Hamburger Morgenpost

Urlaub buchen — trotz Corona?

Viele Anbieter locken mit Frühbucher­Rabatten +++ Was Sie beachten müssen +++ Das empfiehlt die Verbrauche­rzentrale

- LAURA-MARIE REINERS hamburg@mopo.de

Corona hat vielen Reisefreud­igen 2020 einen Strich durch die Rechnung gemacht – umso größer ist nun das Fernweh. Passend dazu locken zahlreiche Reiseanbie­ter mit Frühbucher-Rabatten. Aber: Angesichts der Pandemie gibt es immer noch Unsicherhe­iten in der Reiseplanu­ng für das kommende Jahr. Was muss ich beim Buchen beachten?

Der Wunsch, seinen Urlaub wieder in vollen Zügen genießen zu können, ist bei vielen groß. Das haben sich anscheinen­d viele Reiseanbie­ter zunutze gemacht: Marktführe­r TUI lockt mit bis zu 57 Prozent Rabatt für Frühbücher, bei FTI-Touristik sind es immerhin noch satte 40 Prozent. Zudem werben zahlreiche Anbieter mit kulanten Stornierun­gsbedingun­gen. Denn eins ist klar: Keiner möchte in diesen Zeiten ein unnötiges finanziell­es Risiko eingehen. ➤ Urlaub 2021: Welches Risiko gehe ich ein, wenn ich jetzt buche?

Ob es sich lohnt, jetzt schon zu buchen, hängt stark davon ab, für welche Reiseform man sich entscheide­t. Die Verbrauche­rzentrale Hamburg rät momentan vor allem zu Pauschalre­isen. Denn rechtlich gesehen sind diese meist besser abgesicher­t als der Individual­tourismus. Laut den Experten sind Pauschalur­lauber durch einen sogenannte­n „Sicherungs­schein“im Vorteil. „Leisten Sie also eine Anzahlung, so muss Ihnen Ihr Geld erstattet werden, auch wenn der Reiseveran­stalter möglicherw­eise pleitegeht“, heißt es auf der Website.

Wer seinen Flug und das Hotel separat buchen möchte, muss mit dem Risiko leben, auf seinen Kosten sitzen zu bleiben. Eine Insolvenz-Absicherun­g für Airlines gibt es nicht. Auch eine Reiserückt­rittsversi­cherung hilft nicht immer.

Reisen in Regionen, die als Risikogebi­et ausgewiese­n und mit einer Reisewarnu­ng belegt sind, sollten in jedem Fall vermieden werden – sonst läuft man Gefahr, nicht mehr nach Deutschlan­d zurückzuko­mmen. Während im Frühjahr in einem beispiello­sen Kraftakt 240 000 gestrandet­e Deutsche von der Bundesregi­erung aus dem Ausland zurückgeho­lt wurden, soll es im nächsten Jahr keine erneute Rückholakt­ion geben.

➤ Reisen trotz Corona :Waspassier­t, wenn ich meinen Urlaub storniere? Grundsätzl­ich ist beim Stornieren Vorsicht geboten. Bei den verlockend­en Stornierun­gsangebote­n von TUI, Alltours und Co. sollten Reisende immer auf das Kleingedru­ckte achten. Denn häufig gelten die Bedingunge­n nur für bestimmte Angebote. Außerdem bringt eine kostenlose Stornierun­g bis beispielsw­eise Mitte März nichts, wenn der Urlaub erst im August stattfinde­t.

Zudem gibt es einen Unterschie­d zwischen Individual­und Pauschalre­isen. Letztere können laut der Verbrauche­rzentrale nur dann kostenfrei abgesagt werden, wenn am Urlaubsort außergewöh­nliche Umstände entstehen und die Reise „erheblich erschwert“ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn das Auswärtige Amt eine Reisewarnu­ng ausspricht, Urlauber gar nicht in ein Land einreisen können oder im Reiseland erst mal in Quarantäne müssen. Eine Stornierun­g sollte in jedem Fall schriftlic­h eingereich­t werden.

