So eine Tournee gab’s noch nie!
SKISPRINGEN Kindergärtner will die Deutschen vor leeren Rängen schlagen
In gespenstisch leeren Stadien will Markus Eisenbichler den allerletzten Makel einer ganzen deutschen Skisprung-Generation beseitigen. Nach einer Dekade mit WM-Titeln, Olympiasiegen und sogar einem Gesamtweltcup-Triumph soll im Corona-Winter endlich gelingen, was seit Sven Hannawald vor 19 Jahren keinem Deutschen mehr vergönnt war: der Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee.
„Wenn man die Tournee gewinnt, kann man das mit einem Olympia
Sieg gleichstellen. Ich hoffe, dass ich sie gewinnen kann“, sagt der amtierende Weltmeister Eisenbichler. Da Skiflug-Weltmeister Karl Geiger die Tournee nach überstandener Corona-Infektion mit
Trainingsrückstand bestreitet, ist „Eisei“die unbestritten größte Hoffnung auf einen deutschen Gesamtsieg.
Der 29-jährige Bayer verbrachte Weihnachten mit Eltern und Freundin im Chiemgau – Entspannung vorm heutigen Qualifikations-Springen (16.30 Uhr/ ZDF und Eurosport) in Oberstdorf. In den vergangenen fünf Jahren schafften es fünf verschiedene Deutsche aufs Podest, nur nicht nach ganz oben. „Wir sind immer an einem Überflieger gescheitert“, sagt der langjährige Bundestrainer Werner Schuster: „Es bleibt den Deutschen nichts, als selbst den Überflieger zu stellen.“
Bisher kam der Überflieger aber aus Norwegen: Halvor Egner Granerud, Gewinner der letzten fünf WeltcupSpringen und Urenkel von Thorbjörn Egner, dem Erfinder der Zahnputz-Trolle Karius und Baktus. Als es mit dem Skispringen nicht so richtig lief, half Granerud in einem Kindergarten in Trondheim aus. „Halvor ist großartig. Die Jungs und Mädchen waren richtig glücklich bei ihm“, berichtet Leiterin Theresa Dahl.
„Als Leistungssportler sind alle Tage irgendwie gleich“, erklärt der 24-Jährige: „Ich wollte mal etwas machen, das ich mir auch nach meiner Karriere vorstellen könnte.” Markus Eisenbichler und Co. wollen verhindern, dass Trondheims Kinder vielleicht schon bald von einem Tournee-Sieger betreut werden.