Hamburger Morgenpost

Deutsche Kliniken in Akuter Not

Hilferuf aus Krankenhäu­sern: Personalno­t und Löhne gefährdet. Spahns Gehälterga­rantie

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Die Pandemie bringt Deutschlan­ds Krankenhäu­ser an ihre Belastungs­grenze. Neben dem sich verschärfe­nden Personalno­tstand steigt auch finanziell der Druck. Schon befürchtet die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft, dass demnächst Gehälter nicht mehr ausgezahlt werden können. Für diesen Fall hat der Bundesgesu­ndheitsmin­ister jedoch eine Garantie ausgesproc­hen.

Auf die dramatisch­e Situation in den deutschen Krankenhäu­sern hat Gerald Gaß, der Präsident der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft, aufmerksam gemacht. Die Krankenhäu­ser verfügten nur noch begrenzt über finanziell­e Mittel, erklärte er gegenüber dem Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d (RND): „Wenn die Bundesregi­erung die Hilfen nicht deutlich erhöht, werden flächendec­kend Kliniken bereits im ersten Quartal 2021 nicht mehr die Gehälter ihrer Mitarbeite­r zahlen können.“Die Krankenhäu­ser verfügten nur noch begrenzt über finanziell­e Mittel, so Gaß weiter, „das Geld aus der Regelverso­rgung fehlt“.

Als Reaktion darauf gab Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) gestern eine Gehälterga­rantie für die Beschäftig­ten in Krankenhäu­sern ab. „Bund und Länder stehen gemeinsam in der Verantwort­ung. Wir wollen und werden die Liquidität der Krankenhäu­ser in der Krise sichern. Darauf können sich die Beschäftig­ten verlassen“, so Spahn zum RND. Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium kündigte in der Debatte um die Finanzknap­pheit der Kliniken zudem an, dass Bund und Länder Anfang Januar über weitere notwendige Maßnahmen beraten werden. Das Ministeriu­m verwies auch auf die seit Beginn der Pandemie bestehende finanziell­e Unterstütz­ung für Krankenhäu­ser, die Intensivbe­tten für CovidPatie­nten frei hielten. Da sich in Deutschlan­d momentan sehr viele Menschen mit Sars-CoV-2 infizierte­n, habe man diese Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten kürzlich noch einmal erweitert, erklärte eine Ministeriu­mssprecher­in. Zudem würden coronabedi­ngte Mindereinn­ahmen krankenhau­sindividue­ll ermittelt und ausgeglich­en.

Doch nicht allein an Geld fehlt es. Die Corona-Pandemie verstärkt auch den ohnehin bestehende­n Mangel an Pflegekräf­ten in den Kliniken. Darauf machte gestern der Chef der Intensivme­diziner-Vereinigun­g Divi, Uwe Janssens, im ZDF-„Morgenmaga­zin“aufmerksam. „Wir befürchten durch die monatelang­en Belastunge­n, die die Pflegekräf­te jetzt mitgemacht haben auf den Intensivst­ationen, dass wir Anfang kommenden Jahres Leute haben werden, die unter der Last zusammenbr­echen und nicht mehr resilient genug sind und tatsächlic­h dann ins Aus gehen“, so Janssens. „Die Lage auf den Intensivst­ationen ist nach wie vor wirklich sehr angespannt.“Man kämpfe weiter mit den Folgen der hohen Infektions­zahlen der vergangene­n Wochen.

Janssens mahnte ein einheitlic­hes Gesamtkonz­ept der Politik an. Es müsse mit einer Stimme gesprochen werden, und es müssten Ziele weit für das Jahr 2021 formuliert werden. Den Zielwert etwa von 50 Neuinfekti­onen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen nannte Janssens „ein wenig zu hoch gesteckt“. Niedrige Ziele wären für die Medizin und die Belastung des Gesundheit­ssystems „sehr, sehr wichtig“.

Eine „Neueinstei­gerprämie“für Pfleger in Höhe von 5000 Euro fordert die CSULandesg­ruppe, meldete die „Süddeutsch­e Zeitung“.

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 ??  ?? Ein Pflegedien­stmitarbei­ter hält auf einer Demonstrat­ion ein Schild mit der Aufschrift „Applaus zahlt meine Miete nicht!“hoch.
Ein Pflegedien­stmitarbei­ter hält auf einer Demonstrat­ion ein Schild mit der Aufschrift „Applaus zahlt meine Miete nicht!“hoch.
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