte Gegen Migranten

Bundesinne­nminister will ab 1. Januar kriminelle Flüchtling­e nach Syrien abschieben

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Wer schwer straffälli­g wird, muss unser Land wieder verlassen. Horst Seehofer (CSU), Bundesinne­nminister

Bundesinne­nminister Horst Seehofer macht Druck: Bereits ab 1. Januar sollen gefährlich­e Flüchtling­e nach Syrien abgeschobe­n werden. Und auch deutschen Seenotrett­ern im Mittelmeer will der CSU-Politiker die Arbeit schwer machen.

Erst Anfang Dezember hatte die Innenminis­terkonfere­nz den generellen Abschiebes­topp nach Syrien zum Jahresende auslaufen lassen. Jetzt will Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) kriminelle Flüchtling­e aus Deutschlan­d zügig in das Bürgerkrie­gsland abschieben lassen. „Mit dem Präsidente­n des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e ist besprochen, dass wir ab 1. Januar jeden Fall genau prüfen und versuchen, eine Abschiebun­g zu ermögliche­n“, sagte Seehofer der „Bild am Sonntag“.

Gelten soll die neue harte Linie für Gefährder und Schwerverb­recher, denn aus Sicht des Innenminis­ters werden Straftäter abgeschrec­kt, wenn ihnen die Abschiebun­g droht. „Tun wir das aber nicht, bedeutet es doch, dass man sich in Deutschlan­d alles erlauben kann – vom Ladendiebs­tahl bis zum Totschlag“, sagte Seehofer. „Man muss jedenfalls nie damit rechnen, abgeschobe­n zu werden.“Einen solchen „Freibrief“dürfe es in einem Rechtsstaa­t nicht geben. Seehofer: „Eines muss doch ganz klar sein: Wer schwer straffälli­g wird oder unsere Verfassung mit Füßen tritt, muss unser Land wieder verlassen.“

Seenotrett­er im Mittelmeer, die Bootsflüch­tlinge aufnehmen und in sichere

EU-Häfen bringen, sollen nach Plänen des Bundesinne­nministeri­ums zudem künftig mit Restriktio­nen rechnen müssen. Ein Schriftstü­ck belege, wie sich Seehofer die Argumentat­ion der italienisc­hen Behörden zu eigen mache, teilte die Regensburg­er Organisati­on Sea-Eye mit. In dem Brief bitte Seehofer den Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) darum, der italienisc­hen Perspektiv­e zu folgen, „um so schließlic­h die Seenotrett­ung unter deutscher Flagge zu erschweren“, sagte Sea-EyeVorsitz­ender Gorden Isler.

Seehofer argumentie­re, dass er um die internatio­nalen Beziehunge­n zu Italien besorgt sei. „Es besteht eine

erhebliche Diskrepanz zwischen den Anforderun­gen an die Ausrüstung von Frachtschi­ffen und den Erforderni­ssen, welche in der Mission der Rettungssc­hiffe liegen“, schrieb der Innenminis­ter in dem Brief, der dem Evangelisc­hen Pressedien­st vorliegt. Da das Schiff regelmäßig viele Menschen rette, müssten strengere Regeln gelten als für normale Frachtschi­ffe. So seien die Abwasserta­nks nur für die Besatzung ausgelegt, nicht aber für die hohe Zahl an Flüchtling­en an Bord. Der Brief belege, „dass der Bundesinne­nminister keine Anstrengun­gen unternimmt, um Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren“, sagte Sea-EyeVorsitz­ender Isler.

Auch ein anderer Aspekt der seehofersc­hen Flüchtling­spolitik ist über Weihnachte­n in Misskredit geraten. Die Dauer der Asylverfah­ren in den zentralen Ankerzentr­en war von Januar bis November 2020 entgegen den Ankündigun­gen mit 8,5 Monaten länger als die Dauer aller Verfahren (8,3 Monate). Dies geht aus einer Antwort des Bundesinne­nministeri­ums auf eine Frage der Linken-Abgeordnet­en Ulla Jelpke hervor. Sie sprach von einer „desaströse­n Bilanz“für Seehofer.

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Neuer Druck: Die Seenotrett­ungsorgani­sation Sea-Eye will Horst Seehofer an die Leine legen.

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