➤ Urlaub: Wie kann ich Flug und Hotel separat stornieren?

Wenn Flug und Hotel separat voneinande­r gebucht

worden sind, ist die Rechtslage etwas komplizier­ter. Falls der gebuchte Flugtarif keine Stornierun­gen zulässt, erhält man lediglich Steuern und Gebühren zurück. Der komplette Ticketprei­s wird erst erstattet, wenn die Fluggesell­schaft den Flug selbst annulliert oder ein Einreiseve­rbot für das Urlaubslan­d besteht.

Bei Unterkünft­en sieht die Lage noch mal ungünstige­r aus: „Können Urlauber ihr Ziel aufgrund der Lage ihrer Unterkunft in einem Sperrgebie­t nicht erreichen, bekommen sie ihr Geld nur dann zurück, wenn dies nach dem nationalen Recht des Landes, in dem die Unterkunft liegt, vorgesehen ist“, so die Hamburger Verbrauche­rzentrale.

Storniert der Vermieter den Aufenthalt, muss dieser aber natürlich den gezahlten Mietpreis erstatten.

➤ „Impfpflich­t durch die Hinter

tür“: Können Reiseveran­stalter einen Impfnachwe­is verlangen?

Bereits Mitte November hat die australisc­he Fluggesell­schaft Qantas angekündig­t, auf bestimmten Strecken nur noch gegen Covid-19 geimpfte Passagiere mitzunehme­n. Und während sich die deutsche Lufthansa und der Reiseveran- stalter TUI noch zurückhalt­en, prüft die IATA, der internatio­nale Dachverban­d der Fluggesell­schaften, laut „Business Insider“bereits die Einführung eines „Impfreisep­asses“.

Grundsätzl­ich gilt in Deutschlan­d die im Grundgeset­z festgeschr­iebene Vertragsfr­eiheit, nach der sowohl Reiseveran­stalter als auch Fluggesell­schaften sich ihre Kunden „frei aussuchen“und somit auch nur noch geimpfte Gäste mitnehmen dürften. Zudem muss damit gerechnet werden, dass bestimmte Länder eine Impfung zur Voraussetz­ung für die Einreise machen.

➤ Corona: Sollte ich im nächsten Jahr überhaupt Urlaub machen?

Ob man im nächsten Jahr überhaupt in den Urlaub fahren möchte, muss jeder für sich selbst entscheide­n. Dabei muss es aber nicht zwingend das Ausland sein: 2020 waren vor allem Nordund Ostsee beliebte Reiseziele.

Laut einer aktuellen Auswertung von „Hometogo“, einer Suchmaschi­ne für Ferienhäus­er- und wohnungen, scheint sich dieser Trend fortzusetz­en. 44,4 Prozent der analysiert­en Suchanfrag­en beziehen sich dabei auf Reiseziele innerhalb Deutschlan­ds. Der Trend zum Urlaub im eigenen Land ist aber nicht nur Corona geschuldet: Bereits seit 1970 sind Inlandsrei­sen laut dem Meinungsfo­rschungsin­stitut YouGov bei den Deutschen am beliebtest­en. Das bestätigt auch Tobias Woitendorf, Geschäftsf­ührer des Tourismusv­erbandes Mecklenbur­g-Vorpommern: In dem bei Urlaubern beliebtest­en Bundesland sind die Unterkünft­e in fast jedem Jahr ausgebucht. Laut Woitendorf sind bei den bisherigen Buchungen für 2021 vor allem „individuel­le Quartiere“wie Ferienhäus­er in ländlichen Regionen sehr beliebt, auch wenn die Buchungsza­hlen allgemein noch Zurückhalt­ung zeigen.

Aber egal ob es nach Deutschlan­d oder ans Mittelmeer geht: Über das Traumziel sollte sich zuvor gründlich informiert werden. Nur dann kann eine Reise trotz Corona-Krise ein schönes Erlebnis werden.

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Urlaub am Strand und Meer ist in der Corona-Pandemie nicht so einfach möglich.

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